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Hype dank Timothée Chalamet Von wegen «Complete Unknown»: Deshalb lieben jetzt alle Bob Dylan

Es liegt nicht nur an Schauspielstar Timothée Chalamet, der Bob Dylan im neuen Biopic verkörpert. Der Popkultur-Seismograf schlägt rundum auf den Kult-Singer-Songwriter aus. So trendet Dylan von TikTok bis in die Modewelt.

Kein Wunder, schiessen die Streamingzahlen von Bob-Dylan-Songs in die Höhe. Der legendäre Lockenkopf ist so zurück wie nie. Vor allem aufgrund des Films «A Complete Unknown», der seit Kurzem in den US-Kinos läuft (Schweizer Kinostart ist am 27. Februar).

Regie führte ein Mann mit gutem Gespür, wenn es um die massentaugliche Verfilmung von Musikbiografien geht: Vor 20 Jahren drehte James Mangold «Walk the Line» über das Leben von Johnny Cash und machte damit den «Man in Black» für Jung und Alt wieder zum Begriff. «A Complete Unknown» macht das wohl auch mit Dylan.

Bob Dylan im Jahr 2025

Der Hauptgrund dafür heisst Hollywood-Superstar Timothée Chalamet. Spätestens seit seinen Rollen in «Call Me by Your Name» und den beiden «Dune»-Filmen wird gekreischt, sobald der 29-jährige Star auftaucht – wie zu Zeiten der Beatlemania.

Die neu aufflammende Dylan-Liebe ist nicht nur dem Biopic zu verdanken, sondern auch kleinen Social-Media-Posts, die Dylan höchstpersönlich oder Chalamet absetzen. Etwa, wenn der Schauspieler für seine rund 20 Millionen Followers den Dylan-Klassiker «Visions of Johanna» singt und Kollegin Kate Hudson kommentiert, wie eifersüchtig sie auf all jene Leute sei, die diesen Song hier zum ersten Mal überhaupt hören.

... auf Tiktok

Wie heftig die Jugend in den Style des legendären Musikers verliebt ist, erfährt man wiederum beim Tiktok-Trend «Bob Dylan Core» . Dabei filmen sich Creators dabei, wie sie in klassischer Dylan-Manier durch die Strassen stapfen: Enge Lederjacke, Hände tief in den Taschen, Schultern hochgezogen und die dunkle Wayfarer-Sonnenbrille aufgesetzt.

Das Ursprungs-Video zählt mittlerweile über zwei Millionen Aufrufe:

Typisch Tiktok, wird dabei auch Nostalgie gefeiert. Der unnahbare und faszinierende Mythos des Singer-Songwriters, heraufbeschworen im ikonischen Plattencover von «The Freewheelin' Bob Dylan» als auch im neuen Film. Am Emerson College in Boston steigen bisweilen sogar «Bob Dylan Core»-Partys.

... in der Mode

Pünktlich zum Hype wurde zudem eine dylaneske Wildlederjacke und Jeans mit Einnähern als Kooperation zwischen der amerikanischen Modedesignerin Arianne Phillips und Levi's lanciert. In den ersten Grössen ist sie bereits ausverkauft, wie «NZZ Bellevue» berichtet.

Waghalsige Forenkommentare bringen Dylan sogar in Verbindung mit dem gegenwärtigen Revival der Lockenfrisuren. Ist das heutige Pendant zu seiner Lockenmähne samt Zigarette vielleicht der Broccoli-Haarschnitt plus Vapes? Fest steht, «The New York Times» bezeichnet Dylan als «Original-Hipster» schlechthin.

... mit der Sprache der Jugend

Warum resonieren seine Songs noch immer mit der Jugend von heute? Weil sie jede Jugend erreicht, die ihm zuhört, da sie nebst vielem mehr die romantische Befreiung verkörpert. Dylan ist quasi der Urvater des modernen Break-up-Songs. «Don't Think Twice, It's All Right» ist so ein Beispiel. Ein Stück, das einem hilft, gestärkt und selbstsicher aus einer (Liebes-)Krise zu treten.

Ein Narrativ, das auch 2025 zur Grundrezeptur von erfolgreichen Pop-Repertoires gehört. Zudem behandeln Dylans Musik sowie der Film «A Complete Unknown» ein zentrales Thema der Jugendjahre: Die Suche nach der eigenen Identität. Dieses Jahr könnte sie die Generation Z mithilfe von Dylan-Songs finden.

SRF 3 Sounds!, 9.1.2025, 20:49 Uhr

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