Der Helikopter landet auf 3244 Meter auf dem Lenker Gipfel. Nils Hählen, Leiter der Abteilung Naturgefahren des bernischen Amtes für Wald, will noch vor dem Wintereinbruch eine Permafrost-Sonde montieren. In drei rund 20 Meter tiefe Bohrlöcher setzen er und zwei Techniker Messketten mit Temperaturfühlern ein. Sie sollen Auskunft darüber geben, welche Auswirkungen es hat, wenn bis anhin dauerhaft gefrorene Böden aufgrund des Klimawandels auftauen.
Dies sind Annahmen und keine harten Fakten.
«Steinschlag und Felsstürze dürften sich im Hochgebirge eher häufen», meint Nils Hählen. «Dies sind aber Annahmen und keine harten Fakten. Die Aufzeichnung von Ereignissen reicht nicht sehr weit in die Vergangenheit zurück, und somit ist die heutige Frequenz schwierig mit früher zu vergleichen ist. Wichtig ist, dass nicht jedes Ereignis auf die Folgen der Klimaänderung zurückzuführen ist.»
Hohe Kosten
Etwa zwölf Prozent der Böden im Berner Oberland sind ganzjährig gefroren. Permafrost-Messstellen gibt es bislang im Kanton Bern drei, in der ganzen Schweiz sind es annähernd 25. Die Kosten pro Messstelle sind hoch: Rund 100'000 Franken kostet eine Station.
Um die Datenlage zu verbessern, will Bern in den nächsten Jahren sein Netz ausbauen und steht dafür in Kontakt mit anderen betroffenen Kantonen wie Wallis und Graubünden und dem Permafrost-Monitoring Network der Schweiz.
Bergsturz bei Bondo wegen Klimawandel?
Auf die Ereignisse in Bondo angesprochen meint Nils Hählen: «Das Ereignis in Bondo ist gerade erst eingetreten und die Analyse, wie und warum das passiert ist, liegt noch nicht vor. Weil Bergstürze an sich seltene Ereignisse sind, haben wir hier eine noch viel geringere Datenbasis zur Verfügung, um irgendwelche Trends in deren Auftreten abschätzen zu können. Zudem geht die Kluft bei einem Bergsturz bis 100 Meter in die Tiefe; die Auftauschicht beim Permafrost ist gerade mal ein paar Meter. Es kann aber sein, dass der letzte ‹Zwick› beim Bergsturz durch die Folgen der Klimaänderung ausgelöst wurde.»
Für sein Gebiet im Berner Oberland erhofft sich Naturgefahren-Spezialist Hählen, dass er mit ein paar zusätzlichen Messstellen an geeigneten, repräsentativen Standorten dem auftauenden Permafrost auf die Spur kommt. Damit mögliche Gefahrenherde vorzeitig erkannt und die Vorgänge besser verstanden werden.