Drone Champions League? Das ist die neue Formel 1 der Renndrohnen. Sie startete erstmals im Juni auf der Champs-Élysées in Paris mit über 100’000 Zuschauern. Die zweiten Rennen fanden in Vaduz statt, dann folgte Brüssel und ein stillgelegtes Salzbergwerk in Rumänien.
Die vier Piloten des Schweizer Teams «FPVracing.ch» gehören zu den besten der neuen Sportart. In den ersten beiden Rennen lag das Team jeweils auf Platz zwei, dann aber nahm die Leistung ab. Es erinnert ein wenig an die Tragödien der Schweizer Fussballmannschaft, die in Welt- oder Euromeisterschaften zu Beginn meist hoffnungsvoll starten, dann aber enttäuschen.
Damit seinem Team das nicht passiert, hat Coach und «Renndrohnen-Stall»-Besitzer Marin Primorac ein intensives Training kurz vor dem Final verordnet. Es fand letzten Samstag in einer der Hallen des grossen Neubaus gegenüber dem St. Jakob-Park-Fussballstadion statt.
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Bild 1 von 9. Mit voller Konzentration am Start: Timothy Trowbridge (vorne) und Raphael Strähl. Bildquelle: Reto Widmer / SRF.
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Bild 2 von 9. Wichtigstes Ersatzteil: Propeller. Bildquelle: Reto Widmer / SRF.
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Bild 3 von 9. Marc Heiniger (rechts) und Kay Stutz optimieren die Software eines Quadrokopters. Bildquelle: Reto Widmer / SRF.
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Bild 4 von 9. Drohne auf Startrampe. Bildquelle: Reto Widmer / SRF.
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Bild 5 von 9. Dank der Videobrille sitzt der Pilot quasi an Bord seiner Drohne. Bildquelle: Reto Widmer / SRF.
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Bild 6 von 9. Fast wie im Primarschul-Sportunterricht: Trainingsparcours in der St. Jakobshalle in Basel. Bildquelle: Reto Widmer / SRF.
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Bild 7 von 9. Die Sicht des Piloten auf dem Trainer-Monitor. Bildquelle: Reto Widmer / SRF.
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Bild 8 von 9. So sieht die Fernsteuerung eines Profis aus ... Bildquelle: Reto Widmer / SRF.
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Bild 9 von 9. ... und so die Mini-Drohne, die sich für den Amateur als Einstieg in den Rennsport eignet. Bildquelle: Reto Widmer / SRF.
Hier lenkten die Piloten ihre Quadrokopter mit über 100 km/h durch den Parcours, der ein wenig an den Sportunterricht in der Primarschule erinnerte: Sprungkästen, Halbbögen und Stangen.
Das wirkt halsbrecherisch, doch die Piloten haben alles im Griff. Sie tragen eine Videobrille, auf der sie genau das sehen, was die kleine Kamera vorne in der Renndrohne in Echtzeit überträgt. Sie sitzen also quasi im Cockpit – daher rührt auch der Name First Person View-Rennen («FPV-Racing»).
Vier gegen vier in der «grossen Hitze»
Bei einer Challenge treten zuerst jeweils zwei Piloten aus gegnerischen Team gegeneinander an. Das ist eine sogenannte «Heat». Zum Abschluss einer Runde findet eine «Big Heat» statt, Team gegen Team. Dann flitzen acht Drohnen durch die Luft. Da ist eine Kollision schnell passiert, zum Sieg gehört deshalb auch eine gute Portion Glück. Anders ist das bei den Einzelwettkämpfen, bei denen das Können eines einzelnen Piloten ausschlaggebend ist.
Dazu hat das Schweizer Team einen Star an Bord: Timothy Trowbridge. Er steht schon heute als einer der Gewinner der Drone Champions League fest – schliesslich hat er die meisten Einzelsiege in der Tasche und gehört zu den schnellsten Drohnenpiloten überhaupt.
Timothy fliegt noch keine zwei Jahre Drohnenrennen – viel länger gibt es die Wettkämpfe auch nicht. Seither übt er aber jeden zweiten Tag mehrere Stunden, im Sommer draussen, im Winter drinnen und am Simulator. Er sagt, es sei wie beim Autofahren: Zuerst muss man sich noch jeden Schritt überlegen, irgendwann läuft alles wie im Schlaf automatisch ab, die Profis sprechen von «Muscle Memory», die Steuerung der Drohne hat sich in den Muskeln verselbständigt.
Bei Timothy ist dieser Prozess schon so weit fortgeschritten, dass ihn andere Teams abwerben wollen. Anfragen habe er bereits erhalten. Jetzt konzentriert er sich aber erst einmal auf das Final in Berlin: Falls das Schweizer Team dort die Siegertreppe erklimmen kann, winkt den vier Piloten ein Preisgeld von 50’000 Euro.