Jubelnde Fans, Stars, unvergessliche Momente: Wo Sportanlässe stattfinden, wird nicht selten Geschichte geschrieben. Was dabei oft vergessen geht, ist, dass auch die Austragungsorte selbst viel zu erzählen haben – vor allem, wenn sie über hundertjährig sind.
Vier Beispiele alter Schweizer Sportanlagen, die in den Grundzügen nach wie vor an den Geist vergangener Zeiten erinnern.
Schützenwiese Winterthur
Der FC Winterthur spielte schon auf der «Schützi», als der Platz noch Kronenwiese geheissen hat. Das war vor etwa 125 Jahren. «Damals hat man mit Pflöcken, Seilen und Sägemehl ein Spielfeld hergerichtet», sagt SRF-Mitarbeiter und Historiker Markus Gafner, der seine Lizenziatsarbeit über das Stadion verfasst hat. Erst in den 1920er-Jahren erfolgte der Bau einer ersten Holztribüne als Grundstein des Stadions.
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Bild 1 von 5. Die erste Holztribüne: Ab den 1920er-Jahren wurde aus der Schützenwiese eine Art Fussballplatz mit Stadioncharakter. Bildquelle: Winterthurer Bibliotheken.
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Bild 2 von 5. Robuster als Holz: Seit den 1950er-Jahren hat auch die Schützenwiese Betontribünen für die Fans. Bildquelle: Winterthurer Bibliotheken.
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Bild 3 von 5. Schweizer Premiere: 1981 fand auf der Schützenwiese das erste Rockkonzert in einem hiesigen Fussballstadion statt. Bildquelle: Winterthurer Bibliotheken/Urs Widmer.
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Bild 4 von 5. Volles Haus: Die Band Barclay James Harvest begeisterte das Schützi-Publikum. Bildquelle: KEYSTONE/Stephan Torre.
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Bild 5 von 5. Heimstätte des FC Winterthur: Die Schützenwiese bietet heute Platz für rund 9400 Fussball-Fans. Bildquelle: freshfocus/Sven Thomann.
Wiederum Jahrzehnte später, 1958, wurde die erste Betontribüne eingeweiht. «In all den Jahren wurde die ‹Schützi› nie ganz abgerissen, sondern stets schrittweise erneuert und erweitert.» Das macht das Stadion hierzulande zu einer der traditionellsten noch existierenden Anlage ihrer Art – nebst dem Aarauer Brügglifeld.
Golfplatz Samedan
Es war ein Bündner Hotelier, der im Jahr 1890 den Golfsport in die Schweiz holte und in St. Moritz den ersten 9-Loch-Platz lancierte. In Maloja entstand wenig später eine zweite Engadiner Anlage. Aber der älteste Golfplatz, der noch in Betrieb ist, ist in Samedan zu finden. «Der 18-Loch-Kurs hat sich im Laufe der Jahre zwar verändert», sagt Chasper Lüthi, zwischen 1985 und 2006 Betriebsleiter der Anlage.
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Bild 1 von 4. Frische Bergluft inklusive: Luftaufnahme mit Blick auf den Golfplatz Samedan um 1907. Bildquelle: Staatsarchiv Graubünden/Fotobestand Meisser.
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Bild 2 von 4. Putten in den Bergen: Der 18-Loch-Kurs lockte viele Touristen ins Engadin. Bildquelle: Kulturarchiv Oberengadin Samedan.
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Bild 3 von 4. «Ladies-Golf»: Die Anlage in Samedan hatte ursprünglich noch einen kürzeren 9-Loch-Kurs für Frauen. Bildquelle: Kulturarchiv Oberengadin Samedan.
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Bild 4 von 4. Historische Anlage: Samedan hat den ältesten Golfplatz der Schweiz. Bildquelle: IMAGO/imagebroker.
«Aber manche Löcher sind immer noch circa dort, wo sie ursprünglich waren.» Zudem befindet sich der Platz auf dem exakt gleichen Perimeter wie bei der Gründung anno 1893.
Offene Rennbahn Oerlikon
Die Offene Rennbahn Oerlikon wurde 1912 in nur einem halben Jahr inmitten von Schrebergärten und Feldern gebaut. Oerlikon, damals ein Bauerndorf, gehörte noch nicht zu Zürich. Die Rennbahn war eine der ersten Steilwandbahnen Europas und gilt als architektonisches Meisterwerk.
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Bild 1 von 5. Publikumsmagnet: Um die Rennen auf der Offenen Rennbahn zu schauen, strömten früher Tausende Leute nach Oerlikon. Bildquelle: Rennbahn Oerlikon/Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich.
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Bild 2 von 5. Mitten in die Peripherie gebaut: Rund um die Rennbahn gab es 1912 nur Felder und Gärten. Bildquelle: Rennbahn Oerlikon/Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich.
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Bild 3 von 5. Achtung, fertig, los: Das erste Rennen fand am 25. August 1912 statt. Bildquelle: Rennbahn Oerlikon/Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich.
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Bild 4 von 5. Viel Beton, viel Stahl: Die Konstruktion gilt als architektonisches Meisterwerk ihrer Zeit. Bildquelle: Rennbahn Oerlikon/Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich.
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Bild 5 von 5. Rundum erschlossen: Die Rennbahn ist in den letzten Jahrzehnten zu einer Art Monument des Zürcher Stadtteils Oerlikon geworden. Bildquelle: Rennbahn Oerlikon/Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich.
«Der eigentliche Körper der Anlage ist noch von früher», sagt Alois Iten, Betriebsleiter und Präsident der Interessengemeinschaft Offene Rennbahn. «Aber viele Bahnabschnitte und Tribünen mussten über die Jahrzehnte gestützt oder renoviert werden.»
Die Rennbahn gehört der Stadt Zürich und steht unter kantonalem Denkmalschutz. Die Anlage wird für Anlässe aller Art und von Frühling bis Herbst für Trainings und Radbahnrennen genutzt.
Pferderennbahn Frauenfeld
Die Pferderennbahn stammt aus dem Jahr 1919. «Nach dem 1. Weltkrieg herrschte eine Aufbruchstimmung», sagt Christoph Müller, langjähriger Mitorganisator und heutiger Ehrenpräsident des Rennvereins Frauenfeld. «Man sehnte sich nach Anlässen, die Gemeinschaft und Verbindung stärken.»
Hohe Armeeangehörige regten an, in Frauenfeld Pferderennen durchzuführen. Der geeignete Platz, die grosse Allmend, war rasch gefunden und gehört noch heute der Schweizer Armee.
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Bild 1 von 5. Pferderennbahn im Jahr 1964: Die ersten festinstallierten Tribünen gab es ab den 40er-Jahren des letzten Jahrhunderts. Bildquelle: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv/Comet Photo AG (Zürich).
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Bild 2 von 5. Ehrengäste aus der Armee: In der Gründungszeit der Pferderennbahn spielte das Schweizer Militär eine wichtige Rolle. Bildquelle: KEYSTONE/Photopress-Archiv/Jules Decrauzat.
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Bild 3 von 5. Im Galopp: Auch die Teilnehmenden waren in den ersten Jahren ausschliesslich Angehörige der Armee. Bildquelle: KEYSTONE/Photopress-Archiv/Jules Decrauzat.
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Bild 4 von 5. Mit Hindernissen: In Frauenfeld werden seit jeher nicht nur Distanzrennen, sondern auch Springkonkurrenzen ausgetragen. Bildquelle: KEYSTONE/Photopress-Archiv/Jules Decrauzat.
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Bild 5 von 5. Beliebte Anlässe: Die Rennveranstaltungen in Frauenfeld locken noch heute Tausende Zuschauerinnen und Zuschauer an. Bildquelle: KEYSTONE/Melanie Duchene.
«Bis in die 40er-Jahre wurde die Infrastruktur extra für die Anlässe auf- und wieder abgebaut, danach gab es erste fixe Tribünen.» Die Anlage hat sich über die Jahre stark verändert, eines ist noch gleich: «Die Pfingstrennen, die 1919 lanciert wurden, finden immer noch jedes Jahr statt.»