Worum geht es? Die SBB ist als grösste Schweizer Bahn dabei, die Zukunft für automatisierte Züge zu testen. Vorerst ist es nur eine ferngesteuerte Lok, die auf einem Abstellgleis in Zürich-Altstetten unterwegs ist. Die von der SBB getestete Fernsteuerung soll als Rückfallebene funktionieren.
«Wenn wir vollautomatisch fahren und das Fahrzeug aufgrund einer Störung zum Stillstand kommt, möchten wir mit diesem Zug noch an ein Perron fahren können, Leute aussteigen lassen und dann auch ins Abstellgleis fahren, weg vom Hauptverkehr», erklärt Beat Rappo, Projektleiter Testfahrten Fernsteuerung SBB.
Die SBB betont gleichzeitig, dass der Einsatz von ferngesteuerten oder selbstfahrenden Zügen mit Reisenden keine Priorität habe.
Wie läuft die Fernsteuerung? Gesteuert wird die Lok von einem Büro in Zürich-Oerlikon, gut fünf Kilometer Luftlinie entfernt. Im Gebäude von Hersteller Alstom sitzt der ausgebildete SBB-Lokführer Jeremy Romano und fährt die Aem 940. Er ist einer der 24 Lokführerinnen und Lokführer, die Teil des SBB-Projekts waren. Für ihn ein spezieller Job.
Denn im Büro habe er keine haptische Rückmeldung. «Man sieht zwar, was draussen los ist, aber man merkt nicht: Rutscht der Zug, wie bewegt er sich, geht es aufwärts?», erklärt Romano.
Wie funktionieren die Loks? Der Lokführer sitzt vor einer Art Simulator, nur ist die 90 Tonnen schwere Lok auf dem Bildschirm tatsächlich in der Realität unterwegs. Die Anlage hat der Bahnkonzern Alstom entwickelt.
Welche Projekte gibt es bereits? Automatisch fahrende Züge gibt es bereits, auch in der Schweiz. In Lausanne ist die Metrolinie M2 führerlos und vollautomatisch unterwegs, auf einer Distanz von 5.9 Kilometern. Auch die Skymetro im Flughafen Zürich befördert die Fahrgäste ohne Lokpersonal über 1.1 Kilometer auf Luftkissen zum Dock E.
Und auch normal- und meterspurige Eisenbahnen haben vor, ihre Abstellanlagen zu automatisieren. So könnte zukünftig das aufwändige Bereitstellen der Züge durch Lokpersonal entfallen. Diese würden erst, zusammen mit den Reisenden, am Perron einsteigen. So würde die wertvolle Lokführerzeit für die Fahrt auf der Strecke aufgespart und nicht durch Rangierfahrten in Abstellanlagen verbraucht werden. Der Regionalverkehr Bern Solothurn (RBS), die Rhätische Bahn (RhB) und die Südostbahn (SOB) sind bereits in solche Projekte involviert.
Was plant die SBB? Nun plant auch die SBB in diese Richtung. Beat Rappo zufolge könne man dann einfach umschalten auf andere Fahrzeuge und zwei Minuten später ganz an einem anderen Ort ein anderes Fahrzeug steuern. «Die ganzen Wege dazwischen, die Taxifahrten und Märsche, die ersparen wir uns.»
Wie geht es weiter? Die Testfahrten liefen unter dem Horizon-Europe-Programm «Europe’s Rail Innovation Pillar», finanziert vom Bundesamt für Verkehr und dem Schweizer Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation. Bis die Fernsteuerung aber im Alltag eingesetzt werden kann, werden laut SBB noch mehrere Jahre vergehen.