SBB – drei magische Buchstaben, die wir seit unserer Kindheit verinnerlicht haben. Eine kleine sprachliche Eigenheit verdeutlicht die Identifikation: In Deutschland fährt man mit der Bahn, in der Schweiz aber nimmt man den Zug.
Heute fährt fast eine Million Menschen täglich mit der SBB. Entstanden ist sie 1902 als Produkt einer Eisenbahnkrise. Damals herrschte ein veritabler Wildwuchs an Privatbahnen. Die SBB sollte den Schweizer Eisenbahnverkehr vereinheitlichen.
Die ersten Jahrzehnte der SBB kenne ich – geboren 1973 – vor allem aus familiären Schilderungen. Mein Urgrossvater hatte bei der SBB als Heizer begonnen und sich bis zum Lokführer hochgearbeitet.
In lebhafter Erinnerung ist mir auch, wie Opa vom Prunkstück des Schweizer Bahnnetzes schwärmte: der Gotthardbahn.
Mit der NEAT fand dieser Mythos eine würdige Fortsetzung. Der Gotthard-Basis-Tunnel gilt als Meisterleistung der Ingenieurskunst.
Eine weitere Kindheitserinnerung ist die Bahnwärterin unseres Quartiers, welche die Bahnschranke auf meinem Schulweg betreute. Das Wärterhäuschen stand im Garten ihres Einfamilienhauses, direkt neben dem Gleis.
Die SBB verankerte sich aber nicht nur dank ihrer Infrastruktur in den Köpfen der Leute. Ab den 1950er Jahren fuhr sie auch erfolgreiche Werbekampagnen. Slogans wie «Der Kluge reist im Zuge» und «Gute Idee – SBB» sind bis heute im Sprachgebrauch präsent.
Vielerorts prägte die SBB das Ortsbild nachhaltig. So zum Beispiel in Bern, wo der Neubau des Bahnhofs von 1957 bis 1974 dauerte.
«Wer rastet, rostet», weiss der Volksmund. Um vorne mit dabei zu sein, musste die SBB stets auch technisch auf der Überholspur bleiben.
Technischer Fortschritt ist zuweilen eine Gratwanderung. Aktuell geben Kameras zu reden, mit denen die SBB ihre Kundschaft besser durch Bahnhöfe leiten will.
Verspätete SBB-Züge galten jahrelang als absolute Rarität. 2022 fuhren immerhin noch 93 Prozent aller Verbindungen rechtzeitig los.
Herausragend ist, wie umfassend die Schweiz schienentechnisch erschlossen ist. Die Netzdichte von 136,902 Meter Schiene pro km2 bedeutet weltweit Platz 3.
Spitzenreiter sind hier übrigens die Zwergstaaten Vatikan und St. Kitts und Nevis, die ihre hohe Netzdichte aber einfach der sehr kleinen Landesfläche verdanken.
Erst seit 2005 ist in SBB-Zügen das Rauchen verboten. Zuvor hatte jeder Waggon ein Abteil, in dem Reisende paffen durften.
Und während Corona wurde sogar über ein Essverbot in Schweizer Zügen diskutiert.
Die Beispiele zeigen – unabhängig von gesellschaftlichen Umständen und temporären Trends – eines ganz deutlich: Die SBB ist und bleibt in der Schweiz immer im Gespräch.