Die Schlagzeilen im Vorfeld des Finales zeichneten ein turbulentes Bild vom Anlass, die Stimmung war zeitweise angespannt – trotzdem schaffte Nemo am Samstagabend Unglaubliches: Platz eins für die Schweiz am Eurovision Song Contest 2024 im schwedischen Malmö. Der ESC 2025 findet in der Schweiz statt!
Die Show war lang, die Nacht wurde noch länger. Hier erfährst du, was alles passiert ist, als die TV-Kameras längst aus waren – zumindest das, was relativ bedenkenlos mit der Öffentlichkeit geteilt werden kann.
Die Erlösung
Nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit Kroatiens Baby Lasagna hiess es: «Die Schweiz hat vom Publikum ... 226 Punkte bekommen!» Nemo kann es nicht fassen und wird von der Schweizer Delegation direkt gruppenumarmt, gleich darauf setzt Irlands Act Bambie Thug Nemo eine Dornenkrone auf.
Mit dieser auf dem Kopf schreitet Nemo nochmals auf die kreuzförmige Bühne der Malmö Arena, nimmt die Trophäe entgegen und sagt sichtlich ergriffen: «Ich hoffe, dieser Wettbewerb kommt seinem Versprechen nach, für den Frieden und die Würde aller zu stehen.» Daraufhin performt Nemo den Siegessong «The Code» ein weiteres Mal, ganz ohne Plattform und Visuals – dafür fürs Publikum. Es ist Nemos bisher stärkste Performance.
Die Trophäe
Nachdem Vorjahressiegerin Loreen Nemo die ESC-Trophäe überreicht und Nemo «The Code» nochmals gespielt hat, knallt Nemo das Ding auf den Bühnenboden – und spaltet es prompt in zwei Teile. Dabei schneidet sich der ESC-Star heftig an der Hand. «Ich habe nicht nur den Code geknackt, sondern auch die Trophäe – und meinen Daumen», so Nemo.
Zum Glück ist die EBU vorbereitet und drückt dem siegreichen Act sogleich einen intakten Preis in die Hand – sonst hätte man die Fotos mit Nemo und Trophäe ja nicht gebrauchen können.
Die Medienkonferenz
«Ich bin völlig überwältigt», sagt Nemo nach der Liveshow vor versammelten Medien, «ich bin so dankbar für alles, was auf diesem Weg passiert ist und für alle Leute, die ich dabei kennenlernen durfte.» Nemo widmet den Sieg allen queeren Leuten, die Nemo im Rahmen dieses Abenteuers erreichen konnte; schliesslich Nemo ist die erste nonbinäre Person, die den Eurovision Song Contest für sich entschieden hat.
Nach Lys Assia 1956 und Céline Dion 1988 ist Nemo die dritte Person, die den ESC für die Schweiz gewonnen hat. «Meinen Namen neben Céline Dion zu hören, ist unglaublich», so Nemo, «die Schweiz hat so eine tolle Musikszene – ich hoffe, das Ausland checkt das.»
Die Party
Die Show dauert bis 0.45 Uhr, nach der anschliessenden Medienkonferenz zurück in der Garderobe der Schweizer Delegation ist Nemo nach 2.30 Uhr. Beim Hotel kommen wir um 3.30 Uhr an, wo Medienschaffende und Fans warten – und die Siegesparty, die praktischerweise in der weitläufigen Lobby steigt. Sehr zum Verdruss aller Delegations-Mitglieder dauert die Afterparty nur bis 5 Uhr, der allerletzte Song ist tatsächlich «The Code».
Nemo selbst bekommt das jedoch gar nicht mit. Das ESC-Wunder feiert zunächst mit Freund:innen im Hotelzimmer und gibt sich später den Sonnenaufgang am Strand – ein Grossteil der Schweizer Delegation aber hält tapfer die Stellung in der Hotellobby. Zumindest so lange, bis wir vom Sicherheitspersonal wiederholt und eindringlich zum Gehen aufgefordert werden. Wissen die eigentlich, wer wir sind? Wir haben den Eurovision Song Contest gewonnen, that's who!