Seit den 1960er-Jahren leben zwischen 20 und 30 Turmdohlen-Paare im Kirchturm von Andelfingen. Es ist die grösste Kolonie im Kanton Zürich. Eingenistet haben sich die Vögel dank eines Lehrers, der mit seiner Klasse Nistkästen in luftiger Höhe anbrachte. Er legte somit den Grundstein für die Dohlen.
Für den Bau der Nistkästen nutzte der Lehrer die bereits bestehenden Nischen im Kirchturm und baute 32 Kästen ein. Von innen sind diese mit einer Klappe verschlossen, damit die Vögeli nicht in den Turm hineinfliegen.
«Turmdohlen sind potenziell gefährdet und deshalb geschützt», erklärt Kaspar Hitz. Anfang Mai werden in diese Nistkästen die Eier gelegt. Die Jungtiere bleiben für 20 Tage im Nest und werden danach beringt. Es sind nicht immer alle Kästen besetzt, weil es auch unter den Dohlen Nachbarschaftsstreit geben kann.
In einem Dohlengeburtsbuch oder Beringungsbuch wird festgehalten, wie viele Dohlen im Andelfinger Kirchturm zur Welt kommen.
Um zur Dohlenkolonie zu gelangen, muss man an den Kirchglocken vorbei und eine steile hölzerne Treppe hoch steigen. Die Nistkästen befinden sich ganz zuoberst unter dem Kirchturmdach.
Kirchtradition: Wer schreibt, der bleibt. Jede Person, die sich im Dachstuhl der Kirche aufhält, verewigt sich mit ihrem Namen auf dem Holzpfosten.
Turmdohlen unterscheiden sich erheblich von den Alpendohlen. Als Faustregel gilt: Im Alpenraum leben Alpendohlen, im Flachland leben ausschliesslich Turmdohlen. Diese sind etwa taubengross und haben einen grauen Nacken.
Die Dohlen sind intelligente Vögel und haben ein ausgeprägtes soziales Verhalten. Sie leben monogam. Männchen und Weibchen sind also lebenslang beieinander. «Dohlen leben in Kolonien und haben einen regen Austausch», erklärt Kaspar Hitz. «Sie brauchen Kulturland und regelmässig gemähte Wiesen, um Futter für ihre Jungtiere zu finden. Andelfingen bietet sich darum als idealer Standort für diese Vögel an.»