Wenn jemand ein sorgfältig kreiertes und aufgebautes Image innerhalb von kurzer Zeit zerstört, dann steckt selten Absicht dahinter. Ausser, man heisst Miley Cyrus.
Der Hannah-Montana-Kinderstar zauderte 2013 nicht lange und emanzipierte sich mit 20 Jahren endgültig: Nackt – nur mit Boots an den Füssen – schwang sie sich im Video zu «Wrecking Ball» auf eine Abrissbirne, zerstörte Wände und symbolisch gleich ihr süsses, familienfreundliches Image.
Die Verwandlung vom Kinderstar zur provokanten Pop-Prinzessin
Erfolge und Rekorde stellten sich daraufhin ein, doch die Verwandlung in den Augen der Öffentlichkeit war nicht vollzogen. Im Gegenteil: Miley wurde teilweise belächelt, ihr provokantes Auftreten als Trotzphase erklärt.
Die Sängerin und Schauspielerin musste beweisen, dass ihr sexy-herausforderndes Ich und ihr Auftreten als Feministin kein Kalkül ist – dass beides zusammengehört, dass das eine das andere nicht ausschliesst.
Miley macht ihren Standpunkt klar – und deutlich
Das «Time»-Magazin führte sie 2014 in der Liste der «100 einflussreichsten Personen» auf. Ihre Patentante, Country-Legende Dolly Parton, schrieb als Widmung dazu: «Sie war sehr stolz auf die Arbeit als Hannah, aber die Leute wollten sie für immer dort lassen. Sie ist daran erstickt, deshalb hatte sie das Gefühl, dass sie etwas Drastisches tun musste.»
Den Standpunkt haben alle mitbekommen. Wer Miley Cyrus googelt, findet sich in einem Wald an Meldungen wieder: Promi- und Gossip-Seiten sind voll davon. Die Sängerin und Schauspielerin lieferte den Stoff dafür regelmässig. Mit Party machen, Drogenexperimenten und allerhand (manchmal mehr, manchmal weniger) Skandalträchtigem.
«Das Mädchen kann schreiben und singen, das Mädchen ist smart»
Die Bilder bleiben im Gedächtnis, genauso wie die Storys. Miley macht kein Geheimnis aus ihrer Vergangenheit und ihren wilden Jahren.
«Man kann sagen, dass ich eine twerkende, kiffende, unflätige Hinterwäldlerin bin, aber ich bin keine Lügnerin», schrieb sie nach dem Ehe-Aus mit Schauspieler Liam Hemsworth auf Twitter.
Die 30-Jährige macht damit klar, dass sie sich so gibt, wie sie ist. Ohne Filter.
Höchste Zeit also, sie endgültig nicht an ihren Gossip-Schlagzeilen, sondern an ihrem Talent und Können zu messen. Oder wie Dolly Parton weiss: «Das Mädchen kann schreiben. Das Mädchen kann singen. Das Mädchen ist smart.»
Wie smart und wie talentiert, zeigt ihre Nummer-Eins-Single «Flowers»: Eine selbstbewusste Hymne auf das Alleinsein, die bereits als Hit des Jahres gefeiert wird. Die Fortsetzung der Erfolgsgeschichte folgt nun mit Garantie mit dem Album «Endless Summer Vacation».
Die zwei Seiten von «Endless Summer Vacation»: hoffnungsvoll und wild
Das Album ist in zwei Teile aufgeteilt: In a.m. und p.m. «A.m. steht für den Morgen, wo es ein Potenzial an neuen Möglichkeiten gibt. Es ist ein neuer Tag», erklärt die Sängerin. P.m. ist das Gegenteil: «Zeit, sich auszuruhen oder Zeit, auszugehen und die wilde Seite zu erleben.»
Beide Seiten kann man mit ihrer Persönlichkeit, einer neuen Miley, vergleichen: Einerseits die erwachsene, hoffnungsvolle, andererseits die besonnene, die das Leben in vollen Zügen geniesst und ab und zu auf den Putz haut.