1. Annina Euling
Wenn es ein Schauspiel-Gen gibt – Annina Euling hat es. Bereits im Alter von fünf Jahren stand sie im Theater Freiburg auf der Bühne, gehörte danach zum Jugendensemble und bekam 2006 ihre erste Rolle im Fernsehspielfilm «Schönes Wochenende» von Petra Volpe. Es folgten Rollen im «Tatort», bei «Der Bestatter» und diversen weiteren Kino-Produktionen.
Mit der letzten Rolle hat sie nun wohl endgültig auf sich aufmerksam gemacht: In Hannes Baumgartners «Der Läufer» spielt sie die Freundin Simone, die verzweifelt versucht, mit dem Doppelleben ihres Freundes Jonas umzugehen.
Die Geschichte basiert auf einem wahren Kriminalfall aus dem Jahr 2002. Euling stehen hier Verzweiflung und gleichzeitige Hingabe zu ihrem Partner ins Gesicht geschrieben. Den Preis für die «Beste Darstellung in einer Nebenrolle» hätte sie beim Schweizer Filmpreis 2019 auf jeden Fall verdient.
Nicht minder beachtenswert ist Euling in ihrer Rolle als Elodie im Fernsehspielfilm «Weglaufen geht nicht» (Regisseur: Markus Welter), in der sie eine Paraplegikerin spielt, die durch einen Unfall jäh aus dem Leben gerissen wird – und durch Rollstuhl-Spitzensport neuen Lebensmut schöpft. Vorallem der körperliche Einsatz, den sie für diesen Part geben musste, ist beachtenswert. Zudem musste Euling binnen weniger Wochen in eine völlig neue Lebenswelt eintauchen. 2018 war bereits ihr Jahr – und wir wagen zu munkeln, dass sie 2019 noch einen draufsetzen könnte.
2. Zsofia Körös
Körös (19) ist das Küken unter den Jung-Schauspielerinnen – mit riesigem Potenzial. Im Inzest-Drama «Glaubenberg», der 2018 in Locarno Premiere feierte, spielt sie die junge Schülerin Lena. Lena ist gefangen in einem Traum – mit ihrem eigenen Bruder Noah in einer Beziehung zu sein.
Die Rolle der zerrissenen, unglücklich verliebten Lena ist Zsofia Körös' erste überhaupt. Das ist beeindruckend. Noch beeindruckender ist aber, wie Körös überhaupt in Thomas Imbachs Film kam – per «Casting» im Gymnasium, in dem sie der Regisseur entdeckte. Während eines Jahrs bereitete er die junge Frau auf die anspruchsvolle Rolle vor – mit Erfolg. Die Emotionen, die Körös auf die Leinwand bringt, sind eindrücklich.
Man beachte, dass die Kamera während fast zwei Stunden praktisch nur ihr Gesicht im Fokus hat, das mal Tränen der Glückseligkeit, Verzweiflung und Lust zeigt. Manchem Besucher, der «Glaubenberg» gesehen hat, ist es wahrscheinlich schleierhaft, wie eine derart schauspielerisch unerfahrene junge Frau eine solche Bombenleistung aufs Parkett bringen kann – wir nennen es Naturtalent. Und würden uns sehr freuen, bald noch mehr von Zsofia Körös zu sehen bekommen. Das könnte aber noch eine Weile dauern. Sie will sich erst einmal auf ihr Studium konzentrieren, ist aber neuen schauspielerischen Herausforderungen gegenüber offen.
3. Jessy Moravec
Die 28-jährige Zürcherin ist eigentlich schon fast ein alter Hase unter unseren Schauspielhoffnungen. Bereits 2012 entschied sie sich, in die Filmmetropole Berlin zu ziehen – es folgten mehrere Kurzfilmproduktionen und 2013 ein Auftritt in der Schweizer Militärparodie «Achtung fertig WK».
Den endgültigen Durchbruch schaffte Moravec mit ihrer sehenswerten Nebenrolle als Jenny, der besten Freundin des homosexuellen Fussballers Mario Lüthi im gleichnamigen Film «Mario». Für diese Rolle erhielt sie beim Schweizer Filmpreis 2018 die Auszeichnung als Beste Nebendarstellerin.
Dass Moravec eine der polyvalentesten Schauspielerinnen der Schweiz ist, beweist alleine schon ihre Filmografie. Im Schweizer «Tatort» «Skalpell» spielte sie 2011 beispielsweise einen intersexuellen Teenager, in der Splatter-Persiflage «Mad Heidi», die sich gerade in der Postproduktion befindet, die wilde, brutale Version der Literaturheldin Heidi. In Anlehnung an Quentin Tarantinos «Inglorious Basterds» metzelt sie in malerischer Umgebung reihenweise Nazi-ähnliche Schweizer Nationalisten nieder.
«Achtung fertig WK»-Regisseur Oliver Rihs sagte einst in einem Interview über sie: «Sie hat eine Aura, die man nur bei sehr wenigen jungen Schauspielern entdecken kann.» Und weiter: «Sie wird einen spannenden Weg gehen und Erfolge feiern – sofern sie gut auf sich aufpasst.» Dem schliessen wir uns an – freuen uns auf «Mad Heidi» und alles, was da noch kommen mag.
4. Elsa Langnäse
Elsa Langnäse ist den Meisten seit der SRF-Webserie «Nr. 47» ein Begriff.
In der äusserst erfolgreichen Serie, von der es bereits zwei Staffeln gibt, spielt Elsa die 20-jährige Eveline – eine junge Frau in Bern, die in ihre erste WG zieht und dem Zuschauer in Minifolgen unter Anderem durch ihr Berufs- und Liebesleben mitnimmt. Ein Konzept, das tausende von jungen Zuschauern begeistert hat, weil sie in Elsa (bzw. Eveline) eine perfekte Identifikationsfigur gefunden haben. Das funktioniert, weil sie aus einem Leben erzählt, das genauso gut auch ihr eigenes sein könnte.
Langnäse kennt die Schauspielerei wie viele ihrer Kolleginnen schon aus ihrer frühen Kindheit – schon in jungen Jahren stand sie auf der Bühne, «ich habe damals mehr Zeit mit erwachsenen Schauspielern als mit meinen Kindergarten-Gspänli verbracht», sagte sie kürzlich in einem Interview. Von der Bühne führte der Weg auch sie vor die Kamera, sie besetzte Rollen im «Tatort» oder im 2015 Drama «Verdacht» von Sabine Boss.
Langnäse merkt man die Freude am Spielen an, vor Kurzem erzählte sie unseren Kollegen von SRF Virus, dass der Moment vor der Kamera befreiend für sie sei. «Dann muss ich mir keine Gedanken über mich selbst machen, weil ich ja ganz jemand anderes bin in diesem Moment», erklärte sie. Wir hoffen, dass sie noch ganz viele Andere sein kann – und in die verschiedensten Rollen schlüpft. Nach dem Erfolg von «Nr. 47» könnte 2019 das Jahr von Elsa Langnäse sein.