Der weltweit grösste Musikstreaming-Dienst bietet Zugang zu mehr als 35 Millionen Songs. Zum Nulltarif. Wer will. Die werbefinanzierte Gratis-Variante macht’s möglich. Cool ist anders. Zeitgemäss auch.
Gratis war gestern
Wie lange leben wir jetzt mit den Möglichkeiten des Internets? Wir wissen längst, was in der digitalen Welt möglich ist und wo die Problematik im Umgang damit liegt. Je mehr sich unser Leben in der digitalen Welt abspielt, desto wichtiger ist es, dass an digitalem Content ein Preisschild hängt.
Im Fall von Gratis-Musikstreaming, denke ich dabei aber nicht nur an die Wertschätzung der Musikschaffenden. Ich denke auch an uns Konsumenten.
Geiz ist doof
Die Idee für möglichst wenig, oder gar für nichts, möglichst viel zu kriegen, war mir schon immer fremd. Als der Werbeslogan «Geiz ist geil» Anfang der Nullerjahre zum geflügelten Wort wurde, kriegte ich Magenkrämpfe.
Geiz ist alles andere als geil. Geiz ist gesellschaftsfeindlich, erbärmlich und dumm. Wie soll ich Freude über den Zugang zu 35 Millionen Songs entwickeln, wenn ich weiss, dass diese Songs nicht den Respekt bekommen, den sie verdient hätten.
Ein Schritt in die richtige Richtung
Wie wäre es denn, wenn Musikschaffende entscheiden könnten, ihre Songs nur zahlenden Spotify-Kunden zugänglich zu machen? Das würde nicht nur das künstlerische Schaffen aufwerten. Es gäbe auch dem Premium-Bereich von Spotify eine exklusivere Note.
Klar ist auf alle Fälle: Je schwieriger wir es den Musikschaffenden machen, ihre Musik in einem respektvollen Rahmen zu vermarkten – desto weniger Freude haben wir am Musik entdecken und konsumieren.
Musik gehört auf Silbertablett
Manchmal habe ich das Gefühl, als gäbe es einen riesigen Stausee, gefüllt mit allen Songs dieser Erde. Von allen Seiten her werden kübelweise neue Songs in diesen See geschüttet. Da und dort entstehen kleine Wellen. Vielleicht sogar hin und wieder eine unerklärbare Fontäne, die etwas Leben in den Song-See zaubert. Gewisse Songs sinken auf den Grund. Versickern im Boden. Andere schwimmen träge an der Oberfläche. Dieser See ist kein guter Ort.
Wir müssen die Songs da wieder herausholen. In Flaschen füllen. Etiketten draufkleben. Auf ein Silbertablett stellen. Anbieten und angeboten bekommen. «Danke» sagen. Oder auch «Nein danke». Wahrnehmen und darauf reagieren.
Wertschätzen eben.