Ob Lauch oder Salatstrunk, Gemüsereste landen normalerweise im Kompost. Nicht bei den Anhängern des Regrowings. Ihr Prinzip ist simpel. Anstatt grüne Küchenabfälle wegzuwerfen, lässt man sie nachwachsen.
In den sozialen Medien stösst Regrowing auf grosses Interesse. Auf Instagram etwa lassen sich unter dem Hashtag #regrow fast 40’000 Beiträge finden. In Facebookgruppen tauschen sich hunderte Mitglieder über Tipps aus.r
Doch wieso macht man sich überhaupt die Mühe, Gemüsereste einzupflanzen? «Jeder kann zum Hobbygärtner werden, auch wenn man keinen Garten oder Balkon hat», sagt SRF-Gartenfachfrau Silvia Meister.
Das Wiederverwenden von Gemüse sei nachhaltig, schnell und einfach. Fürs Regrowing brauche es zudem kaum Platz, meist reiche ein Fenstersims mit genügend Licht.
Lauch wächst besonders schnell
Gemäss Silvia Meister benötigt man lediglich einen Strunk oder eine Sprosse, sowie ein mit Wasser gefülltes Gefäss. Sie empfiehlt, mit Frühlingszwiebeln oder Lauch anzufangen, da diese besonders schnell nachwachsen.
Ungefähr drei bis fünf Zentimeter des Strunks müssen in ein Gefäss gestellt werden. Dabei sollte nur etwa ein Drittel der Pflanze mit Wasser bedeckt sein. Damit sie nicht zu schimmeln beginnt, sollte das Wasser täglich gewechselt werden.
Die Jungen haben lediglich etwas entdeckt, was die ältere Generation schon länger kennt.
Das Einpflanzen von Gemüse, Kräutern oder Früchten ist eigentlich nichts Neues. Hobbygärtner kennen Regrowing unter dem Begriff vegetative Vermehrung. «Die Jungen haben lediglich etwas entdeckt, was die ältere Generation schon länger kennt», sagt Meister.
Dazu komme die Coronapandemie. Je mehr Zeit man zu Hause verbringt, desto mehr Zeit bleibt für Hobbys in der Wohnung, wie für beispielsweise einen kleinen Garten auf dem Fenstersims.
Sellerie und Salat brauchen Geduld
Im Selbstversuch zeigt sich: Frühlingszwiebeln und Lauch wachsen bereits nach einem Tag sichtbar nach. Nach vier Tagen sind die Pflänzchen bereits mehr als doppelt so hoch. Beim Romanasalat und beim Stangensellerie ist ein wenig mehr Geduld gefragt. Nach vier Tagen sind die kleinen Blätter in der Mitte des Strunks knapp einen Zentimeter nachgewachsen. Bis zur ersten Ernte dürfte es also noch eine Weile dauern.
Sobald die Pflanze im Wasserglas ausgetrieben hat, kann man sie in einen Topf mit Erde pflanzen und sie wächst wieder nach. Der nachgewachsene Teil der Pflanze kann man dann abschneiden und ernten. Gewisse Pflanzen wie Rüebli oder Rande können nur ein bis zwei Mal geerntet werden, Lauch und Frühlingszwiebel in der Regel mehrmals.
Wer sich nun erhofft eine neue Rande zu Hause zu züchten, den müssen wir leider enttäuschen. Knollen und Wurzeln wachsen bei der vegetativen Vermehrung nicht nach, sondern die Pflanze bildet aus dem Strunk neue Blätter.
Sie spriessen unter anderem aus Randen, Rettich oder Rüben und kommen in der Küche vielfältig zum Einsatz. Silvia Meister hat einige Zubereitungstipps: «Am liebsten brate ich die Blätter der Rüebli in der Pfanne an oder ich mache aus Radieschenblättern Pesto.» Je nach Geschmack passen die Blätter auch frisch in einen Salat oder Smoothie.