300 Live-Acts traten am Wochenende am Showcase-Festival Eurosonic auf und verwandelten die niederländische Stadt Groningen in einen Publikumsmagneten. Dort suchen Festival-Booker die besten, neuen MusikerInnen und Bands für ihre Line-Ups.
Hier sind unsere fünf Neuentdeckungen:
1. Entspannt und gewinnend: Pip Blom
Was 2013 als Homerecording-Projekt der holländischen Musikerin Pip Blom begann, ist mittlerweile zu einer vierköpfigen Slacker-Rock-Band herangewachsen. Und diese überzeugte live mit einem abwechslungsreichen, druckvollen Set, irgendwo zwischen 90s-Gitarrenpop und den psychedelischen 60s.
Der Applaus war gross, es war eines der entspanntesten Konzerte des Festivals. Vielleicht, weil die Band am Abend zuvor den «Music Moves Europe Award» in der Kategorie Rock gewann?
2. Ungestüm und flink: Flohio
BBC Music und der NME handeln sie als eine der verheissungsvollsten Newcomerinnen dieses Jahres. Dementsprechend angespannt war die Atmosphäre im Club, als die englisch-nigerianische Rapperin Flohio auf die Bühne trat. Zwar nicht auf Anhieb, aber Song um Song zeigte sich, welche ungestüme Energie in der 25-jährigen Musikerin mit den schnellen Rhymes steckt.
3. Wahnsinnig und gut: black midi
Wahnsinnig (und) gut war das Konzert der englischen Experimental-Rock-Band black midi. Vor dem Club bildete sich eine der längsten Warteschlangen des Festivals. Alle wollten die mysteriöse Hype-Band aus London sehen. Denn über sie ist fast nichts bekannt, veröffentlicht wurde bis jetzt nur eine einzige Single – Interviews sind rar.
Der Hype ist berechtigt, die vier jungen Musikstudenten beeindrucken mit ihrer grossen Virtuosität: Sie loten den Rock neu aus, experimentieren mit Rhythmen und vertrackten Songstrukturen. Und trotzdem bleiben sie dabei locker und unberechenbar.
4. Nuancenreich und androgyn: Penelope Isles
Wenn eine Band nicht schnell genug überzeugt, dann wird ans nächste Konzert gewechselt. Penelope Isles profitierten vom Versagen eines anderen Live-Acts und wurden so zu einem Highlight.
Was da von der Bühne kam, war wuchtig: Nuancenreicher Indie-Rock gespickt mit androgynem Duettgesang, interpretiert von einer vierköpfigen Band mit grosser Bühnenpräsenz. Der Applaus brach Ende des Sets kaum ab – das sind schöne Voraussetzungen für das Debütalbum, welches in diesem Jahr auf dem renommierten englischen Indie-Label Bella Union erscheint.
5. Melancholisch und kraftvoll: Anna Leone
Nur das Knarren der Kirchenbänke war zu hören, als die 24-jährige schwedische Singer-Songwriterin Anna Leone ihre Lieder in der «Lutherse Kerk» performte – ein solch ruhiges Publikum ist selten am umtriebigen Eurosonic Festival. Doch ihre zerbrechliche und trotzdem kraftvolle Stimme fasziniert, ihre feingliedrigen, melancholischen Songs gehen tief.
Im vergangenen Jahr veröffentlichte die Musikerin ihre erste EP «Walk Away» und trat im Vorprogramm von Jacob Banks auf. Stets alleine, nur mit akustischer Gitarre. Das braucht Mut und Talent: Frau Leone hat beides.
Noch mehr Highlights und Hypes im «Sounds!»-Special zum Eurosonic 2019, Montag, 21. Januar 2019, 22 Uhr.