1. Jetzt im Kino: «Parasite», Bong Joon-ho
Familie Kim lebt in einer schäbigen Kellerwohnung unter ärmlichen Verhältnissen. Der Vater ist arbeitslos, der Rest der Familie hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser.
Eines Tages erhält der Sohn der Kims, Ki-woo, ein Jobangebot: Er darf als Nachhilfelehrer für die Tochter einer wohlhabenden Familie einspringen. Weil er dafür allerdings nicht über die nötigen Diplome verfügt, fälscht ihm seine Schwester ein solches.
Ki-woo fühlt sich in seinem neuen Umfeld sichtlich wohl und beginnt bald – mit zum Teil sehr perfiden und dubiosen Methoden – auch den Rest seiner Familie in den reichen Haushalt einzuschleusen. Wie lange dieses Lügen-Kartenhaus wohl aufrecht stehen bleibt?
Bong Joon-hos fesselnder Thriller hat diesen Frühling am Filmfestival in Cannes völlig verdient den Hauptpreis abgeräumt. «Parasite» gehört zu den bislang besten Filmen des Jahres und ist ein absolutes Must-See.
2. «Memories of Murder», Bong Joon-ho
Wenn Bong Joon-ho einen neuen Film veröffentlicht, lohnt sich auch immer wieder der Blick auf seine früheren Filme.
Dank englischsprachigen Produktionen wie «Snowpiercer» oder «Okja», arbeitete der Joon-ho zuletzt mehrmals mit Hollywoodgrössen wie Jake Gyllenhaal oder Chris Evans zusammen. Die wenig subtile Gesellschaftskritik, die Joon-ho in diesen Filmen ungewohnt brechstangenmässig ausübt, kann einem allerdings ziemlich schnell auf den Geist gehen.
Besser machte es Joon-ho in seinem Frühwerk: «Memories of Murder» erzählt die Geschichte von Südkoreas erstem Serienmörder. Ein spannender und tiefschürfender Krimi.
3. «The Handmaiden», Park Chan-wook
Der andere grosse koreanische Kino-Exportschlager seit der Jahrtausendwende heisst Park Chan-wook. Das liegt vor allem an seinem Rachethriller «Oldboy», der sich in den letzten Jahren zu einem waschechten Kultfilm gemausert hat.
Dabei ist «Oldboy» gar nicht Chan-wooks bester Film. Diese Ehre kommt «The Handmaiden» zuteil. Ein herrlich unterhaltsamer Verwechslungs-(Erotik-)-Kostümthriller mit viel nackter Haut und einem unglaublich cleveren Plot.
Da weiss man am Schluss gar nicht mehr, von was es in diesem Film mehr hatte: Überraschende Wendungen…oder Sexszenen?
4. «Peppermint Candy», Lee Chang-dong
Als Lee Chang-dongs neuster Film «Burning» dieses Jahr nicht für einen Oscar nominiert wurde, löste dies in Kritikerkreisen einen kleinen Skandal aus.
Dabei war diese Entscheidung durchaus nachvollziehbar. Schliesslich war das gemächliche Erzähltempo von «Burning» (More like «Boring», am I right?) nicht unbedingt jedermanns Sache.
Trotzdem gehört Lee Chang-dong weiterhin zu den interessantesten südkoreanischen Regisseuren. Das beste Argument dafür ist sein zweiter Spielfilm «Peppermint Candy», der mit dem Selbstmord des Protagonisten beginnt und anschliessend in einer Serie von Rückblenden erzählt, wie es dazu kommen konnte.
5. «Right Now, Wrong Then», Hong Sang-soo
Wenn Bong Joon-ho und Park Chan-wook gerne mit der grossen Kelle anrühren, dann wäre Hong Sang-soos Lieblingsküchengerät wohl das kleine Espressolöffeli.
Seit 2009 veröffentlicht der Regisseur aus Seoul jedes Jahr einen, oder sogar mehrere «kleine» Filme mit jeweils sehr persönlichen Inhalten.
Sein bislang bester Wurf «Right Now, Wrong Then» wurde 2015 mit dem Hauptpreis am Filmfestival in Locarno ausgezeichnet und überzeugt auch dank seiner eigenartigen Struktur: Der Film erzählt das erste Aufeinandertreffen eines Arthouse-Regisseurs mit einer jungen Frau. Und dies gleich zweimal hintereinander – mit jeweils unterschiedlichem Ausgang.
Kuriose Geschichte am Rande: Während den Dreharbeiten von «Right Now, Wrong Then» begann der verheiratete Sang-soo eine Affäre mit Hauptdarstellerin Kim Min-hee. In Südkorea ein grosser Skandal. Ihre Affäre wurde dann zugleich Thema von Sang-soos nächstem Film, dem ebenfalls grossartigen «On the Beach at Night Alone».