Höhepunkte: Patent Ochsner und Lo & Leduc
Nach dem tollen Gurtenauftritt und dem nicht so gelungenen Locarno-Konzert (mit Stephan Eicher) traten Patent Ochsner total entspannt am Heitere Openair auf. Die Freude an dieser Show stand der ganzen Truppe ins Gesicht geschrieben. Ausser den lauthals mitgesungenen Songtexten gabs nichts zu quasseln während dieser gelösten und humorvollen Show. Dafür ganz viel Liebe vom Gelände auf die Bühne und wieder zurück.
Ebenfalls komplett gelöst und mit einem Strahlen in den Augen betraten die Berner Lo & Leduc die grosse Bühne am Heitere Openair am Freitagabend und wurden von der ersten Sekunde an mit Liebe überschüttet. Da passte alles: Die Band auf diese Bühne – das Publikum zur Band und die Songs und Hits zur ganzen Szenerie. Ein ganz grosser Festival-Moment auf dem Heitere.
Glanzpunkt: Welshly Arms
Die amerikanischen Bluesrocker haben viel mehr als zwei Hits und viel Pop-Appeal. Power, Soul und eine Haltung, welche keine Sekunde Zweifel aufkommen lassen, dass diese Band genau das tut, was sie tun will. So klingt ehrliche und kompromisslose Leidenschaft. Grossartig!
Superpunkt: Nemo
Nemo ist auf dem goldrichtigen Weg vom faszinierenden Jungtalent zum kompletten Musiker. Er fühlt sich wohl mit seiner Band, transportiert gute Vibes und begeisterte das Publikum am Heitere Openair vom ersten Moment an.
Streitpunkt: Lukas Graham
Die Attitüde des 30-Jährigen war leicht pubertär und seine Stimme so oft im Pieps-Bereich, dass man seine Songs schon sehr mögen muss, um diesen Auftritt von Lukas Graham richtig geniessen zu können. Mit Sympathie trumpften Graham und seine Band kaum. Dafür mit Präzision und Teenie-Schwarm-Charme und das reichte den vorwiegend jungen Fans für ein tolles Konzerterlebnis.
Knackpunkt: Namika
Trotz Hits wie «Lieblingsmensch» und «Je ne parle pas français» vermochte die Frankfurterin nicht wirklich zu überzeugen. Von der Seele war wenig zu spüren bei ihrem Auftritt. Die Würze fehlte. Oder wie ein Gourmet sagen würde: Nach Rezept gekocht – aber nicht gut abgeschmeckt.
Ausgangspunkt: Max Giesinger
Der obligate deutsche Reissbrett-Pop-Act des Heitere Openair hiess in diesem Jahr Max Giesinger. Gemütlich eröffnete der sympathische Überlebende der ersten Staffel von «The Voice Of Germany» am Freitagabend die grosse Bühne. Ein guter Start ins Festival – aber kein grosser Moment.
Farbpunkt: Morgane Ji
Morgane Ji’s Worldmusic bewegt sich irgendwo zwischen Rock, Pop und Electro-Soul-Folk. Mit umgehängtem Banjo und einer leicht psychedelischen Voodoo-Attitüde spielte die Musikerin aus La Réunion am Heitere Openair eine energiegeladene Show, für die sich aber kaum jemand interessierte.
Cooler Punkt: Lewis Capaldi
Capaldi ist ein cooler Hund. Das weiss inzwischen die halbe Welt. Diese Coolness gastierte am Freitagabend auf dem Heitere in Zofingen. Unendlich sympathisch, witzig und musikalisch hochrangig beeidruckte der Schotte das Festivalgelände. Seine Stimme ist Gold – seine Ansagen Platin.
Treffpunkt: Pedestrians
Die Band aus Baden legte einen erfrischenden Auftritt hin auf der Parkbühne des Heitere Openair. Musikalisch versiert und exakt. Grundsätzlich macht diese Band kaum Fehler – was aber nicht bedeutet, dass sie alles richtig macht. Was mir fehlt, ist eine zwingende Dringlichkeit und der künstlerische Anspruch. Ein Festival-Auftritt für einen guten Moment – aber kein Moment für die Ewigkeit.
Anziehungspunkt: Bastille
Die Briten sind seit Jahren ein sicherer Wert in der Schweizer Festivallandschaft. Was als One-Hit-Wonder («Pompeji») begann, ist inzwischen eine Jukebox mit diversen Ohrwürmern. Für, mit und durch ihre Musik sterben andere Künstler. Bastille leben aber mit viel Freude für ihr Gute-Laune-Paket.
Orientierungspunkt: Cro
Wieviel Freude der Panda an seinem Ding noch hat, ist mir nicht klar. Das Interesse an Cro ist aber immer noch gross und er kann abliefern, wenn er will. Als Headliner am Heitere Openair wollte er. Ein paar lauwarme Momente waren zwar dabei (insbesondere bei den Ansagen, da wirkte Cro zu leger und planlos), die Songs und Hits sassen aber und kamen an.
Guter Punkt: Mando Diao
Kraftvoll, versiert und engagiert war der Auftritt der Schweden auf der Parkbühne des Heitere Openairs. Die Spielfreude der Band war aber klar grösser als der Enthusiasmus der Festivalbesucher. Klar bleibt: Mando Diao sind eine tolle Live-Band und ihre Hits zeitlos. Aufregende Shows fühlen sich allerdings anders an.
Sammelpunkt: Gavin James
Unaufgeregt aber auch ein bisschen uninspiriert absolvierte der Ire seinen Auftritt am Heitere Openair. Gegen Ende brachte er das Publikum zum Hüpfen, was diesem Konzert und der Erinnerung daran natürlich zugute kam.
Programmpunkt: Marc Sway
Wer passt als erster Act, um einen gemütlichen Festivalsonntag am Heitere Openair zu eröffnen? Richtig. Marc Sway. Der Vollblutmusiker und seine virtuose Band zeigten, was sie drauf haben und feierten Sways bekannte Songs und natürlich auch den Heitere-Song 2019 «De Wäg Hei».
Stimmungspunkt: Kunz
Der Luzerner Kunz reitet auf der Erfolgswelle. Seine Mischung aus altbackenem Mundartrock und schlagereskem Schunkel-Pop stiess auch am Heitere Openair auf grosses Interesse. Die Kiste ist durchdacht und wird professionell aufgeführt. Für mich aber nun mal einfach Unterhaltung, über die ich mich nur ungern unterhalte.
Zusatzpunkt: Stefanie Heinzmann
Wenn Sympathie, ein grosses Herz und eine tolle Stimme zusammen auf der Bühne stehen, gibt Stefanie Heinzmann ein Konzert. Am Heitere Openair absolvierte die Walliserin einen runden Auftritt, der bei tüppiger Hitze geschätzt – und mit sonntäglicher Zurückhaltung gefeiert wurde.
Schlusspunkt: Die Fantastischen Vier
Durch ein Gewitter verzögerte sich der Auftritt der Stuttgarter Deutschrap-Pioniere um ein paar Minuten. Was danach folgte, war eine musikalische Nostalgiereise durch gut 30 Jahre Fanta 4. Die Herren, die nichts mehr müssen und fast alles dürfen, schenkten Zofingen einen wunderbaren Abschluss des diesjährigen Heitere Openair.