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Justin Bieber: «Justice» Ein Album wie ein Luxus-Pulli

Justin Biebers sechstes Album «Justice» ist aus hochwertigen Materialien gefertigt und bis ins Detail durchdesignt - und wirkt zugleich lustvoll und inspiriert.

«I get my peaches out in Georgia, I get my light right from the source, yeah», singt Justin Bieber im Song «Peaches», dem obligaten Sommer-Cabrio-Strandfeeling-Track auf dem Album. Pfirsiche aus Georgia (Georgia wird in den USA auch der «Peach State» genannt), alles direkt von der Quelle, von allem nur das Beste.

Ein abwechslungsreicher Gesamtmix

Von allem das Beste, das ist Programm – auch für das Album als Ganzes: Produktionen von Star-DJ Skrillex und ausgeklügeltes Songwriting im grossen Team mit gefragten Song-Autorinnen und -Autoren; als Songwriter mit dabei ist etwa Jonathan Bellion, der auch für Camila Cabello, Maroon 5, Selena Gomez oder Katy Perry Songs schreibt und selber auch als Musiker unter dem Namen Jon Bellion bekannt ist. Dazu sorgfältig gestaltete Details wie die aufwändigen Beats oder die Gitarren-Sounds der einzelnen Songs und nicht zuletzt eine abwechslungsreiche Gesamtmischung an musikalischen und emotionalen Stimmungen. Alles dabei – vom Sommerfeeling-Track bis zu nachdenklichen Songs über Krisen oder Verluste («Unstable» und «Ghost»), überschwenglichen Lovesongs wie «Off My Face» und Dance-Bangers wie «Love You Different». Die Videos - etwa zur Single «Hold On» - stammen von Grössen wie Colin Tilley, einem der erfolgreichsten Regisseure für Musikvideos und Werbespots.

Gastsänger bringen zusätzlich Fans mit

Die Featuring-Gästeliste deckt ebenfalls ein breites Spektrum ab, vom nigerianischen Star Burna Boy bis zum australischen Hitparadenstürmer Kid La Roi und (noch) weniger breit bekannten Musikern wie Giveon oder Dominic Fike, die aber auch schon ihre eigenen Fan-Bubbles mitbringen. (Warum nichts ohne Featurings geht: hier nachlesen)

Top-Alben gibt es nur noch für die Top-Liga

Generell haben Musikalben ja an Stellenwert verloren – Singles und die Playlists der Streamingdienste dominieren weltweit den Musikkonsum. Dass ein Album keine mittelprächtigen Füller-Songs enthält, sondern auf der ganzen Linie überzeugt, kommt daher nur noch selten vor. Konsequent investiert wird nur bei hoch priorisierten Albumprojekten einer ausgesuchten Top-Liga. Top-Ressourcen sind noch keine Garantie für ein gutes Album, aber eine starke Voraussetzung. Im besten Fall entsteht, wie bei «Justice», ein Gesamtprodukt, das inspiriert und lustvoll wirkt und nicht nur stringent durchdesignt.

Markt-Kalkül und Spitzen-Knowhow

Ein solches Album verleidet nicht schon nach zweimal hören, sondern hält länger an. Weil beim Anhören nicht der Eindruck entsteht, als Musikkonsumentin mit billigen Effekten abgespiesen zu werden. Sondern ein fine-getunetes Produkt zu erhalten, zwar ein Produkt von nüchternem Markt-Kalkül, aber eben auch vom besten in der Branche verfügbaren Knowhow.

Berühren ist besser als Beeindrucken

Ein solches Album zu hören, fühlt sich ein bisschen an wie das Tragen eines Pullis von einem richtig teuren Label. Einem Label, das sich nicht damit begnügt, seinen berühmten Namen auf billige Stoffe zu drucken, die dann doch so rasch auseinanderfallen wie Textilien von Billigläden, sondern in hochwertige Materialien und Verarbeitung investiert – zu Gunsten des längerfristigen Prestiges der Marke.

Prestige ist aber nicht dasselbe wie Liebe – ob in der Mode oder in der Musik. Beeindrucken ist gut, aber berühren ist besser. Im Fall der Marke «Justin Bieber» hat sich die Investition gelohnt: Dieser Luxuspulli könnte für viele zum Lieblingspulli werden.

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