Als vor ein paar Wochen das Versammlungsverbot in Kraft trat, war der Frust bei Carlo Brunner gross. «Jetzt verkaufe ich meine Guge», war seine erste Reaktion. Inzwischen hat sich der erfolgreiche Kapellmeister mit der aktuellen Lage etwas versöhnt.
Jetzt verkaufe ich meine Guge.
Selbstverständlich hat er sich nicht von seinem Lieblingsinstrument getrennt. Die Klarinette fristet auch kein Schattendasein, denn das Feuer für Ländlermusik lodert nach wie vor.
Feuer und Flamme
«Irgendwann und irgendwo wurde bei mir dieses Feuer entfacht», meint der Jubilar. «Es zeigt sich auch, wenn ich Stücke aus meiner Jugendzeit spiele. Das gibt mir jedes Mal ein gutes Gefühl». Das werde für immer so bleiben.
Etwas niedergeschlagen ist Carlo Brunner wegen der aktuellen Lage aufgrund der Corona-Pandemie. Jammern will er deswegen aber nicht. «Ich will nicht in Selbstmitleid verfallen. Die ganze Welt steht still. Wir alle müssen unten durch».
Aus dem SRF-Fernseharchiv
Aus dem Fernseh-Archiv
Dass er als 65-Jähriger nun aufs Einkaufen verzichten soll, fällt ihm trotzdem etwas schwer. «Man wird auf einen Schlag viel älter als man tatsächlich ist. Denn ich fühle mich gesund und munter.»
Wir feiern trotzdem königlich.
Die Feierlichkeiten zum Geburtstag fallen nun auch anders aus als geplant. Ein paar Jubiläumskonzerte hätte es geben sollen, inklusive eines speziellen Konzerts am «Heirassa-Festival» in Weggis.
Dass der Geburtstag jetzt nur im sehr kleinen Rahmen stattfinden kann, entspricht so ganz und gar nicht Carlo Brunners Naturell. Seinem Humor tut dies aber keinen Abbruch, auch wenn dieser etwas schwärzer als sonst ausfällt. «Ich werde mit Erika an einem langen Tisch sitzen – mit etwa 10 Metern Distanz. Wir geniessen ein königliches Mahl und «hepe» uns mit einem Megafon zu. Das wirkt dann auch wie eine grosse Gesellschaft.»
Aufhören ist noch kein Thema
Auf grosse Gesellschaften freut sich Carlo Brunner auch im Hinblick auf Konzerte, die später wieder stattfinden können. Denn Ruhestand heisst nicht musikalischer Stillstand.
So lange die Qualität noch stimmt, will er weiter musizieren. «In Sachen Virtuosität muss ich nicht der Erste oder Verrückteste sein», meint er bescheiden. «Auch wenn sich das Klangbild vielleicht etwas verändert hat und mein Stakkato nicht mehr so schnell ist, liebe ich diese Art Musik – und das wird sich nie ändern.»