Die Untersuchungs- und Aufräumarbeiten im Gotthard-Tunnel dauern weiterhin an, denn 16 der insgesamt 30 Wagen des entgleisten Güterzuges stehen noch immer im Tunnel, wie die SBB mitteilt. Weshalb es zur Entgleisung gekommen ist, untersucht die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle, kurz Sust.
Schuld- und Haftungsfragen klärt nicht die Sust
Die Sust versucht Erkenntnisse zu gewinnen, damit zukünftige Unfall- und Gefahrensituationen verhindert werden und so die Sicherheitsstandards gewährleistet werden können. Im Fall der Entgleisung des Güterzuges vom vergangenen Donnerstag versucht man nachzuvollziehen, was genau passiert ist. Auch stellt sich die Frage, wo und wie es zu dieser Entgleisung gekommen ist. Die Schuld- und Haftungsfrage gehört jedoch nicht zu den Aufgaben der Sust.
Aufwändige Rekonstruktion der Geschehnisse
Der Zug raste mit 100 km/h durch den Tunnel, als es zum Unfall kam. Dabei flogen Einzelteile eines Rades hunderte Meter weit. Das weist, laut Sust, auf einen möglichen Bruch der Radscheibe hin. Diese Teile werden nun metallurgisch im Labor untersucht. So will man herausfinden, wie es zum Bruch des Rades kam.
Die Rekonstruktion eines solchen Unfalles muss man sich wie einen Film vorstellen, den man langsam und rückwärts zu schauen versucht. Dabei werden unter anderem die Geschwindigkeit des Zuges, die Wucht der wegfliegenden Teile und der Fahrtwind zusammengerechnet. Damit kann am Schluss eine Aussage über die Unfallursache gemacht werden.
Belastende Arbeitsbedingungen im Gotthard-Tunnel
Im Tunnel selbst kann man laut Untersuchungsleiter Christoph Kupper nur wenige Stunden arbeiten. Die grösste Herausforderung ist der Zugang zur Unfallstelle – diese ist nur über zwei Einstiegspunkte im Basistunnel möglich. Und: Am Ort der Entgleisung herrschen Temperaturen von rund 42 Grad.
Die Leute müssen medizinisch geprüft werden, um zu schauen, ob sie überhaupt in der Lage sind, unter solchen Bedingungen zu arbeiten.
Neben den Temperaturen erschweren enge Verhältnisse die Arbeitsbedingungen. Die Röhre entspricht einem Querschnitt eines Zuges und für die Aufräumarbeiten stehen schwere und grosse Geräte im Einsatz. «Die Leute müssen medizinisch geprüft werden, um zu schauen, ob sie überhaupt in der Lage sind, unter solchen Bedingungen zu arbeiten. Man hat keinen Rettungswagen da, es kann bis zu 30 Minuten dauern, bis man überhaupt mit einer Bahn vor Ort wäre», so Kupper.