Wir kennen diese Bilder vom Ende eines Festivals. Montagmorgen überall in den Schweizer Medien. Nachdem zehntausende Besucher über vier Tage auf einem Feld gewütet haben. Aber gopf nomal, das Openair St.Gallen hat noch nicht mal begonnen, noch keine Band hat gespielt und das Feld sieht so aus? Ich traute meinen Augen nicht.
3'000 Besucher haben ein Early Bird Ticket, diese können bereits am Mittwochmorgen auf das Gelände. Sie wollen einen coolen Zeltplatz ergattern und nicht im Hang pennen. Verstehe ich voll. Darum waren sie teils schon seit Mittwoch am Anstehen. Okay. Aber. Und jetzt kommt das grosse, fette, in Capslock geschriebene ABER. Dieser liegengelassene Müll hinter euch? Spinnt ihr eigentlich?
Und hab das auch direkt gefragt. Häufigste Antwort:
«Ich war das nicht. ICH habe nichts auf den Boden geschmissen»
Aha ja. Ist klar. Das waren alle anderen. Bei meiner Umfrage hat genau eine einzige Person zugegeben, dass sie ihre Petflasche auf die Wiese schmiss. Ob sie das in einem Park auch tue? «Nein, in einem Park würde ich das nicht tun. Aber hier denken wir ans Saufen und nicht an den Abfall.»
Ich suchte nach anderen Gründen. Ob es zu wenig Abfalleimer habe? Einstimmige Antwort: Nein. Es habe tonnenweise davon. UND SIND DENN DIESE DURCHSICHTIG, ODER WIE? Ja, ich schreibe in Grossbuchstaben. Es macht mich nämlich hässig. Ich finde Openairs auch geil. Auch sich mit Freunden ein Wochenende wegknallen, ja, kann man durchaus machen. Aber mann hey, diese Kacke hier ist doch echt oberkacke?
Weitere Erklärung der angesprochenen Besucher: «Lug, es liegt an deren Erziehung. Der Mensch ist einfach ein Sauhund geworden. Es war schon immer so, dass ein bisschen Abfall liegenblieb. Aber es wird von Jahr zu Jahr schlimmer und zwar an allen Festivals, es ist nicht ein openairspezifisches Problem.»
Es ist ja nicht mal so, dass einfach leergetrunkene Flaschen am Boden liegen. So nach dem Motto: Letzter Schluck genommen und dann die Petflasche fallenlassen als wäre es aidsinfiszierte Lava. Z'letscht berüehrt. Bämm, liegt sie auf dem Boden. Nein, es liegen intakte, nutzvolle Gegenstände rum.
Der Hero von der ganzen Geschichte
Bin ich naiv, fragte ich mich. Ist das halt einfach so? Schlich weiter über die Wiese, stürchelte über eine hinterbliebene Ledertasche und eine Adilette, dann traf ich ihn: Den Hero. Er sammelte Alustangen zusammen. «Wa machsch?» - «Ich such mir einen Pavillon zusammen. Hier gibt es ja alles dafür, man muss es nur auflesen!»