Softwares, die via Kamera dein Gesicht erkennen und mit einer Datenbank abgleichen, existieren bereits. Sie kommen in Ländern wie China an öffentlichen Plätzen wie Bahnhöfen dann zum Einsatz, wenn die Polizei nach «vermissten Personen oder Terrorist*innen» sucht. So weit, so vernünftig – oder? Stimmt nicht ganz. Denn: Jedes von Menschen geschaffene Computer-System macht Fehler.
Theoretisch könnte eine solche Software auch dafür eingesetzt werden, dich zu fotografieren, wenn du bei Rot über den Fussgängerstreifen gehst. Die Polizei könnte dein Bild mit einer Datenbank abgleichen und dir bei einem positiven Treffer die Busse gleich nach Hause schicken. Aber was, wenn das auf dem Bild gar nicht du bist?
Um herauszufinden, wie einfach es ist, eine Gesichtserkennungssoftware zu bauen, hat der SRF-Datenexperte Timo Grossenbacher eine entsprechendes System-Open-Source heruntergeladen und getestet. Damit er eine Datenbank mit möglichst vielen öffentlichen Fotos erstellen konnte, lud Timo über 250’000 Bilder von Instagram herunter, die er unter bekannten Hashtags von Grossevents fand – also #frauenstreik, #oasg #streetparade etc. Und mit dem System konnte er dann nach spezifischen Gesichtern in den Fotos suchen – in unserem Fall liess Timo alle Kandidat*innen der eidgenössischen Wahlen durchlaufen. (Nach dem Experiment hat er übrigens alle Fotos und Informationen wieder gelöscht.)
Lena trifft in ihrer Reportage zwei Frauen, die von Timos Software identifiziert wurden und spricht mit ihnen darüber, wie sich das anfühlt, wenn eine fremde Person ihr Foto im Internet identifizieren kann. Zudem geht sie der Frage nach, was eigentlich geschehe, wenn eine solche Software Fehler mache? Lena selber etwa wird vom Programm nur falsch gematcht – wird also als andere Person erkannt. Was kann im schlimmsten Fall passieren, wenn das System einen solchen Fehler macht? Darüber spricht sie mit Bruno Baeriswyl, Datenschutzbeauftragter des Kantons Zürich. Er geht davon aus, dass solche Technologien sehr bald auch in der Schweiz eingesetzt werden.
Und wenn du noch mehr zur Gesichtserkennung lesen willst: Unsere Kollegen von SRF Data haben hier was veröffentlicht.