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DOK über Bieler Erfolgsband Pegasus: Es gab wenig Platz für Schwächen

Die Bieler Band ist besser im zusammen Songs schreiben, als darin, zusammen über ihre Gefühle zu sprechen. Dies beweist zum einen das neue Album «Twisted Hearts Club» und zum anderen die neue SRF-DOK «Pegasus – Eine Band macht Schluss … und wie die Geschichte weitergeht».

Wie gross die Pegasus-Fangemeinde ist, spürte man letzten Montag, als die Band den Ausstieg von Bassist Gabriel Spahni und Gitarrist Simon Spahr kommunizierte. Die Leute waren traurig. Heute aber wird gefeiert: Pegasus veröffentlichen ihr achtes Studioalbum.

«Twisted Hearts Club» ist voller Pop-Perlen. Songs, die die musikalische Welt der Band in ihren Anfängen und die ihrer damaligen Vorbilder mit ihren heutigen Songwriting-Skills und der musikalischen Reife vereinen.

Gregi Sigrist

Musikjournalist für Pop/Rock von Schweizer Radio und Fernsehen

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Die musikalische Entwicklung der Bieler ist dabei eine ganz andere als die der Banddynamik hinter den Kulissen. «Viele Dynamiken von früher sind heute immer noch dieselben. Bis hin zur Wortwahl. Wir sprechen teilweise immer noch wie Teenager miteinander», erzählt Noah Veraguth in der SRF-DOK «Pegasus – Eine Band macht Schluss … und wie die Geschichte weitergeht». (siehe oben )

Bassist Gabriel Spahni ergänzt: «Ich glaube, eine Beziehung, die sich in der Kindheit entwickelte, auf ein neues Betriebssystem upzudaten, weil man inzwischen erwachsen ist, ist schwieriger als man erwarten würde».

Wir sprechen teilweise immer noch wie Teenager miteinander.
Autor: Noah Veraguth Sänger und Songschreiber

Rund 50 Stunden Material hatte der Luzerner Filmemacher Ivo Amarilli nach einem Jahr, in dem er die Band nah begleitete, auf seiner Festplatte. Davon über 30 Stunden Gespräche mit den Bandmitgliedern: Einzelgespräche. Dadurch hatte er oft den grössten Wissensstand von allen – denn bei Pegasus wurde über vieles jahrelang nicht konkret gesprochen.

Es ist irritierend, wie grosse Bögen das Quartett offenbar über all die Jahre um sehr wichtige Themen gemacht hat. Umso beeindruckender, wie sie sich in diesem Film öffnen. Und trotzdem scheint klar, dass vieles auch nach diesem Film nicht ganzheitlich auf den Tisch gekommen ist. So schnell befreien sich alte Freunde ganz offensichtlich nicht aus alten Mustern.

Vielleicht hätte Gäbu seinen Ausstieg ohne diesen Film später kommuniziert.
Autor: Ivo Amarilli Filmemacher

«Bei Pegasus gab es wenig Platz, Schwäche zu zeigen», erzählt Veraguth in der DOK und bezeichnet ihren internen Umgang rückblickend als «oldschool». Auch wenn Amarilli probierte, nicht in die Geschichte einzugreifen, bekam der Film (und der Filmemacher) eine Rolle, die über die des Beobachters hinausgeht. «Vielleicht hätte Gäbu seinen Ausstieg ohne diesen Film später kommuniziert», erzählt Amarilli im Gespräch mit SRF 3.

Der Film zeigt das Bieler Quartett so, wie es wohl die wenigsten kennen. Ich hatte über diese Band, abseits der Musik, lange keine wirkliche Idee – aber irgendwie eine Meinung, wer sie sind oder eben sein könnten. Nach diesem Film glaube ich, eher eine Idee, dafür weniger eine Meinung zu haben. Das hilft und hat auch auf die Musik der Band einen Einfluss.

Nicht überraschend, aber durchaus spannend bei diesem vorerst letzten Kapitel, welches Pegasus in dieser Besetzung schreiben: Wie gut gewisse Songs des neuen Albums als Soundtrack zu diesem emotionalen und filmisch festgehaltenen Stück Bandgeschichte passen.

SRF 3, 17.1.2025, 08:03 Uhr

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