Begonnen hatte alles vielversprechend. Mit kurzen, raffinierten Gedichten gab der Schweizer Bestsellerautor seinen Einstand auf Twitter.
Seine Fans waren begeistert. Doch Martin Suters Premiere auf dem Kurznachrichtendienst dauerte nicht lange. Das Missverständnis erklärt die Pressestelle des Diogenes-Verlags so:
Der Diogenes-Verlag hat versehentlich Twitter gemeldet, bei martinsutercom handele es sich nicht um den Autor Martin Suter, da dieser bislang nicht auf Social Media vertreten war. Ein Irrtum. Offenbar wollte uns Martin Suter mit seinem Twitter-Account überraschen, was ihm auch gelungen ist.
Es war also schlicht eine Fehleinschätzung. Doch dies war bis zur Aufklärung durch den Verlag lange nicht klar.
Aufregung bei Promis
Suters Auftauchen und Verschwinden sorgte auf Twitter für Aufregung und rief sofort verschiedene Promis auf den Plan. Kabarettist Viktor Giacobbo kreierte flugs den Hashtag #freemartinsutercom.
Das Rätselraten um Martin Suter ging los: War es wirklich der echte Suter? Warum wurde er gelöscht?
Derweil fand der Erfolgsautor einen eleganten Umweg. Unter anderem schickte er ein Kurzgedicht an Moritz Bleibtreu , einen guten Bekannten Suters. Der deutsche Schauspieler setzte diesen Tweet mit Suters Zeilen ab:
Suter stellte sich viele Fragen
Was sagt Martin Suter selber zu dem Twitter-Trubel? Am Telefon mit SRF 3 erklärt er: «Ich bin kein Fan von Social Media, aber mich hat diese reduzierte Form auf eine beschränkte Anzahl Anschläge interessiert.»
Als sein Account plötzlich gesperrt wurde, stellte er sich durchaus selbstkritische Fragen:
Welche Twitter-Regeln hab ich wohl gebrochen? Darf man nicht reimen? Müsste es Prosa sein? In einer Zeile schrieb ich «ich bin süchtig», vielleicht geht das auch nicht?
Aus seinem Umfeld erhielt er nach seiner Verbannung grossen Support, erzählt Martin Suter mit einem Schmunzeln. «Mike Müller schrieb mir, in welchem Gefängnis ich nun sässe und ob er beim Sprüngli was für mich holen solle.»
Er twittert nun aus dem Exil
Was von der ganzen Aufregung bleibt ist also die lustige Geschichte des turbulenten Twitter-Debüts eines literarischen Superstars. Mit seinem Verlag ist Martin Suter indes nachsichtig: «Diogenes weiss, dass ich ein Social-Media-Muffel bin. Und dachte darum, das kann nicht der Echte sein.»
Gibt er nun, nachdem alles aufgeklärt ist, bald sein Comeback? Suter verspricht im SRF 3-Interview:
Ich twittere weiterhin aus dem Exil und schicke die Gedichte an Viktor und Moritz, bis ich hoffentlich wieder aufgenommen werde in diesen durchlauchten Kreis.
Diogenes hat sich bei Suter inzwischen – ziemlich humorvoll – entschuldigt. Natürlich auf Twitter.