Der Begriff «Doula» stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel wie «Dienerin der Frau». Doulas begleiten schwangere Frauen auf ihrem Weg in die Mutterschaft. Sie haben keine medizinische Ausbildung und ersetzen weder Hebamme, noch Arzt. Das Rüstzeug für ihre Tätigkeit eignen sie sich während eines zwölftägigen Kurses an. Danach begleiten sie Mütter oder Eltern vor, während und manchmal auch nach der Geburt ein Stück des Weges.
Wir stärken Frauen emotional und spirituell ab Beginn der Schwangerschaft bis hin zur Geburt.
Doulas verstehen sich als Coach: «Wir stärken Frauen emotional und spirituell ab Beginn der Schwangerschaft bis hin zur Geburt», erklärt Doula Nadja Brenneisen. Während der Geburt stehen sie der Hebamme unterstützend zur Seite, damit sich die werdende Mutter dank Atemtechniken oder Rückenmassagen entspannen kann. Sie geben Ratschläge oder ermutigen, wie das auch Väter tun, wenn sie anwesend sind. Sie halten die Hand, wischen den Schweiss vom Gesicht, bieten Getränke an und loben.
Die Doula als Vertraute der Schwangeren
Doulas beraten schwangere Frauen auch schon ein paar Wochen vor der Geburt. Durch die ausführlichen Gespräche entstehe ein Vertrauensverhältnis, das für ihre Arbeit grundlegend sei, meint Nadja Brenneisen: «Da wir die Frauen sehr gut kennen, können wir während der Entbindung sehr individuell schauen, was sie in diesem Moment gerade brauchen». Die Anwesenheit einer Doula kann den Frauen in der aussergewöhnlichen Situation einer Geburt also zusätzlich Sicherheit schenken.
Grenzen stellvertretend verteidigen
Als Doula setzt sich Nadja Brenneisen zudem dafür ein, dass die Grenzen der gebärenden Frauen respektiert werden. Manchmal braucht es nicht einmal Worte, sondern es hilft schon, dass eine zusätzliche Person im Gebärsaal anwesend ist. Doulas können sich auch auf die bestens geschulten Hebammen verlassen. Diese befassen sich während des Studiums von Beginn weg mit Themen wie Einwilligung, Respekt, Nähe-Distanz oder Schutz der Intimsphäre.
Grundsätzlich gilt, dass es für eine vaginale Untersuchung einen medizinischen Grund geben muss und die Frau dazu auch nein sagen kann. Es braucht also ihr Einverständnis. Darüber wird in Kursen zur Geburtsvorbereitung ausführlich informiert.
Auch Nadja Brenneisen weist Frauen im Vorfeld darauf hin, dass es während der Geburt vaginale Untersuchungen geben kann. «Ich ermuntere Frauen, sich zu überlegen, ob das für sie in Ordnung ist oder nicht.» In der Praxis lässt sich eine als übergriffig empfundene Intervention trotzdem nicht immer vermeiden. Wenn es ums Wohl von Mutter und Kind geht, muss manchmal sehr schnell entschieden und gehandelt werden.
Unterstützende Entlastung
Kürzlich begleitete Nadja Brenneisen eine Geburt, bei der die werdende Mutter grosse Angst hatte. Auch ihr Mann habe sich im Spitalkontext nicht wohl gefühlt. Als vertraute Person konnte sie den werdenden Eltern zur Seite stehen. Für diese zusätzliche Unterstützung seien auch Hebamme und Ärztin froh gewesen.
Da wir die Frauen sehr gut kennen, können wir während der Entbindung sehr individuell schauen, was sie in diesem Moment gerade brauchen.
Der Beistand einer Doula kann für ein positives Geburtserlebnis also sehr hilfreich sein. Vor allem auch dann, wenn in einem Spital mehrere Geburten parallel verlaufen. Ist dies der Fall, kann eine Hebamme nicht immer bei einer Gebärenden sein. Mit einer Doula an ihrer Seite, fühlen sich werdende Mütter oder Eltern trotzdem unterstützt.
Viele Frauen oder Paare können sich einen solchen Service jedoch nicht leisten. Wer eine Doula als Geburts-Begleiterin wünscht, muss selbst für die Kosten ab 900 Franken aufkommen. Diese Dienstleistung ist durch die Krankenkasse nicht gedeckt.