Mobbing verursacht viel Leid – nicht nur bei den Kindern, sondern auch bei den Eltern. Denn diese sind mit der Situation oft überfordert und wissen nicht, wie sie helfen können. Dieser Artikel soll ein paar Anhaltspunkte liefern.
Das gemobbte Kind ist nicht selbst schuld
Zuallererst: Kein Kind ist selbst schuld, wenn es gemobbt wird. Mobbing hat nichts mit dem Verhalten des Kindes zu tun: «Das Problem liegt bei den Mobbenden», sagt Barbara Wüthrich, Beraterin bei Pro Juventute. Es sei zudem zentral, zwischen normalen Konflikten und Mobbing zu unterscheiden: «Mobbing liegt immer dann vor, wenn ein Machtgefälle herrscht, wenn es längere Zeit dauert und sich viele gegen eine oder wenige wenden.»
Mobbing führt zu psychischen Krankheiten
Oft besteht die Gefahr, dass Mobbing verharmlost wird. Dabei kann es gravierende Folgen haben: «Bei psychischen Krankheiten steckt oft eine Mobbing-Erfahrung dahinter», sagt Wüthrich. Doch wie erkennt man überhaupt, wenn das eigene Kind gemobbt wird? Das können verschiedenste Symptome sein, sagt Wüthrich: «Kopf- oder Bauchschmerzen, Verhaltens- oder Wesensveränderungen, Rückzug bis hin zu Schulverweigerung.» Sie erwähnt fünf Punkte, die man als Eltern in solchen Situationen berücksichtigen sollte.
Fünf Tipps, wie Sie Ihrem Kind helfen können
- Gesprächsbereitschaft signalisieren: Gewisse Kinder schonen die Eltern und erzählen nichts vom Mobbing. Deshalb ist es wichtig, das Kind regelmässig zu fragen, wie es ihm geht.
- Für das Kind da sein: Man muss dem Kind immer wieder klarmachen, dass es nicht selbst schuld ist. Auf keinen Fall Fragen stellen wie: «Was hast denn du gemacht? Was kannst du anders machen?» Denn das impliziert fälschlicherweise, dass Mobbing mit dem Verhalten des eigenen Kindes zu tun hat.
- Andere Umfelder suchen: Man kann nach Angeboten neben der Schule suchen. So kommt das Kind mit anderen Gruppen bzw. Kindern in Kontakt.
- Als Eltern nicht selbst eingreifen: Die Eltern sollten auf keinen Fall die Eltern der Täterinnen oder die Täter selbst kontaktieren, sondern mit den Fachpersonen in der Schule bzw. mit der Schulsozialarbeit Kontakt aufnehmen und die Beobachtungen schildern.
- Therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen: In schlimmen Fällen gibt es die Möglichkeit, dass das Kind eine Therapie besucht.
Möglichst schnell eingreifen, damit sich Mobbing nicht ausbreitet
Generell sollte man möglichst schnell eingreifen, sagt Barbara Wüthrich. Denn bei Mobbing geschehe eine sogenannte Werteverschiebung. Die Verantwortung wird auf das gemobbte Kind abgeschoben, nach dem Motto: «Du bist selbst schuld, weil du dich komisch verhältst.» Wenn nicht sofort eingegriffen wird, kann sich die Dynamik rasant ausbreiten, im schlimmsten Fall bis hin zu den Lehrpersonen: «Das macht es für die Kinder, die Mobbing nicht in Ordnung finden, immer schwieriger, sich zu wehren.»
Digitale Meldeplattform gegen Mobbing
Pro Juventute hat eine digitale Meldeplattform eingerichtet, wo Kinder anonym Mobbingfälle melden können. Diese Plattform richtet sich gerade auch an Kinder, die Mobbing nicht gut finden, sich aber nicht trauen, das offen zu äussern. Sie soll dazu beitragen, dass Mobbingfälle schneller aufgedeckt werden – und, dass die Schweiz nicht länger Europameisterin im Mobbing bleibt.