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Highlights vom Eurosonic Diese drei Acts gehören 2025 auf Festivalbühnen

Jährlich kommt die Musikindustrie im niederländischen Groningen zusammen, um die Stars von morgen zu entdecken. Von Big Special, Uche Yara und Boko Yout wird man noch viel hören.

Der Druck für die rund 300 Acts aus 36 Ländern ist gross, beim Eurosonic Festival im niederländischen Groningen gut zu performen. Denn im Publikum stehen Bookerinnen, Veranstaltende und andere Leute aus dem europäischen Musikbusiness.

Wer in den 40 Minuten Bühnenzeit überzeugt, wird vielleicht an grossen Festivals oder in renommierten Clubs gebucht. Alle Konzerte zu schauen, war leider unmöglich, weil sich viele überschneiden. Hier sind dafür drei, die richtig reingehauen haben.

Big Special: Grimmige Poesie

Eigentlich war Joe Hicklin als Sänger in der Folk-, Blues- und Americana-Szene aktiv. Doch dann kam die Corona-Pandemie und machte die ganze Misere, in der post-brexit Grossbritannien steckte, noch offensichtlicher. Weil Hicklin zudem auch noch eine Phase der Depression durchlebte, musste ein anderes musikalisches Gewand her, um der Not Ausdruck zu verleihen.

Zusammen mit Schlagzeuger Callum Moloney verpackt Joe Hicklin den Frust über soziale Missstände und fehlende Perspektive in eine eindringliche und intensive Mischung aus Post-Punk und Hip-Hop mit Einschlägen von Beats, Blues und manchmal Gospel.

Uche Yara: Everbody's Darling

«Ich bin von allen Ecken und Kanten inspiriert», sagt Uche Yara zu SRF 3. Diese unterschiedlichen Einflüsse kreuzt die 23-jährige Österreicherin mit grosser Experimentierfreude und ohne Scheu.

Sie habe als kleines Mädchen begonnen, «Schlagwerk» zu spielen, bevor sie mit 13 die Stromgitarre für sich entdeckte. «Texte habe ich lange nur widerwillig geschrieben, mein Hauptfokus liegt immer auf dem Instrumentellen und auf Klang.» Entsprechend setzt sie ihre Stimme in vielen Songs wie ein Instrument ein, pitcht sie runter oder benützt kurze Sequenzen davon als Rhythmus-Element.

Ihren wilden Stilmix präsentierten Uche Yara und ihre Band in Groningen mit so viel Frische und Spielfreude, dass sie zum heimlichen Festival-Darling avancierten.

Und die Schweizer Acts?

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Paula Dalla Corte
Legende: 2020 gewann Paula Dalla Corte «The Voice of Germany». Nach musikalischer Findungsphase startet sie nun mit eigenem Material durch. Universal Music

Insgesamt acht Schweizer Acts waren dieses Jahr in Groningen vertreten, darunter Benjamin Amaru (SRF 3 Best Talent), Ele A, Sami Galbi, Sirens of Lebos, Soft Loft (SRF 3 Best Talent) und Valentino Vivace (SRF 3 Best Talent). Nnavy (SRF3 Best Talent) und Paula Dalla Corte überzeugten beide mit Charisma, starken Stimmen und toller Bühnenpräsenz.

Boko Yout: Afro-Grunge als Statement

Der Ansturm auf die Show von Boko Yout war so gross, dass viele in Groningen draussen an der Kälte warten oder enttäuscht wieder abziehen mussten. Wer drinnen war, bekam ein Konzert mit einem entfesselten, rastlosen Frontmann geboten – mit einer Naturgewalt.

Musiker Boko Yout blickt in die Kamera
Legende: Boko Yout am Eurosonic 2025. Ben Houdijk

Afro-Grunge nennt Boko Yout selbst das, was er auf der Bühne veranstaltet und führt im Interview aus: «Afro-Grunge, weil ich zugleich von Grunge und von meinem Vater beeinflusst bin, der aus Togo stammt.»

Bevor Boko Yout den Stromgitarrensound für sich entdeckte, hat er sich in seinem Heimatland Schweden als Rapper betätigt. Allerdings habe er mit Gangsta-Sound und dem damit verbundenen Männlichkeitsbild nichts anfangen können, weswegen er sich davon abgewandt habe. «Am Grunge hat mich vor allem die politische Dimension interessiert», sagt er. «Als Schwarzer, queerer Mann bin ich in Schweden auch ein Politikum.»

SRF 3 Sounds!, 21.1.25, 20:03 Uhr

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