Um die riesigen Mengen an Müll zu reduzieren, verlangen die meisten Schweizer Festivals mittlerweile ein Depot auf Karton- oder Plastikgeschirr. Trotzdem bringen viele Besucherinnen und Besucher das leere Pfandmaterial nicht zurück und eine Menge Geld landet buchstäblich im Abfall.
Dies machen sich mehrere Dutzend Pfandjäger am Gurtenfestival zu Nutzen. Sie gehen zielstrebig von Abfalleimer zu Abfalleimer und stecken Pfandbecher und Pfandteller in ihre Plastiktüten. Unsere kleine Recherche auf dem Gelände zeigt: Viele der Depotjäger sind aus Osteuropa und in Gruppen unterwegs.
Ich bin extra aus Polen hierhergekommen. Ich brauche das Geld für mein Studium, das sehr teuer ist.
Eine junge Frau erzählt: «Ich bin extra aus Polen hierhergekommen. Ich brauche das Geld für mein Studium, das sehr teuer ist.» Als wir ihr weitere Fragen stellen möchten, sagt sie uns: «Ich muss zuerst meinen Chef fragen.» Zum später abgemachten Treffpunkt erscheint sie nicht. Offenbar ein heikles Thema. Ein anderer junger Mann – auch aus Polen, wie er uns sagt – zeigt uns ungefragt seinen Festivalbändel zur Bestätigung, dass er legal auf das Gelände gekommen ist. Weiter mit uns sprechen möchte er aber nicht.
Sie verdienen bis zu 6’000 Franken pro Person
Für Simon Haldemann, Mediensprecher vom Gurtenfestival, ist das kein neues Phänomen: «Diese jungen Leute kommen mit Kleinbussen an die Festivals.» Mit dem Sammeln von Pfandbechern lässt sich eine Menge Geld machen. «Sie verdienen hier zwischen 3’500 und 6’000 Franken pro Person.»
Grundsätzlich hat Haldemann aber kein Problem damit: «Die Pfandbecher und Teller werden vom Müll getrennt. Für uns ist es wichtig, dass sie nicht im normalen Abfall landen. Ich ging als kleiner Junge auch in die Badi, verdiente etwas Taschengeld, indem ich Gläser einsammelte.»
Problematisch sei es nur dann, wenn Pfandsammler den Besucherinnen und Besuchern ihre Becher quasi aus der Hand reissen. «Das kam auch schon vor. Das geht nicht: Die Leute sollen noch immer selbst entscheiden können, was sie mit ihren Pfandbechern machen wollen.» Schliesslich haben die Besucher auf dem Gurten auch die Möglichkeit, ihr Pfandgeschirr für einen guten Zweck zu spenden.
Zahl der Sammler nimmt ab
Seit man am Gurtenfestival nicht mehr mit Bargeld und nur noch «cashless» bezahlen kann, sei auch die Zahl der Sammlerinnen und Sammler zurückgegangen, sagt Haldemann. «Man kann maximal 500 Franken zurückerstatten lassen. Das ist weniger attraktiv als früher.» Ausserdem erhält man das Geld nur per Banküberweisung zurück: «Viele dieser Sammler haben kein Bankkonto. Das macht es für sie schwieriger.»