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Abzocke auf Onlyfans – so werden Männer von Chattern manipuliert
Aus rec. vom 15.01.2024.
abspielen. Laufzeit 26 Minuten 41 Sekunden.

Betrug mit Sexting Ghostwriter zocken auf Onlyfans Männer ab

Sexting ist bei Onlyfans ein Businessmodell: Abonnenten chatten mit Models und kaufen exklusive Inhalte. Doch nicht immer sind es die Models selbst, die zurückschreiben. Sogenannte Ghostwriter wenden manipulative Methoden an, um an Geld zu kommen.

Im Unterschied zu einschlägigen Pornowebseiten kann der Onlyfans-User über Direktnachrichten mit den Content Creators, auch Models genannt, in Kontakt treten. Fans und Creators würden so «authentische Verbindungen» aufbauen, wirbt die Erotikplattform auf ihrer Webseite.

Die Erotikplattform Onlyfans

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Onlyfans machte im 2022 einen Milliardenumsatz und ist ähnlich aufgebaut wie andere Social-Media-Plattformen. Die Nutzer können Profile anlegen und dort Fotos und Videos hochladen.

Obwohl Onlyfans mit Inhalten aus den Bereichen Fitness, Musik und Kunst wirbt, wird die Plattform in erster Linie für erotischen und pornografischen Inhalt genutzt.

Über die Kommentarfunktion oder direkte Nachrichten kann mit anderen Nutzerinnen und Nutzern kommuniziert werden. Im Unterschied zu Instagram oder Facebook können die Content Creators für ihre Inhalte Geld verlangen. Die Preise für die Abonnements und zusätzliche Inhalte legen sie selbst fest.

Doch diese Versprechen werden nicht immer eingehalten, wie Recherchen von SRF zeigen. Um die dubiosen Machenschaften aufzuzeigen, schleuste sich ein «rec.»-Reporter bei einer kanadischen Agentur als Chatter ein. Diese ist auf die Profitmaximierung von Onlyfans-Konten spezialisiert.

Manipulative Methoden

Als Vorbereitung auf ihren Einsatz werden Chatter mit Lernvideos und Chatskripts angeleitet. Es geht darum, mit perfiden Mitteln möglichst viel Umsatz zu generieren.

So heisst es in einem dieser Lernvideos: «Schau, dass der Fan spitz bleibt, damit er möglichst viel Content kauft. Stelle sicher, dass er nicht kommt, bis er mindestens drei Bündel mit Content gekauft hat.»

Das Ziel ist, dass sich die Männer in das Model verlieben. So können wir ihnen den Inhalt teuer verkaufen.
Autor: Chatterin auf Onlyfans

Eine Frau aus den Philippinen, wo viele Chatter rekrutiert werden, gibt gegenüber SRF anonym Insiderwissen preis: «Das Ziel ist, dass sich die Männer in das Model verlieben. So können wir ihnen den Inhalt teuer verkaufen. Unzählige Männer, mit denen ich im Namen des Models schreibe, denken, sie seien ihr Freund.» Die Chatterin arbeitet für zwei Agenturen 16 Stunden pro Tag und verdient so rund 2000 Dollar im Monat.

Ein Schweizer Agenturinhaber, der ebenfalls anonym bleiben möchte, erklärt, dass Onlyfans-Models mit grosser Reichweite die Nachrichten der Abonnenten gar nicht alle selbst beantworten könnten.

OnlyFans-Agenturinhaber aus der Schweiz
Legende: Der Schweizer Agenturinhaber verwaltet die Onlyfans-Konten von 20 OnlyFans-Models. SRF

Der Umsatz der OnlyFans-Konten liesse sich ohne Ghostwriter kaum steigern. Auf den Betrug angesprochen, winkt er ab: «Am Ende ist es dem Konsumenten egal, wer zurückschreibt. Hauptsache, er hat eine Konversation. Bis jetzt hat sich noch niemand beschwert.»

Sexting ist ein Knochenjob

Der Ghostwriter-Job ist hart und vor allem ekelerregend. Während seiner verdeckten Recherche gibt sich der «rec.»-Reporter im Auftrag der Agentur als Model aus und chattet während fünf Stunden mit unzähligen Abonnenten. Obwohl er versucht, die Anleitungen der Agentur zu befolgen, generiert er am Ende seiner Schicht nur 78 Dollar Umsatz.

rec.-Reporter Robin Pickis arbeitet als OnlyFans-Chatter.
Legende: «rec.»-Reporter Robin Pickis arbeitet als Onlyfans-Chatter. SRF

Wie die SRF-Recherchen zeigen, arbeiten Chatter normalerweise auf Provisionsbasis und erhalten rund drei bis zehn Prozent des Umsatzes. Manche Agenturen bezahlen einen Stundenlohn von zwei bis fünf Dollar.

Agentur und Onlyfans äussern sich nicht

Die kanadische Agentur, die den SRF-Reporter als Onlyfans-Chatter einsetzte, will sich nach Offenlegung der Recherchen nicht dazu äussern und auch keine Fragen gegenüber SRF beantworten.

Die Onlyfans-Agenturen

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Die Pflege von Onlyfans-Konten mit grosser Abonnentenzahl kann für die Content Creators aufwendig sein. Neben dem Produzieren von neuen Inhalten ist vor allem das Beantworten von Direktnachrichten der Abonnenten zeitintensiv. Doch genau diese Arbeit ist am lukrativsten.

Der Aufwand für das Verwalten von Onlyfans-Konten mit grosser Reichweite hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass zahlreiche Agenturen entstanden sind. Ein Schweizer Agenturinhaber, der anonym bleiben möchte, sagt gegenüber «SRF rec.», er erhalte 50 Prozent des Gesamtumsatzes der Models, die bei ihm unter Vertrag seien.

Damit der Profit maximiert werden kann, lagern viele Agenturen die zeitaufwendige Arbeit des Chattens an billige Arbeitskräfte aus.

Onlyfans selbst unterbindet diese Art von Geschäftsmodell mit Agenturen und Ghostwritern nicht. Die Plattform lässt gegenüber SRF lediglich verlauten, die Abonnenten hätten die Möglichkeit, sich bei der Plattform zu beschweren und ihr Geld zurückzuverlangen.

Die Erotikplattform Onlyfans, die Agenturen sowie die Chatter verdienen am Ende an jenen Abonnenten, die glauben, sie hätten eine «authentische Verbindung» zu den Models.

Radio SRF Virus, 16.01.2024, 10:00 Uhr;kobt

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