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Zaho de Sagazan im Sprinterview: Wie viele Fragen schafft sie?
Aus SRF 3 Festivalsommer vom 19.07.2024.
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 50 Sekunden.

Gurtenfestival Highlight Zaho de Sagazan: Die Zukunft des französischen Pop

Frankreich umschwärmt sie wie eine junge Göttin. Zaho de Sagazan (24) ist auf dem Weg zum Weltstar. Wer ist die Frau, die mit Elektro-Chansons den Pop-Olymp erklimmt?

Wenn sie in Knöchelsocken Pirouetten über die Bühne dreht, bringt sie die Herzen zum Beben. Zaho de Sagazan trägt einen Hauch Wahnsinn in der Brust. Eine kindliche Spielfreude, die tief berührt, sobald sie eine Bühne betritt.

Zuletzt als Eröffnungsact an den Filmfestspielen von Cannes, Mitte Mai 2024. De Sagazan interpretiert David Bowies «Modern Love» und rührt damit die Jurypräsidentin Greta Gerwig zu Tränen. Kein Wunder, Zaho de Sagazans Songwahl könnte passender nicht sein: Gerwig, die «Barbie»-Regisseurin tanzte in ihrem Durchbruchsfilm «Frances Ha» 2012 selbst zu Bowies «Modern Love» durch die Strassen von New York.

Kein anderer Name aus dem frankofonen Raum wird zurzeit mehr mit der Zukunft des Pops in Verbindung gebracht, wie Zaho de Sagazan. Die 24-jährige Tochter einer Grundschullehrerin und eines Künstlers aus Saint-Nazaire ist erst seit zwei Jahren auf dem Parkett. Wenn sie so weitermacht, gehört ihr Übermorgen die Welt.

Chansons für die Zukunft

Inspiriert von Tom Odells «Another Love» schreibt de Sagazan mit 13 Jahren am Klavier ihren ersten Song. Seither ist sie besessen von der Mission, Chanson-Klassiker für die Zukunft zu schreiben. Ein paar Jahre später regnet es «französische Grammys», an den «Victoires de la Musique» 2024 wird sie mit vier Preisen zur Überfliegerin.

Der Kontrast zwischen schwermütigen Gesangslinien und knalligen Elektrobeats verbindet Tradition und Zukunft. Ihre modernen Chansons flattern irgendwo zwischen Edith Piaf und Kraftwerk. Dabei entsteht bei Zaho de Sagazan etwas Neues. Das musikalische Erbe wird nach vorne frisiert.

Erbarmungslose Zärtlichkeit

Die Kraft ihrer Musik liegt nicht zuletzt in ihrer intensiven Performance. In ihrer kontrollierten Zurückhaltung und dem perfekten Timing, wenn plötzlich der Beat einsetzt. Wenn sich ihre zärtlichen Chansons plötzlich in harte Raves verwandeln. Wenn sie das Publikum mit ihrem lodernden Blick in ihren Bann zieht. Wenn sie tanzt und sich fallen lässt. Niemand verrenkt sich so inspirierend wie Zaho de Sagazan.

Es ist das Zusammentreffen aus Melancholie und Exzentrik, das ausverkaufte Säle quer durch Europa im Sturm erobert.

Von Frankreich in die Welt hinaus

In den letzten zwei Jahren haben Zaho de Sagazan knapp eine halbe Million Leute live gesehen. Und als Folge wohl davon auch ihr Album gekauft: «La symphonie des éclairs» ist das meistverkaufte French-Pop-Debütalbum der letzten fünf Jahre. Nach ihrem Triumphzug in der Heimat spielt sie diesen Sommer 25 Festivals in ganz Europa. Eines davon ist das Berner Gurtenfestival.

Wie kam Zaho de Sagazan in Bern an?

Für ihre Show müsste es dunkel sein. De Sagazan schafft es aber auch nachmittags um 16:00 Uhr, die Zeltbühne zu verzaubern. Je länger ihre Show dauert, umso besser wird sie. Nach knapp einer halben Stunde kippen die theatralischen Chansons in harte Elektrotracks. Dann ist die Energie da - Nachmittag hin oder her.

Bern ist verknallt in de Sagazan und den Tanz mit ihren Dämonen. Sie windet sich unter den harten Beats, kehrt ihr Innerstes nach Aussen und schliesst den Kreis mit David Bowies «Modern Love». Was man ihr wünscht? Eine Wiederkehr auf den Gurten in ein paar Jahren, zu einem späteren Konzertslot und einem Publikum, das wie in ihrer Heimat Zeile für Zeile mitsingt.

SRF 3; 19.07.2024; 16:10 Uhr ; 

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