Ich habe die Akanjis getroffen. Genau, Manuel Akanji. Der, der in der Schweizer Nationalmannschaft spielt. Und ja er hat eine Schwester, die Politik macht. Sarah heisst sie und wurde mit einem Spitzenresultat für die SP in den Zürcher Kantonsrat gewählt. Und Michelle war beim Gespräch auch dabei.
Michelle? Ja, die gibt es auch. Nein, Manuel hat nicht nur eine Schwester. Da sind zwei. Michelle ist die älteste. Sie ist im Kulturbereich unterwegs. Noch nie gehört? Sie hat unter anderem das Audio-Feature «Vaterland» gemacht.
«Und, wie geht es Manuel?»
Zwei Schwestern, die sich in ihrem eigenen Bereich einen Namen machen und am Ende doch immer wieder gefragt werden: «Und, wie geht es Manuel?»
«Natürlich sehe ich mich als Schwester von Manuel und bin auch stolz auf ihn, aber Manuel sieht sich auch als Bruder von mir», erzählt Michelle zu Hause am Wohnzimmertisch. «Wir haben eine gleichberechtigte Beziehung.»
Es sind die Medien, die dieses Bild der «Schwester von...» pflegen, dabei habe Fussball kaum je etwas mit ihrem Leben zu tun und sie frage sich schon «wieso genau mein kleiner Bruder definiert, woher ich komme.»
Sie sind stolz – aber manchmal ist es zu viel
Es sei ein zweischneidiges Schwert. Einerseits sind beide Schwestern auch enorm stolz auf den Bruder, freuen sich über seinen Erfolg und wenn er erwähnt wird.
Aber manchmal sei es einfach des Guten zu viel. Dann, wenn zum Beispiel Sarah nach einem Bild der Geschwister gefragt wird und am Ende die Redaktion die grosse Schwester wegretuschiert.
Die neuen Seiten der Geschwister
Wenn die kleine Schwester plötzlich vom Wahlplakat lächelt, der kleine Bruder im grossen Deutschland Fussball spielt und Interviews gibt: Für Michelle hat das auch etwas Erhellendes. Sie entdecke ganz neue Seiten an ihren Geschwistern.
«Plötzlich höre ich meine Geschwister sich zu ernsthaften Themen reflektiert äussern.» So, wie man sich zu Haus am Familientisch selten erlebt. Denn da ist man Kind und jeder hat seine Rolle. Wer kennt das nicht.