Der Speiseplan einer bedürftigen Arbeiterfamilie 1914 war relativ eintönig: Gemüse spielte eine wichtige Rolle, denn Kohl, Karotten, Krautstiel oder Zwiebeln konnte selbst angepflanzt und dadurch Geld gespart werden. Daneben kamen auch Kartoffeln, Mais und «Möcke» – altbackenes Brot – häufig auf den Tisch. Frisches Brot, Eier, Käse und Butter waren dagegen teuer und auch auf Salat, Teigwaren und Reis musste in einem ärmeren Haushalt weitgehend verzichtet werden. Beim Fleisch gab es – wenn überhaupt – die billigen Stücke wie Lunge oder Kutteln. Nur an Festtagen gönnte sich eine Arbeiterfamilie frisches Brot, Butter und Konfiture, oder ausnahmsweise einen Braten.
Kochen im Kosthaus
Bei einer täglichen Fabrikarbeitszeit von elf Stunden blieb fürs Kochen meist weder Zeit noch Energie. Umso mehr, da der Herd immer zuerst noch mit Holz eingeheizt werden musste. Die Mahlzeiten wurden deshalb bei Gelegenheit vorgekocht und das Mittagessen vielfach kalt konsumiert.
Essen in der Fabrik
Fabrikarbeiter, die keine Zeit hatten um mittags nach Hause zu gehen, nahmen ihre Mahlzeiten teilweise mit an den Arbeitsplatz. Einige Fabrikunternehmer stellten ihren Arbeitern auch Einrichtungen zum Aufwärmen des Mittagessens zur Verfügung oder richteten eine fabrikeigene Kantine ein. Solche Mittagstische waren in der Schweiz vor allem in ländlichen Gebieten anzutreffen, jedoch waren sie nicht so beliebt. Häufig gab es – natürlich gegen Bezahlung – lediglich eine Suppe und etwas Brot, was den Hunger der Arbeiter kaum stillen konnte.