Es war ein Jahr, das alles veränderte. Patrizia Laeri verlor ihren Mann nach einem 13-monatigen Kampf gegen einen Hirntumor. «Es war das schmerzlichste Jahr meines Lebens», sagt sie rückblickend.
Die Diagnose war brutal: Noch vier Monate gaben die Ärzte ihm – doch er kämpfte weiter. «Rückblickend bin ich dankbar, dass ich diese Zeit des Abschieds hatte», erzählt Laeri.
Tabuthema Trauer
Offen über Trauer zu sprechen, sei ihr ein Bedürfnis. Sie habe erlebt, wie sehr das Thema noch immer tabuisiert werde. «Ich glaube, das Teilen individueller Geschichten hilft uns als Gesellschaft», erklärt sie.
Niemand kann dir sagen, was kommt. Man ist völlig überfordert – fachlich, emotional und menschlich.
Hilfe fand sie selbst in einem Buch von Sheryl Sandberg, die ihre eigene Erfahrung mit Verlust schildert, sowie auf Social Media. Ein Account über den Hirntumor Glioblastom habe ihr geholfen, sich vorzubereiten: «Niemand kann dir sagen, was kommt. Man ist völlig überfordert – fachlich, emotional und menschlich.»
Sein Vertrauen als Antrieb für die Zukunft
Neben dem Schmerz bleibt die Stärke, die Laeris Mann ihr mit auf den Weg gab. Er glaubte an sie, an ihre Vision. «Er war der Erste, der mir sagte: Du kannst das, mach das», erinnert sie sich.
Er habe sie ermutigt, ihre Finanzplattform Ellexx zu gründen – eine Plattform für Frauen, die sich um finanzielle Unabhängigkeit dreht. «Er hatte die Vision, das grosse Denken, das Frauen oft nicht zugestanden wird», sagt sie. Noch heute ziehe sie Kraft aus seiner Unterstützung: «Jeden Morgen schaue ich auf die Ringe, die er mir geschenkt hat, und sage mir: Ich schaffe das.»
Ich habe unterschätzt, wie es ist, Vater und Mutter gleichzeitig zu sein.
Doch der Verlust stellte sie vor grosse Herausforderungen. Neben ihrer Rolle als Unternehmerin musste sie plötzlich alleine für ihre beiden Kinder sorgen. «Ich habe unterschätzt, wie es ist, Vater und Mutter gleichzeitig zu sein», gibt sie zu. Besonders in der Schweiz, wo die Strukturen für Vereinbarkeit fehlen, sei das schwer. «Es bringt dich an deine Grenzen.»
Trauer braucht konkrete Unterstützung
Auch über den Umgang mit Trauernden hat Laeri klare Worte: «Es gibt kein richtig oder falsch. Für mich war es wichtig, dass Menschen mich ansprachen.» Allgemeine Phrasen wie «Melde dich, wenn du etwas brauchst» seien wenig hilfreich.
Konkrete Gesten seien es, die wirklich tragen: Ein gemeinsamer Ausflug, ein Essen vorbeibringen – einfache Dinge, die dennoch unendlich viel bedeuten.
Ihre Offenheit hat auch ihre Sicht auf andere verändert. «Ich gehe jetzt anders mit trauernden Menschen um. Früher war ich hilflos, zog mich zurück», gibt sie zu. Heute wisse sie, was es braucht: Respekt, Akzeptanz und die Erkenntnis, dass Trauer kein Zeitlimit kennt.
Der Blick nach vorne
Trotz des Verlusts bleibt Laeri eine Kämpferin – auch für die finanzielle Eigenständigkeit von Frauen. «Frauen verdienen immer noch weniger, setzen sich weniger mit ihren Finanzen auseinander», betont sie. Ihre Botschaft ist klar: «Es ist nie zu spät, sich mit Geld zu beschäftigen.» Denn finanzielle Unabhängigkeit sei auch eine Frage von Sicherheit – gerade in Krisenzeiten.
Man braucht im Leben jemanden, der an dich glaubt.
Patrizia Laeris Geschichte ist eine, die zeigt, wie eng Verlust und neue Kraft miteinander verbunden sein können. Der Glaube ihres Mannes an sie bleibt unvergessen. «Man braucht im Leben jemanden, der an dich glaubt», sagt sie. Ein Satz, der sie jeden Tag begleitet.