Das Lied « Buenos dias Argentina» schreibt Udo Jürgens 1978. Die deutsche Hymne zur Fussball-Weltmeisterschaft nimmt er zusammen mit der Fussball-Nationalmannschaft auf. Die Single wird fünf Wochen später mit Gold und später gar mit Platin ausgezeichnet. Das Lied, das so ganz und gar nicht zu ihm passt, wird eines der erfolgreichsten von Udo Jürgens.
Um zu verstehen, weshalb er sich darauf eingelassen hat, muss man die politische Situation Argentiniens zur damaligen Zeit kennen. Das südamerikanische Land litt unter einer Militärdiktatur. Das Volk wurde unterdrückt. Politik habe in einer Fussball-Hymne nichts zu suchen, hiess es damals.
Her mit den Klischees!
Also berät sich Udo Jürgens mit Textdichter Wolfgang Hofer. Davon erzählte der Sänger vor sechs Jahren auf der SRF Musikwelle. «Hör zu, wir machen etwas, was wir eigentlich überhaupt nicht machen wollen», habe er zu Hofer gesagt. «Alle Klischees, die du mit Argentinien in Verbindung bringen kannst: den Sombrero, die Gitarre, die abends am Fluss LaPlata gespielt wird, den Sonnenuntergang und ‹Buenos dias›. Und dann soll die Mannschaft singend aus dem Flugzeug steigen ‹Buenos Dias – du schönes Land, wir ziehen den Hut› oder was weiss ich».
Ich war ganz stolz, dass ich auch endlich einmal eine richtig schöne Schnulze habe schreiben können.
Gesagt, getan. Die Kritik lässt nicht lange auf sich warten. Ein solch belangloses Lied passe so ganz und gar nicht zu Udo Jürgens, so das Urteil. Ihn selbst freut’s, dass er für einmal eine «richtig schöne» Schnulze schreiben durfte. Dass «Buenos dias Argentina» auf Anhieb ein Nummer-1-Hit wird, überrascht ihn aber dann doch.
Getrübte Sinne?
Uhrzeit und Wein hätten übrigens ebenfalls zum kitschigen Resultat beigetragen. «Udo war ein Arbeitstier wie ich, aber am Abend war Schluss – da gab’s früher Rotwein und ein entspanntes Essen», erzählte Wolfgang Hofer einmal in einem Interview. «Nach dem obligatorischen Wodka Tonic sind wir hie und da doch wieder an den Flügel. ‹Buenos dias Argentina› ist um drei Uhr in der Früh entstanden. Und wenn ich mein Diktiergerät nicht hätte laufen lassen, hätten wir uns am nächsten Tag vielleicht nicht mehr erinnert.»
Ein für Udo Jürgens atypisches Lied wird also zum Welthit. «Eine unglaubliche Geschichte» meint Roger De Win. Und den Schlagerexperten freuts, dass das kitschige «Buenos dias Argentina» eine wunderbare Ausnahme geblieben ist.