Wenn jemand ein sorgfältig kreiertes und aufgebautes Image innerhalb von kurzer Zeit zerstört, dann steckt selten Absicht dahinter. Ausser, man heisst Miley Cyrus.
Der Hannah-Montana-Kinderstar zauderte 2013 nicht lange und emanzipierte sich mit 20 Jahren endgültig: Nackt – nur mit Boots an den Füssen – schwang sie sich im Video zu «Wrecking Ball» auf eine Abrissbirne, zerstörte Wände und symbolisch gleich ihr süsses, familienfreundliches Image.
Die Verwandlung vom Kinderstar zur provokanten Pop-Prinzessin
Erfolge und Rekorde stellten sich daraufhin ein, doch die Verwandlung in den Augen der Öffentlichkeit war nicht vollzogen. Im Gegenteil: Miley wurde teilweise belächelt, ihr provokantes Auftreten als Trotzphase erklärt.
Die Sängerin und Schauspielerin musste beweisen, dass ihr sexy-herausforderndes Ich und ihr Auftreten als Feministin kein Kalkül ist – dass beides zusammengehört, dass das eine das andere nicht ausschliesst.
Miley – twerkend, kiffend und brav
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Bild 1 von 10. MTV Video Music Awards 2013 in New York: der Skandal. Miley tritt mit Robin Thicke zu «Blurred Lines» (ein nicht über alle Zweifel erhabener Song) auf. Sie twerkt, reibt ihren Po am Schritt des Sängers. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 10. Twerken wird mit dem Aufritt über Nacht zum Begriff. Der Auftritt löst unterschiedliche Reaktionen aus: Miley wird mit Spott überschüttet, andererseits sorgt die Performance für einen Skandal. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 10. Miley zeigt sich in ihren wilden Jahren in gewagten Outfits und sorgt nicht nur im prüden Amerika für gespaltene Reaktionen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 10. Die Sängerin provoziert nicht nur, indem sie bei öffentlichen Auftritten Gras raucht oder ihre Nippel zur Schau stellt. Ihr Album «Miley Cyrus and Her Dead Petz» stellt sie 2015 über Nacht auf Soundcloud. Die Themen: Sex, Drogen, Melancholisches. Die Songs: werden gefeiert. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 10. Ja, und auch das muss sein: Spass! Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 10. Die 30-Jährige ist politisch aktiv, weiss, ihre Popularität zu nutzen: Sie setzt sich für das Recht auf Abtreibung ein, unterstützt Frauenanliegen und hat unter anderem die Happy-Hippie-Stiftung ins Leben gerufen, um wohnungslose und queere Jugendliche zu unterstützen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 10. Ihre Patentante ist Country-Ikone Dolly Parton. Sie sagt: «Ich habs auf meine Art gemacht, warum soll sie es nicht auf ihre machen können?» Miley hat also in ihren Augen alles richtig gemacht. Der Erfolg und der Superstar-Status geben ihr Recht. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 10. Die Verwandlung von der braven Hannah Montana zu Miley Cyrus, dem Rock-Superstar: Wir waren alle dabei. Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 10. Mit ihrem Vater, Country-Sänger Billy Ray Cyrus, in in der Disney-Serie «Hannah Montana», die von 2006 bis 2011 weltweit lief, feierte Miley ihren Durchbruch. Bildquelle: Keystone.
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Bild 10 von 10. Und zum Schluss noch Wissenswertes: Die Entertainerin erblickte am 23. November 1992 in Tennessee, USA, als Destiny Hope Cyrus das Licht der Welt. Miley ist die Abwandlung ihres Spitznamens: Smiley hat man sie genannt, weil sie als Kind so viel gelacht hat. Bildquelle: Keystone.
Miley macht ihren Standpunkt klar – und deutlich
Das «Time»-Magazin führte sie 2014 in der Liste der «100 einflussreichsten Personen» auf. Ihre Patentante, Country-Legende Dolly Parton, schrieb als Widmung dazu: «Sie war sehr stolz auf die Arbeit als Hannah, aber die Leute wollten sie für immer dort lassen. Sie ist daran erstickt, deshalb hatte sie das Gefühl, dass sie etwas Drastisches tun musste.»
Den Standpunkt haben alle mitbekommen. Wer Miley Cyrus googelt, findet sich in einem Wald an Meldungen wieder: Promi- und Gossip-Seiten sind voll davon. Die Sängerin und Schauspielerin lieferte den Stoff dafür regelmässig. Mit Party machen, Drogenexperimenten und allerhand (manchmal mehr, manchmal weniger) Skandalträchtigem.
«Das Mädchen kann schreiben und singen, das Mädchen ist smart»
Die Bilder bleiben im Gedächtnis, genauso wie die Storys. Miley macht kein Geheimnis aus ihrer Vergangenheit und ihren wilden Jahren.
«Man kann sagen, dass ich eine twerkende, kiffende, unflätige Hinterwäldlerin bin, aber ich bin keine Lügnerin», schrieb sie nach dem Ehe-Aus mit Schauspieler Liam Hemsworth auf Twitter.
Die 30-Jährige macht damit klar, dass sie sich so gibt, wie sie ist. Ohne Filter.
Höchste Zeit also, sie endgültig nicht an ihren Gossip-Schlagzeilen, sondern an ihrem Talent und Können zu messen. Oder wie Dolly Parton weiss: «Das Mädchen kann schreiben. Das Mädchen kann singen. Das Mädchen ist smart.»
Wie smart und wie talentiert, zeigt ihre Nummer-Eins-Single «Flowers»: Eine selbstbewusste Hymne auf das Alleinsein, die bereits als Hit des Jahres gefeiert wird. Die Fortsetzung der Erfolgsgeschichte folgt nun mit Garantie mit dem Album «Endless Summer Vacation».
Die zwei Seiten von «Endless Summer Vacation»: hoffnungsvoll und wild
Das Album ist in zwei Teile aufgeteilt: In a.m. und p.m. «A.m. steht für den Morgen, wo es ein Potenzial an neuen Möglichkeiten gibt. Es ist ein neuer Tag», erklärt die Sängerin. P.m. ist das Gegenteil: «Zeit, sich auszuruhen oder Zeit, auszugehen und die wilde Seite zu erleben.»
Beide Seiten kann man mit ihrer Persönlichkeit, einer neuen Miley, vergleichen: Einerseits die erwachsene, hoffnungsvolle, andererseits die besonnene, die das Leben in vollen Zügen geniesst und ab und zu auf den Putz haut.