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Schweizer Serie «Ohne Grenzen» Machtspiele und Korruption in Schweizer Hilfsorganisationen

Die Westschweizer Serie «Cellule de Crise – Ohne Grenzen» verzichtet auf romantisierte Schweizer Heimatbilder. Stattdessen zeigt sie eine andere Schweizer Spezialität: Machtspiele und Korruption in den Chefetagen internationaler Sport- und Hilfsorganisationen.

Mani Neubacher

SRF 3-Serienkenner

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Mani Neubacher gibt Orientierung im Seriendschungel.

Als leichter Melancholiker bin ich eigentlich empfänglich für romantisierte Bilder eisiger Berglandschaften. Auch mit ländlicher Pampatristesse gewinnt mich eine Serie leicht als Zuschauer. Umso überraschter bin ich, dass mich «Cellule de Crise – Ohne Grenzen» trotzdem so hineingezogen hat.

Die Serie setzt auf Klarheit: Statt den üblichen dunklen Gelbfiltern im Netflixstil sind die Bilder in der Serie hell und gut ausgeleuchtet. Die Story ist extrem präzis recherchiert. Mich hat die Geschichte gleich in der ersten Folge gepackt und dann bis zum Ende der Staffel nicht mehr losgelassen.

Schauplatz internationales Genf

Das liegt zum einen am clever gewählten Schauplatz. Nirgends in der Welt sind so viele internationale Sportverbände und Hilfsorganisationen angesiedelt wie in der Region Genf-Lausanne. Dass bei den Sportverbänden nicht immer alles sauber läuft, war mir bewusst. Die Machtkämpfe in den Chefetagen des humanitären Bereichs waren für mich aber eine völlig neue Welt.

Hauptdarstellerin zum lieben und hassen

Zum anderen ist der Cast der Serie brillant. Hauptdarstellerin Isabelle Caillat spielt Uniprofessorin Suzanne Fontana. Sie macht quasi zufällig Karriere und steigt in den Kampf um die Führung der fiktiven Hilfsorganisation «Haute Commissariat International Humanitaire». Am Anfang war mir Suzanne sympathisch. Mit der Zeit ging es mir aber ziemlich auf die Nerven, dass sie immer alles richtig machen will. Figuren, die man gleichzeitig liebt und hasst, finde ich in Serien immer die besten. Im richtigen Leben ist es ja selten anders.

Internationale Grossproduktion mit SRG-Geldern

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Dreharbeiten zur Serie «Cellule de Crise – Ohne Grenzen» in einer Luxusvilla.
Legende: RTS/Thierry Parel

Die Serie von Ko-Autor und Regisseur Jacob Berger ist nach «Frieden» dieses Jahr die zweite grosse Produktion, die dank den zusätzlichen Mitteln der SRG hergestellt werden konnte. Sie wird auf allen drei Sendern SRF, RTS und RSI ausgestrahlt und auch auf der Streamingplattform Play Suisse abrufbar sein (alle Folgen, alle Sprachfassungen). In dieser ambitionierten internationalen Koproduktion (Schweiz, Belgien, Luxemburg) spielen der französische Schauspieler André Dussollier und die Schweizer Schauspielerin Isabelle Caillat die Hauptrollen.

Landschaftsbilder zeigt die Serie dann übrigens doch. Aber keine aus der Schweiz. Der Kampf um die Spitze der Hilfsorganisation führt Suzanne Fontana in den Jemen. Im Jeep fährt sie über durch Wüstentäler - vorbei an Dünen aus rotem Sand.

Hintergründe des Bürgerkriegs im Jemen

Romantisierung lässt die Serie aber auch hier nicht zu. Stattdessen sieht man politische Verstrickungen der Schweiz mit dem Bürgerkriegsland. Und das humanitäre Elend der Bevölkerung im Jemen. Genau das hat mich am meisten beeindruckt: «Cellule de Crise – Ohne Grenzen» ist ungeschönt ehrlich. Ehrlich zur Schweiz. Und ehrlich zur Welt.

Alle Folgen der ersten Staffel «Cellule de Crise – Ohne Grenzen» gibt es online hier.

In französischer Originalsprache mit deutschen Untertiteln gibt es die Serie auf der neuen SRG-Streamingplattform Play Suisse.

TV SRF 1 zeigt die Serie am mittwochs nach 23 Uhr in Doppelfolgen.

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