Unser Schlagermosaik-Experte Roger De Win ist eigentlich meistens voll des Lobes für die österreichische Schlagercombo. Immerhin sind die Paldauer schon 55 Jahre im Geschäft und konnten mit Songs wie «Corinna» oder «Düsseldorfer Girl» grosse Hits verbuchen. Auch ihr neues Album «Bis ans Ende der Welt» steckt voller Ohrwürmer. Bei einem Titel wird De Win allerdings hellhörig – im negativen Sinn.
Plattitüden statt Komplimente
Komplimente in Ehren, aber ob ein oberflächliches «Wie kann man nur so schön sein wie Du – heute Nacht» noch immer zieht, ist fraglich. Vor allem wenn es mit weiteren Plattitüden wie «Wer hat Deine viel zu langen Beine gemacht» oder «Du bist unerreichbar sexy» ergänzt wird. Anfangs wehrt die Angeflirtete die Avancen denn auch ab. Letztlich aber lässt sie sich um den Finger wickeln.
Veraltetes Frauenbild
Die Plattenfirma selber betont, dass der Song die Essenz moderner Schlagermusik einfängt und frischen Wind in das Genre bringt. Für De Win handelt es sich eher um ein laues Lüftchen – vor allem ein abgestandenes. Bereits vor 70 Jahren schwärmte Peter Alexander über die gewissen «Beine von Dolores». Das war damals textlich schon ein wenig grenzwertig, wurde aber kleinlaut akzeptiert, weil die Emanzipation der Frauen noch in den Kinderschuhen steckte.
Fazit: Von der Melodie her wäre «Wie kann man nur so schön sein» eigentlich ganz nett. Textlich gesehen sollten die Komponisten ihr Frauenbild noch einmal überarbeiten.