Anna* (53) sitzt im Teammeeting. Sie blickt in die Männerrunde. Einen Moment lang hat sie keine Ahnung, was abgeht. Ihr Kopf ist leer. Alles was sie möchte, ist verschwinden. Alleine sein. Weit weg von Druck und Erwartungen.
Seit fünf Jahren steckt Anna in den Wechseljahren. Ein hormonelles Auf und Ab, das sich bei ihr nicht nur auf den Körper auswirkt, sondern vor allem auf die Psyche.
Wechseljahre – ein Tabu im Arbeitsalltag
Die erfolgreiche Berufsfrau ist ganz oben auf der Karriereleiter angekommen. Sie mag aber plötzlich nicht mehr – der Biss ist weg. Das Vertrauen in ihre Fähigkeiten auch.
Ich bin eine Kämpferin, die alles alleine schafft. So kenne ich mich, aber die Wechseljahre haben mich wirklich an meine Grenzen gebracht.
Wechseljahre hätten im beruflichen Umfeld einfach nichts zu suchen, erläutert die gynäkologische Endokrinologin Petra Stute. Lieber würde eine Frau ihr Pensum reduzieren oder sogar kündigen, als die Vorgesetzten über ihre Situation aufzuklären.
Die Gynäkologin hat gemischte Gefühle zu dieser Einstellung: «Hut ab, wie sehr die letzten Ressourcen zusammen gekramt werden. Gleichzeitig denke ich, wie traurig. Frauen liegen Nacht für Nacht wach und reissen sich dann so zusammen, dass am Arbeitsplatz niemand was merkt.»
Wie lässt sich das Thema enttabuisieren?
Petra Stute wünscht sich, dass sich Firmen mehr mit dieser Thematik auseinandersetzen und Beratungsangebote für Frauen in Wechseljahren überlegen. Ähnlich wie man das aus Bereichen der Stressprävention oder der Raucherentwöhnung kennt.
Ich nehme mir regelmässig Auszeiten, habe meine Ernährung umgestellt und mache viel Sport.
Kaderfrau Anna hat für sich eigene Lösungen gefunden, die ihr beim Umgang mit den Wechseljahren helfen. Regelmässige Auszeiten, bewusste Ernährung und Sport helfen, die Symptome sind aber deswegen nicht verschwunden.
* Name von der Redaktion geändert