Papa Bratschi aus der Nähe von Thun bekommt im Februar viel Arbeit. Er schreibt regelmässig in den Familien-Chat, wenn ein Song seiner Söhne auf SRF 3 läuft. Da wir die Rooftop Sailors als «Best Talent» feiern, bekommt er einiges zu tun – und der Chat dürfte ziemlich heiss laufen.
Ab sofort werden die Rocksongs seiner Jungmannschaft – von Xandi und Adi – und ihren Freunden – Maurice und Nevio – zu einer festen Grösse im Programm: Wir geben der Band den Push, den sie definitiv mehr als verdient.
Der Swag im Sound à la Rooftop Sailors
Die Musik der Rooftop Sailors wird am besten mit den Wörtern «Alternative-Rock, Gitarren, Pop, Ohrwurm» beschrieben. Die Songs haben den Swag, also die beneidenswert-coole, charismatische Ausstrahlung mit der ironischen Note.
Die Berner Oberländer scheinen gar fast zu cool für diese Welt, wenn sie augenzwinkernd ihrem Genre den Namen «Swagger-Rock» verpassen.
Der Begriff passt. Ihr zweites Album «Retroslave» (erscheint am 16. Februar 2024) überzeugt: Man merkt die Einheit, das Feuer und die Energie der vier Musiker, die ein eingeschworener Haufen sind. Beste Kumpel, die sich als ausgefuchste Live-Band verstehen. Und auch privat gemeinsam durch Höhen und Tiefen des Lebens gehen.
Auf dem Sofa, mit der Zahnbürste als Mikrofon
Es ist handgemachte Musik, die sich aus dem guten alten Rock-Katalog bedient. Das «Retro» im Albumtitel ist damit schnell erklärt – wie das «Slave», das Sklavische, übrigens auch: Die Rooftop Sailors können nicht anders, als genau diesem Sound zu frönen. Sie haben ihn quasi mit der Muttermilch aufgesogen.
Man könnte es auch musikalische Früherziehung nennen. Frontmann Xandi beispielsweise war – wie auch sein Bruder Adi – schon als Knirps an Gigs von Legenden wie Deep Purple oder AC/DC. Die Konzerterlebnisse gipfelten zu Hause in eigenen Auftritten auf dem Sofa der Eltern.
Und nicht die bei solchen Gelegenheiten so oft zitierte Haarbürste, sondern eine Zahnbürste diente als Mikrofon. Aber das nur nebenbei. Kein Wunder ist jedoch, dass die Band 2013 im Kinderzimmer des Elternhauses der beiden gegründet wurde.
Eine Boygroup wie aus dem Bilderbuch
Hätte man eine Boygroup gecastet, dann wären die Vier ein Paradebeispiel, wie sich Gegensätze perfekt ergänzen. In der Bedienungsanleitung fürs Zusammenstellen sind unterschiedliche Charaktere gefragt, mit verschiedenen Fähigkeiten und Looks. Bei den Rooftop Sailors trifft der Belesene auf den stylischen Organisierten, den Chilligen und den chaotischen Technik-Zauberer.
Sie alle können sich nichts anderes vorstellen, als gemeinsam Musik zu machen. Der Spass steht im Vordergrund. Die Songs werden zusammen geboren. Und wenn jemandem ein Detail nicht passt, dann landet der Track direkt im Papierkorb. So kommt nur das Beste vom Besten auf die Ohren der Fans.
Das war schon beim Debütalbum «Kaleidoscope» der Fall, das die Sailors 2021 bei uns vorstellten.
So kommen die Seemänner aufs Dach
Wie man auf einen Namen wie Rooftop Sailors kommt, darüber könnte man eine ganze Abhandlung schreiben. Der Name heisst übersetzt «Dach-Matrosen» oder «Seemänner von der Dachterrasse» und ist sehr poetisch: Die Band segelt auf den Dächern der Welt und erzählt von den Dingen, die sie dabei aufschnappt. Es sind die drei grossen Gs des Lebens: Geschichten, Gedanken, Gefühle.