Zum Inhalt springen
Die Aeronauten mit Olifr M. Guz (vorne rechts)
Legende: Die Aeronauten mit Olifr M. Guz (vorne rechts) Aeronauten

Musik-Blog Das letzte Kapitel der Aeronauten

«Guz ist tot», das war eine der ersten Scheissnachrichten des laufenden Jahres. Jetzt erscheint mit «Neun Extraleben» das letzte Aeronauten-Album. Macht das irgendetwas wieder gut? Nein. Aber ein bisschen besser.

Eigentlich hätte der Munot gehen müssen. Nicht Guz. Sorry. Ich kenne sonst nichts von Schaffhausen. Nur das steinige Schaffhauser Wahrzeichen und eben Olifr M. Guz von den Aeronauten. Der war nicht aus Stein. Aber er hatte ein schwaches Herz, wie so viele, die ein gutes Herz haben. Das von Guz versagte im Januar 2020, nachdem er vier Monate lang auf ein Spenderherz gewartet hatte.

Guz wurde 52 Jahre alt. Seine Band hätte im nächsten Jahr ihren 30. Geburtstag feiern können. Was wir tun können und dürfen und wollen ist, uns das letzte Aeronauten-Album anhören.

Sounds! Album der Woche

Da ich mir das letzte Aeronauten-Album sogar anhören würde, wenn es leer wäre – ich aber gleichzeitig weiss, dass es nicht leer ist und ebenfalls weiss, dass «Neun Extraleben» Sounds! Album der Woche ist, räume ich an dieser Stelle das Feld.

Die Sounds!-Macher Matthias Erb, Luca Bruno und Andi Rohrer über das letzte Aeronauten-Album:

Matthias Erb: «Gletscher sterben leise» heisst ein Instrumentalstück auf dem Album. Auch wenn der Chef Oliver Mauermann leise für immer gegangen ist, musikalisch lässt es seine Band noch einmal richtig krachen. Trauerarbeit in Form von trotzigen Songs wie zum Beispiel «Never Be Dead». Sterben bedeutet hier weiterleben in der Musik. Und man kann auch laut trauern.

Luca Bruno: Ist das jetzt Ironie oder schon Zynismus, wenn die letzte Aeronauten-Platte ausgerechnet mit einem Song namens «Irgendwann wird alles gut» angekündigt wird? Nein, Guz weilt nicht mehr unter uns, es wird nie mehr «alles gut». Die Vorstellung, dass wir Guz nie wieder auf der Bühne des Zürcher el Lokal oder des Hirscheneck in Basel sehen werden, will noch immer nicht wirklich in meinen Kopf. Immerhin macht diese Hymne den Abschied ein kleines bisschen leichter und lauter.

Andi Rohrer: In einer Welt, in der es vielerorts salonfähig wird, dass Fakten als irrelevant und Meinung als allgemeingültige Realität angeschaut werden, höre ich diese Platte und fühle Konzertbühne, fliegende Biere, schweissnasse Umarmungen und knallheitere Menschen, die «Du kotzt mich an jetzt!» brüllen - und damit ziemlich sicher das Jahr 2020 meinen. Guz und die Aeronauten leben. Vor meinem geistigen Auge habe ich sie genau jetzt live gesehen. Mit voller Gitarren-Wucht und kühnen Zeilen. Da kann der Tod behaupten, was er will. #bestersong «Irgendwann wird alles gut».

Meistgelesene Artikel