Seit der Geburt des Hip-Hop vor über 50 Jahren ist Sampling nicht mehr aus der Populärmusik wegzudenken. Anlässlich des 90er-Tages am 25. Februar bei Radio SRF 3, gibts hier zehn Songs aus den 2020ern, die vor allem dank einer Melodie aus den 1990er-Jahren zu Instant-Ohrwürmern geworden sind.
1. Dua Lipa – «Love Again» (2020)
Sample aus: White Town – «Your Woman» (1997)
Gleich im Intro und auch im Refrain von Dua Lipas Discopop-Knaller «Love Again» packen einen die unwiderstehlichen Streicher, die auch «Your Woman» des englisch-indischen Produzenten White Town zum Hit gemacht haben. Erfunden hat dieser sie aber nicht – sie stammen ursprünglich vom britischen Bandleader Lew Stone und dessen 1932er-Stück «My Woman».
2. Nicki Minaj & Ice Spice – «Barbie World» (2023)
Sample aus: Aqua – «Barbie Girl» (1997)
Der Europop-Klassiker «Barbie Girl» läuft in diesem Drill-Brett vom Soundtrack der super-erfolgreichen «Barbie»-Verfilmung so prominent, dass die dänische Band Aqua nicht nur als Songschreiberin, sondern sogar als Interpretin aufgeführt wird.
3. David Guetta & Bebe Rexha – «I'm Good (Blue)» (2022)
Interpolation von: Eiffel 65 – «Blue (Da Ba Dee)» (1998)
Wie Aquas «Barbie Girl» ist «Blue» von Eiffel 65 ein Eurodance-Evergreen, der auch knapp 30 Jahre später für Arme in der Luft sorgt – egal, ob man es nun ernst oder ironisch meint. Die Interpolation der ikonischen Piano-Melodie war demnach ein ziemlich garantierter Hit für David Guetta und Bebe Rexha.
Dieses Erfolgsrezept hat der französische DJ und Produzent ein Jahr später gleich nochmals angewendet: Zusammen mit Anne-Marie und Coi Leray wurde aus Haddaways 1993er-Song «What Is Love» die EDM-Nummer «Baby Don't Hurt Me».
4. Beyoncé – «Break My Soul» (2022)
Sample aus: Robin S. – «Show Me Love» (1993)
Sobald du weisst, dass der Beat von Beyoncés «Break My Soul» eine verknappte Version der süffigen Melodie des Robin-S.-Klassikers «Show Me Love» ist, bist du beim Hören alle zwei Sekunden hässig, weil dabei jedes Mal der beste Part weggelassen wird.
5. Cardi B – «WAP» feat. Megan Thee Stallion (2020)
Sample aus: Frank Ski – «Whores in This House» (1993)
Neben den Punchlines von Cardi B und Megan Thee Stallion sind bei «WAP» ausschliesslich ein dumpfer Trap-Beat und 79-mal diese Zeile zu hören: «There's some whores in this house.» Das Original von Frank Ski aus dem Jahr 1993 besteht ebenfalls nur aus diesen Lyrics, die dort allerdings über 100-mal wiederholt werden.
6. Rita Ora – «Praising You» feat. Fatboy Slim (2023)
Sample aus: Fatboy Slim – «Praise You» (1999)
Zwar wurde für «Praising You» nur der Klavier-Akkord von «Praise You» gesampelt. Rita Ora hat sich für ihr Stück aber bei so vielen Elementen des Kultsongs bedient, dass es effektiv als Rework bezeichnet werden kann und Fatboy Slim darum als Featuring-Act aufgeführt wird.
Die bekanntesten Merkmale des Originals sind übrigens ebenfalls gesampelt: Die Lyrics sind aus Camille Yarbroughs 1975er-Lied «Take Yo' Praise», die Piano-Hook stammt von diesem JBL-Sampler aus dem Jahr 1973.
7. Kim Petras & Nicki Minaj – «Alone» (2023)
Sample aus: Alice Deejay – «Better Off Alone» (1998)
Wenige Beats stehen so beispielhaft für Trance und Techno wie das elektronische Fiepen von «Better Off Alone». Sogar der geschliffene Pop-Rap von Kim Petras und Nicki Minaj wird dadurch zum Rave. Oder «Play Hard» (2012) von David Guetta. Oder «Say Yeah» (2008) von Wiz Khalifa. Oder «Eine Nase» (2022) von Yung Hurn. Oder die gefühlt 500 weiteren Tracks, die den Eurodance-Banger von Alice Deejay sampeln.
8. Latto – «Big Energy» (2021)
Interpolation von: Mariah Carey – «Fantasy» (1995)
Wir hätten nicht gedacht, dass wir mal die Art-Rock-Schatzis Talking Heads mit Atlanta-Trapperin Latto in Verbindung bringen würden, but here we are. Für die Melodie von «Big Energy» wurde diejenige von Mariah Careys 1995er-Hit «Fantasy» nachgespielt. Diese wiederum besteht aus einem Sample des Stücks «Genius of Love» (1981) der Gruppe Tom Tom Club, die sich im Kern aus Mitgliedern der Talking Heads zusammensetzt. Voilà.
9. Anne-Marie & Aitch – «Psycho» (2022)
Interpolation von: Lou Bega – «Mambo No. 5 (A Little Bit of …)» (1999)
Keine Angst, die nervtötende Melodie von Lou Begas Paradebeispiel für einen Sommerhit ist in «Psycho» nicht zu hören. Aber die Art, wie Anne-Marie und Aitch Frauennamen aufzählen, ist klar inspiriert vom «Mambo No. 5»-Refrain.
10. Fivio Foreign & Queen Naija – «What's My Name» feat. Coi Leray (2022)
Sample aus: Destiny’s Child – «Say My Name» (1999)
Wer die grösste Single von Destiny’s Child so prominent in seinem Drill-Track verwenden will, braucht dafür den Segen von Beyoncé. Gegenüber dem New Yorker Radiosender Hot 97 verriet Fivio Foreign, dass Queen Bey erst ihr Okay gab, nachdem der Rapper die Lyrics anständiger gemacht hatte. «Es hiess: So kannst du nicht über Girls reden!», sagte er.