Ich weiss nicht, wie es euch geht. Ich persönlich bin froh, hat sich der Bundesrat endlich konkret geäussert, bis wann die Durchführung von Grossanlässen in der Schweiz kein Thema ist. Für mich ist es relativ einfach. Schliesslich lebe ich für Konzerte und Festivals und nicht von ihnen. Für Veranstalter, Musiker, Techniker usw. bedeutet diese Situation hingegen eine noch nie dagewesene und unter Umständen existenzbedrohende Herausforderung.
Wir sind in einer Krise. Täglich informieren wir uns über die Rahmenbedingungen für unser privates und berufliches Leben. Wir stecken Bedürfnisse zurück, befolgen Weisungen, harren aus. Wir schätzen ab, welches Verhalten welche Auswirkungen haben könnte. Dabei sind wir uns bewusst, dass unsere Kompetenzen beschränkt sind.
Gefährliche Fragen
Hat der Bundesrat richtig entschieden, indem er wegen dem Corona-Virus bis auf Weiteres keine grossen Konzerte zulässt? Eine solche Frage zu stellen, erscheint uns gefährlich. Genauso gefährlich ist es, solche Fragen nicht zuzulassen. Höchstgefährlich ist es, Leuten, die solche Fragen stellen, nicht zuzuhören.
Mit solchen Gedanken will ich unter keinen Umständen zum Ungehorsam aufrufen. Eine uneingeschränkte Diskussions-Kultur ermöglicht uns aber unter Umständen, Kompromiss-Lösungen anzudenken und Zwischenwege zu erörtern.
Wunschdenken ist nicht angesagt
Ignoranz, Fatalismus und Wunschdenken müssen wir dabei ausklammern. Weder unsere Gesellschaft und Wirtschaft, noch unser Wohlstand sind auf diesen Pfeilern aufgebaut oder abgestützt. Was wir aber unbedingt tun müssen: Möglichkeiten prüfen und uns Gedanken zum Thema «Freiheit versus Sicherheit» machen. Dabei gilt es aktuell, kleiner zu denken.
Gibt es bald «Kinderkonzerte»?
Die Kitas sind seit dieser Woche wieder voller. Die Schulen und Kindergärten öffnen am 11. Mai. Kinder gelten nicht als Treiber der Epidemie. Bedeutet das, dass man schon bald Konzerte für Kinder veranstalten kann? Vielleicht auf den Pausenplätzen der Schulhäuser? Bands wie Marius & die Jagdkapelle oder Silberbüx könnten dabei vom Dach aus oder aus den Schulhausfenster (also aus sicherer Distanz) auftreten.
Vorstellbar wäre auch ein klassisches Streich-Quartett, eine Theater-Truppe oder eine Pop-Band, die den Schulalltag bereichert. Ich glaube, die Eltern wären nach dem Lockdown bereit, für die Künstler-Gage aufzukommen. Allerdings: Ist das verantwortbar? Wo liegen die Probleme? Wie sehen Lösungsansätze aus?
Würde überhaupt jemand an eine Grossveranstaltung gehen?
Eine hypothetische Frage habe ich noch. Angenommen, die Schweiz würde eine andere Strategie verfolgen, als dies der Fall ist. Angenommen, es würden in diesem Sommer Grossveranstaltungen – konkret Musikfestivals – stattfinden. Angenommen, die gebuchten Bands würden an diesen Festivals auftreten können und wollen. Wärt ihr bereit, zwei, drei oder vier Tage mit Zehntausenden von Menschen auf engstem Raum zu verbringen?