Die Gewerkschaft Syndicom setzt sich für Gerechtigkeit und soziale Sicherheit von Arbeitnehmern innerhalb der Medien- und Kommunikationsbranche ein. Michael Moser von der Syndicom hat uns Antworten auf die wichtigsten Fragen geliefert:
Wie merke ich als Praktikant, dass ich ausgenutzt werde?
Wenn dein Praktikum weder einen Ausbildungscharakter noch einen branchenüblichen Lohn bereithält. Heisst im Klartext: Wenn du nur Kaffee und Gipfeli holen und nie irgendetwas lernen darfst, dann stimmt etwas nicht.
Auf universitären Anlässen hören wir unter den Studierenden viel Unmut. Die Dunkelziffer an ausgebeuteten Praktikanten scheint demnach wesentlich höher.
So gehen bei der Syndicom immer wieder Beschwerden ein - jedoch bei Weitem nicht so viel, wie es Missstände in Betrieben gibt.
Wann ist ein Praktikum zu lang?
Kommt auf die Ausbildungsphase und die Branche an. Für Praktikas während oder nach dem Studium macht allerdings ein Praktikum, welches länger als 6 Monate dauert, kaum Sinn.
Wie kann ich mich wehren, wenn ich mich als Praktikant ausgenutzt fühle?
Rein gesetzlich ist es schwierig, da die Schweiz wenig geregelte Bedingungen hat. Es kommt hauptsächlich darauf an, welchen Arbeitsvertrag man abgeschlossen hat. Wenn darin klare Ziele definiert wurden, die dann im Praktikum aber nicht umgesetzt werden, dann kann man sich an Gewerkschaften wenden.
Machst du also beispielsweise ein Praktikum innnerhalb der Medienbranche und fühlst dich ausgenutzt, dann melde dich bei Michael Moser und Syndicom .
Kann ich nicht einfach auch nichts tun und in den sauren Apfel beissen? Schliesslich ist mein Praktikum in 2 Monaten schon wieder vorbei...
Die allseits bekannte Einstellung «Naja, geht ja nur noch 2 Monate. Also beschwere ich mich nicht und ziehe das halt einfach durch» ist eine ungesunde. Das findet auch Michael Moser:
Wenn man sich solche Missstände bieten lässt, dann muss sich das der nächste Praktikant auch bieten lassen. So wird niemals eine Besserung erreicht.
Bringen Praktikas überhaupt etwas?
Die heutige Tendenz ist, dass immer mehr Jugendliche ihre Ausbildung rein schulisch (Gymnasium, Universität) vollziehen. In solchen Fällen ist ein Praktikum durchaus empfohlen, um den Einstieg in die Arbeitswelt zu schaffen.