Die Empörung über Abfallschlachtfelder nach den Openairs ebbt auch dieses Jahr nicht ab. Schweizweit stösst es immer noch auf Unverständnis, dass viele Festivalbesucher neu gekauftes Campingmaterial einfach liegen lassen.
Ein Lichtblick ist das Projekt #notentwaste. Sechs Schweizer Hilfsorganisationen haben sich dafür zusammengeschlossen. Sie sammeln am Openair Gampel, was noch brauchbar ist.
Zelte, Schlafmätteli, Rucksäcke oder Schuhe. Wir nehmen alles!
Den grössten Teil der Sachen bringt das Schweizer Projekt mit Hilfe einer Partnerorganisation nach Paris. «Dort leben Tausende Leute auf der Strasse ohne Dach über dem Kopf. Die können das Festivalmaterial mehr als gebrauchen», sagt Angelo Zahno von #notentwaste.
Das Projekt will nicht nur sinnlosen Abfall verhindern, sondern auch sensibilisieren. Am Eingang des Gampel Openairs verteilen Helfer Flyer. So werden die Festivalgänger darauf aufmerksam gemacht, dass sie brauchbares Material schon während dem Festival am #notentwaste-Stand abgeben können.
Ausser dem Gampel unterstützt bislang kein Festival unsere Idee.
Trotz Anfragen bei diversen Festivals, durfte die Hilfsorganisation bislang nur am Gampel aufs Gelände. Für Gampel-Mediensprecher Olivier Imboden war aber sofort klar, dass er mit den den #notentwaste-Leuten zusammenarbeiten will.
Das sind coole Typen. Uns kostet es nix. Man kann etwas fürs Image machen. Man kann etwas für die Nachhaltigkeit machen. Ich sehe nur Vorteile.
Selbst aktiv werden wollen die Gampelorganisatoren aber nicht. Massnahmen wie ein Depot auf jedes Zelt kommen vorläufig nicht in Frage. Man fürchtet, die Besucher mit zu vielen Regeln abzuschrecken. Immerhin: Die Gampel-Aufräumtrupps sortieren brauchbares Material aus und geben es ans Hilfsprojekt weiter.
So sah es am Sonntagabend nach dem Festival aus
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Bild 1 von 10. So sah das Festivalgelände aus, als sich die meisten Besucher auf den Heimweg gemacht haben. Bildquelle: zvg.
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Bild 2 von 10. Es gab in diesem Sommer zwar schon schlimmere Bilder. Trotzdem blieb vieles auf dem Zeltplatz liegen. Bildquelle: zvg.
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Bild 3 von 10. «Nach mir die Sintflut», haben sich wohl einige Besucher gedacht. Bildquelle: zvg.
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Bild 4 von 10. Alles bleibt liegen. Hat ja nichts gekostet... Bildquelle: zvg.
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Bild 5 von 10. Auch die liegen gebliebenen Pavillons werden weiter verwertet. Bildquelle: zvg.
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Bild 6 von 10. Rund 200 Zelte wurden von #notentwaste gesammelt und abgebaut. Bildquelle: zvg.
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Bild 7 von 10. Rund 100 Matten und 50 Schlafsäcke in gutem Zustand wurden gesammelt. Teilweise wurden diese von den Leuten abgegeben, Viele Matten und Schlafsäcke liessen die Leute aber auch auf dem Zeltplatz zurück. Diese haben die Helfer eingesammelt. Bildquelle: zvg.
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Bild 8 von 10. Rund 400 solche weissen Blachen von den Pavillon-Zelten wurden gesammelt. Bildquelle: zvg.
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Bild 9 von 10. Das sind die fleissigen Helferinnen und Helfer von #notentwaste. Gemäss der Veranstalter war der Zeltplatz am Sonntagabend so sauber wie noch nie. Bildquelle: zvg.
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Bild 10 von 10. ...die Arbeit ist aber noch nicht vorbei. Die freiwilligen Helferinnen und Helfer arbeiten noch weit bis in die Nacht hinein. Bildquelle: zvg.
Obwohl die Besucher während dem Festival bereits die Möglichkeit hatten, ihren Müll bei #notentwaste abzugeben, blieb wie erwartet vieles liegen. Deshalb kamen die freiwilligen Helferinnen und Helfer zum Zug und sammelten alles brauchbare zusammen, was liegen blieb. Die Ausbeute nach rund 4 Stunden:
- 400 Blachen von Pavillons
- 200 Zelte
- 100 Mätteli
- 50 Schlafsäcke
Aber die Arbeit von #notentwaste dauert noch die ganze Nacht an. Obwohl die Arbeit der Organisation das Problem nicht löst, ist es immerhin ein Ansatz, was Gutes aus der Situation zu machen.
Die Verantwortung für das Abfallchaos sieht Angelo Zahno übrigens nicht allein bei den Festivalbesuchern. «Openair heisst vier Tage, wo man alles vergisst und Spass hat. Wenn die Zelte nur 30 Franken kosten, ist auch klar, dass man die am Schluss liegenlässt.»
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