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Wie gut fühlen sich Menschen in der Schweiz?
Aus Reporter vom 18.08.2024.
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Gesund dank Natur Waldbaden: Wundermittel oder esoterischer Humbug?

In Japan ist Waldbaden längst als offizielle Therapieform anerkannt. Funktioniert das auch im Schweizer Wald?

Sonnenstrahlen schimmern und funkeln blendend durch das grüne Dickicht, verschiedene Vogelstimmen vermischen sich mit dem Blätterrauschen im Wind, es riecht holzig, herb und frisch – wie ein Auerbach-Salto in die Natur, ein komplettes Eintauchen in das Dickicht: willkommen beim Waldbaden in Uitikon Waldegg, Zürich.

Waldbaden ist in den 1980er-Jahren in Japan entstanden. In vielen Ländern, darunter Deutschland, Österreich und die Schweiz, wird Waldbaden als ganzheitliche Methode zur Stressreduktion und Gesundheitsförderung angeboten.

Der Wald tut uns gut

Saubere Luft, anregende Duftstoffe, angenehmes Klima, Naturgeräusche, gedämpftes Licht: Der Wald hat zahlreiche positive Auswirkungen auf unser Wohlbefinden. Ein Waldbesuch wirkt beruhigend auf unser Nervensystem und hilft, Stress zu reduzieren. Für Menschen mit einem hektischen Alltag ist der Wald ein wohltuender Kontrast.

Der Wald hat einen positiven Effekt auf unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit.
Autor: Martina Föhn ZHAW-Forschungsgruppe Grün und Gesundheit

Zahlreiche Studien, vorwiegend aus dem asiatischen Raum, attestieren dem Wald eine gesundheitsfördernde Wirkung. Ist demnach die Wirkung des Waldbadens wissenschaftlich belegt? Martina Föhn von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) beschäftigt sich mit der Forschung und Ausbildung zum Thema Waldbaden. «Dass der Wald einen positiven Effekt auf unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit hat, steht ausser Frage.»

Japans Naturkur: Shinrin Yoku

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Waldbaden, auch bekannt als «Shinrin Yoku», ist eine Praxis, die ihren Ursprung in Japan hat und in den 1980er-Jahren entwickelt wurde. Der Begriff «Shinrin Yoku» lässt sich als «Eintauchen in die Waldatmosphäre» oder «Waldtherapie» übersetzen.

Beim Waldbaden werden Achtsamkeitsübungen im Wald gemacht. Diese Praxis wurde von der japanischen Regierung gefördert, um gestresste Stadtbewohner in die Natur zu bringen und ihre Gesundheit zu verbessern.

Anerkannte Therapieform

Mittlerweile ist Waldbaden in Japan als anerkannte Therapieform etabliert und hat weltweit Anhänger gefunden.

Einige der «Waldbaden-Studien» würden aber auch von diversen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen kritisiert, sagt Martina Föhn von der ZHAW. «Teilweise entspricht die Methodik nicht mehr heutigen Standards», so Föhn.

Beispielsweise seien manche Studien nicht im Wald, sondern in geschlossenen Räumen mit Duftproben durchgeführt worden. Ausserdem seien bei manchen Studien deutlich zu wenig Menschen befragt worden, um aussagekräftige Resultate zu erhalten.

Offene Fragen beim Schweizer Wald

Und ob die Erkenntnisse aus Japan auf die Schweiz übertragbar sind, ist laut Martina Föhn fraglich: «Die japanischen Wälder sind nicht mit dem Schweizer Wald vergleichbar.» Inwiefern die Schweizer Bäume, zum Beispiel in Bezug auf Duftstoffe, ihre Wirkung erzeugen, müsse erst noch erforscht werden, so Föhn.

Unterdessen ist die Gruppe beim Waldbaden in Uitikon Waldegg kaum vorwärtsgekommen. Waldbaden braucht Zeit. Der Gang der Teilnehmerinnen scheint bedächtig und kommt eher einem Schlendern, wenn nicht sogar Wandeln, nahe.

Neben der Langsamkeit fällt auf, dass die Frauen die Umgebung intensiv wahrnehmen. Ihre Blicke schweifen durch die Gegend, dem Boden entlang, in die Ferne, in die Höhe. Blätter werden berührt, gestreichelt oder dann auch mal in den Mund gesteckt.

Beim Waldbaden probieren wir, nebst dem Sehen auch mal die anderen Sinne mit einzubeziehen.
Autor: Tanja Flütsch Naturcoach

Angeführt wird die Gruppe von Tanja Flütsch, Naturcoach und Waldbaden-Gruppenleiterin aus Zürich, die sich in den letzten zehn Jahren im Coaching-Bereich weitergebildet hat.

Derzeit absolviert sie eine Ausbildung zur zertifizierten Shinrin-Yoku-Gesundheitstrainerin und erklärt: «Teil des Erlebnisses ist es, mal bewusst an etwas zu riechen, die Natur anzufassen oder auch in sich hineinzuspüren, wie man sich fühlt. Im Alltag dominiert der Sehsinn. Beim Waldbaden probieren wir, auch mal die anderen Sinne mit einzubeziehen.»

Dank Corona nicht mehr in der Eso-Ecke

Waldbaden wurde in der Schweiz lange belächelt oder als esoterischer Humbug abgetan. Das hat auch Nadine Gäschlin gespürt. Sie ist Gründerin der Waldbaden-Akademie Schweiz und Präsidentin des Shinrin-Yoku-Dachverbands in der Schweiz.

Anfangs waren viele skeptisch.
Autor: Nadine Gäschlin Gründerin der Waldbaden Akademie-Schweiz

«Als ich 2018 anfing, mich im Bereich Waldbaden weiterzubilden, waren viele skeptisch.» Während Corona seien viele wieder vermehrt im Wald unterwegs gewesen und hätten sich auch mit Gesundheitsthemen beschäftigt, so Gäschlin.

Durch die Corona-Krise veränderte sich auch die Art und Weise, wie die Schweizer Bevölkerung den Wald nutzte. Das ergaben Befragungen der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft.

Vor der Pandemie lag der Fokus bei Waldbesuchen vorwiegend auf sozialen oder sportlichen Aktivitäten: Picknick mit Freunden und Familie oder Mountainbiken. Während Corona wurde dann der Wald vermehrt zur Förderung der physischen und psychischen Gesundheit besucht.


Unterdessen hat Nadine Gäschlin in ihrer Waldbaden-Akademie über 20 Ausbildungsgänge mit mehr als 240 Teilnehmenden durchgeführt.

Ein stetig wachsender Anteil der Absolventinnen und Absolventen komme aus dem therapeutischen Bereich. Gäschlin selbst unterstützt seit anderthalb Jahren Patientinnen und Patienten einer psychiatrischen Klinik mit Waldbaden. «Wir fördern damit das Selbstmanagement und die Selbstregulationskompetenzen.»

Der Wald tut uns also zweifellos gut. Aber kann ich denn nicht einfach auch im Wald spazieren oder wandern gehen?

«Durch die angeleiteten Achtsamkeitsübungen verstärkt sich die Präsenz im Hier und Jetzt und die Distanz zum oft stressigen Alltag. Dadurch können wir Körper und Geist besser entspannen und die positive Wirkung des Waldes ist stärker», sagt Nadine Gäschlin.

Martina Föhn von der ZHAW ergänzt, dass durch die bisherigen Studien meist nicht erforscht wurde, ob beim Waldbaden die Achtsamkeitsübungen oder die Umgebung wirksamer ist. «Wahrscheinlich ist es die Kombination, die es ausmacht», so Föhn.

«Reporter Spezial – Auf Achse»

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Legende: Kreuz und Quer durch die Schweiz für die packendsten Geschichten Donat Hofer unterwegs im Bus SRF

«Reporter Spezial – Auf Achse» ist eine vierteilige Serie, in der Reporter Donat Hofer in einem Bus durch die Schweiz reist, um die alltäglichen Leben der Menschen zu erkunden. In jeder Folge taucht er tief in verschiedene Themen ein, die die Schweizer Bevölkerung bewegen.

Die Serie begann im Juni mit den ersten beiden Folgen «Wie einsam sind Menschen in der Schweiz?» und «Wie liebt und hasst die Schweiz?».

Die aktuelle Reportage trägt den Titel «Wie gut fühlen sich Menschen in der Schweiz?». Die letzte Folge «Wie nahe sind sich Freud und Leid in der Schweiz?» erscheint Ende August.

SRF 1, 19.8.2024, 21:00 Uhr;kobt

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