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Häusliche Gewalt «Der beste Opferschutz ist die Täterarbeit»

Psychische, körperliche, sexuelle Gewalt: Jedes Jahr werden in der Schweiz bis zu 50'000 Kinder von Kinderschutzorganisationen betreut. Gewaltberater Kambez Nuri vom Mannebüro Zürich erklärt, weshalb auch die Arbeit mit Tätern wichtig ist.

Von der «ausgerutschten Hand» über schwere Körperverletzung bis zur Tötung: Häusliche Gewalt ist auch in der Schweiz ein Problem, betroffen sind mehrheitlich Frauen, aber auch Kinder. Warum wird jemand gewalttätig gegenüber dem eigenen Nachwuchs? Und wie kann diese Gewaltspirale durchbrochen werden? Gewaltberater Kambez Nuri vom Mannebüro Zürich weiss, worauf es bei der Täterarbeit ankommt.

Kambez Nuri

Gewaltberater

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Kambez Nuri ist Sozialarbeiter bei den Bewährungs- und Vollzugsdiensten des Kantons Zürich und Interkultureller Gewaltberater beim Mannebüro Zürich. Der 32-Jährige leitet ausserdem Workshops zu den Themen Männlichkeit und Gewalt. Nuri stammt ursprünglich aus Afghanistan und ist Anfang 2000er-Jahre mit seiner Familie in die Schweiz gekommen.

SRF: Wer schlägt seine Kinder und warum?

Kambez Nuri: Man kann die Menschen nicht in Gut und Böse einteilen. Die Gründe, weshalb jemand gewalttätig wird, sind häufig komplex. Es können Geldsorgen, Beziehungsprobleme, Diskriminierung, Probleme aller Art dahinterstecken.

Faktoren, die dafür sorgen, dass in gewissen Situationen falsche Entscheidungen getroffen werden. Überforderung, Emotionen und Stress spielen dabei eine grosse Rolle – die sogenannten Rollenbilder auch.

Wie meinen Sie das?

Stichwort Männlichkeit. Es sind deutlich mehr Männer, die Gewalt anwenden. Da geht es oft um das Rollenbild als Ernährer und Familienoberhaupt. Um Respekt und Ehre, die es wiederherzustellen gilt.

Worauf kommt es in der Täterarbeit an?

Am Anfang braucht es einen Beziehungsaufbau. Die Menschen müssen sich wohlfühlen, bevor sie anfangen, von sich zu erzählen und von dem, was passiert ist. Oft sehen sie sich in der Opferrolle und versuchen, ihre Gewaltausbrüche zu rechtfertigen. Das gilt es abzubauen und darauf hinzuarbeiten, dass sie Verantwortung für ihre Tat übernehmen.

SRF-3-Solidaritätsaktion

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SRF 3 sammelt eine Woche lang Spenden für einen guten Zweck.

Jedes Jahr sind Millionen von Kindern von Gewalt, Missbrauch und Kindesmisshandlung betroffen. In der Schweiz sind pro Jahr bis zu 50'000 Kinder davon betroffen. Die jüngsten in unserer Gesellschaft brauchen deshalb besonders viel Unterstützung und Schutz.

In diese Projekte fliessen die Spenden, die SRF 3 mit der Glückskette sammelt. Zusammen wollen wir für eine bessere Zukunft für Kinder einstehen.

Sie spenden, wir spielen Ihren Lieblingssong

Vom 16. bis 20. Dezember können Sie hier gegen eine Spende einen Song wünschen, den wir dann auf SRF 3 spielen. Hier können Sie Ihren Songwunsch und hre Spende eingeben.

Was, wenn jemand uneinsichtig ist?

Einsichtig zu sein, ist matchentscheidend für den weiteren Verlauf. Die Gewaltvorfälle werden ganz klar benannt und besprochen. Danach geht es darum, sich Ziele zu setzen und Strategien zu entwickeln, um diese Ziele zu erreichen – zum Beispiel künftige Stresssituationen ohne Gewalt zu bewältigen. Es geht um alternative Verhaltensweisen.

Wie schaffen Sie es, gewalttätigen Personen unvoreingenommen zu begegnen?

Mit Empathie. Wichtig ist, die Tat und den Menschen separat anzuschauen. Ich habe ein Verständnis für Leute, die unter Druck sind und Sorgen haben. Mit ihren Taten aber bin ich nicht einverstanden.

Weibliche Person von hinten mit Scherben auf dem Boden
Legende: KEYSTONE/DPA/Fabian Sommer

In Schweizer Kinderkliniken wurden 2023 über 2000 Kinder wegen Misshandlungen behandelt. Was sagen Sie zu diesen Zahlen?
Das ist alarmierend. Wir müssen als Gesellschaft Verantwortung übernehmen und diese Probleme angehen. Es gibt viel Nachholbedarf, beispielsweise in der Prävention. Es fehlt aktuell auch am politischen Willen in der Schweiz, in diese Prävention zu investieren – und in die Täterarbeit. Wie bereits erwähnt: Häusliche Gewalt hat mit Rollenbildern zu tun. 75 bis 80 Prozent der Beschuldigten sind männlich. Deshalb ist der beste Opferschutz meiner Meinung nach die Täterarbeit.

Schwäche zu zeigen, ist eine Stärke.
Autor: Kambez Nuri Gewaltberater, Mannebüro Zürich

Was können Menschen tun, die selbst zu Gewalt neigen?

Ob Täter oder Opfer: Es gibt inzwischen viele Fachstellen, die sich um jedes Anliegen kümmern. Beratungsstellen für Kinder, Jugendliche, für Frauen, Männer – aber eben auch für potenzielle Täterinnen und Täter.

Meine Erfahrung zeigt, dass es auch diesen Personen guttut, wenn man ihnen zuhört und sie über ihre Probleme sprechen können. Deshalb sage ich: Sucht euch Hilfe – Schwäche zu zeigen, ist eine Stärke.

Hier können Sie Hilfe holen

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Wenn Sie selbst von Gewalt betroffen sind oder diese bei Freunden, Bekannten, Verwandten oder Nachbarn beobachten, können Sie bei verschiedenen Anlaufstellen Hilfe holen. Alle Dienste sind rund um die Uhr für Sie da.

Das Gespräch führten Judith Wernli und Dario Cantieni.

Zusammen gegen Gewalt an Kindern, in der Schweiz und weltweit

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  • Anruf in die Spendenzentrale : 0800 87 07 07 ( Donnerstag, 19.12.2024,  von 7 bis 23 Uhr) 
  • Direkt spenden via  glueckskette.ch
  • Am  Postschalter  mit dem Vermerk «Gewalt an Kindern»
  • Twint  : Öffnen Sie Twint, dann sehen Sie oben «Zusammen gegen Gewalt an Kindern». Dies anwählen und gewünschten Betrag spenden.

Radio SRF 3, Mittag, 18.12.2024, 13:10 Uhr ; 

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