Im Rahmen des Eurovision Song Contest 2024 in Schweden wurde und wird national und international viel und ausführlich über Nemo und den Musik-Wettbewerb berichtet. Aber wie tickt die Schweizer ESC-Hoffnung wirklich? Wie ist sie aufgewachsen und wie laufen die Vorbereitungen zum grossen Auftritt in der Malmö Arena?
Die SRF-Doku «Nemo: Reise zum ESC und zu sich selbst» bringt dich ganz nahe an das 24-jährige Musiktalent aus Biel ran. Hier unten sind drei Appetithappen daraus.
1. Bühnendebüt als Vogelfänger
Im zarten Alter von neun Jahren stand Nemo erstmals auf der Bühne des Jungen Theaters Biel-Solothurn: «Die erste Oper, die wir umsetzten, war ‹Die Zauberflöte›. Ich durfte dort den Papageno spielen.»
Später bekam Nemo eine Rolle im Udo-Jürgens-Musical «Ich war noch niemals in New York» und erinnert sich: «Damals habe ich in Interviews immer gesagt, dass es mein Traum ist, am Broadway aufzutreten. Und wie kann ich das erreichen? Mit Musicals.» Viel mehr Musicals kamen zwar nicht, dafür schlug Nemo den Weg Richtung Rap und Pop ein – aber der ESC kann je nach Inszenierung ja auch ein ziemliches Theater sein.
2. Nemo passt in keine Schublade
Musicals, Rap, Pop – Nemo war künstlerisch schon immer recht breit aufgestellt. «Ich passe musikalisch nicht einfach in eine Box», so der Schweizer ESC-Act, «das ist Fluch und Segen, weil einen die Leute einordnen wollen, da es so einfacher ist für sie. Was, wenn meine Box ist, dass ich in keine Box gehöre? Sind die Leute ready dafür?»
Schliesslich brach Nemo nicht nur künstlerisch aus, sondern auch persönlich: Nemo liess die Bieler Heimat hinter sich und zog nach Berlin. «Ich hatte mega das Bedürfnis nach einem Ort, an dem ich mich neu definieren kann.» Das tat Nemo dann auch und lebt heute als nonbinäre Person, die sich nicht als Mann oder Frau sieht. Und auch musikalisch sind die Grenzen gesprengt: Der Eurovision-Song «The Code» ist gleichzeitig Oper, Rap und Drum’n’Bass-Banger – und gerade wegen dieser schieren Diversität ein wahnsinnig mitreissender Ohrwurm.
3. Ein zweites Zuhause in der ESC-Familie
Es ist noch kein halbes Jahr her, dass sich Nemo als nonbinär geoutet hat. Vor der Teilnahme am Eurovision Song Contest hatte Nemo darum nicht nur künstlerisch grossen Respekt: «Ich hatte noch kaum Zeit, als queere Person in der Öffentlichkeit zu stehen. Das war scary.»
Aber schon bei der ESC-Pre-Party vor einem Monat in Madrid verflogen viele Zweifel: «Ich habe noch nie so eine aufregende Crowd vor mir haben dürfen. Es war eine einmalige Stimmung.» Mittlerweile ist Nemo sehr froh, sich aufs Abenteuer ESC eingelassen zu haben: «Ich glaube, ich bin in dieser Zeit mega gewachsen. Ich werde viel mitnehmen für mein Leben. Das ist richtig schön.»