Der Unterschied ist enorm: 6 von 10 Frauen arbeiten in der Schweiz Teilzeit. Unter den Männern sind es nur 2 von 10. Der Graben wird sogar noch grösser, wenn Kinder im Spiel sind.
Dabei wollen Väter immer mehr Verantwortung in der Kinderbetreuung übernehmen. Das zeigt eine Umfrage der Stiftung Elternsein von 2021.
Wunschdenken und Wirklichkeit klaffen weit auseinander. Woran liegt das? Reporterin Viktoria will es herausfinden und trifft für ihre Reportage drei Väter in unterschiedlichen Familienmodellen.
Christoph Emch ist Vater einer eineinhalbjährigen Tochter und Partner in einer Kommunikationsagentur. Seine Karriere ist ihm wichtig, die Beziehung zu seinem Kind aber auch. Deshalb arbeitet er 100 Prozent in vier Tagen, was für ihn auslaugend und intensiv ist. «Ich musste mich anfangs überwinden, einen Tag für meine Tochter herzugeben.», sagt Christoph.
Christoph Emch bricht ein Tabu und gibt zu, dass ihm die Entscheidung, einen Tag mit seiner Tochter zu verbringen, nicht leichtgefallen sei.
Ich musste mich anfangs überwinden, einen Tag für meine Tochter herzugeben.
Für seine Frau Barbara Hess war von Anfang an klar, dass sie diejenige ist, die das Arbeitspensum reduzieren wird. Sie arbeitet heute 80 Prozent.
Ob sich Christoph Emch an seinem Betreuungstag voll auf die gemeinsame Tochter einlassen und fokussieren kann, war für Barbara Hess nicht sicher. Seit Tag eins hat sie aber keine Bedenken mehr.
In seinem Agenturalltag wird Christoph Emch stark an seinen Leistungen gemessen. Diese müssen sich auch in den Zahlen niederschlagen. «Ich zweifle daran, ob das ein zukunftsfähiges Modell ist», bemerkt er. Unter diesen Umständen 100 Prozent in vier Tagen unterzubringen, gelingt ihm nicht immer.
Ich zweifle daran, ob das ein zukunftsfähiges Modell ist
Auch Philipp würde gerne mehr Zeit mit seinem Kind verbringen. Vor der Geburt hat er deshalb bei seinem Arbeitgeber den Antrag gestellt, auf 80 Prozent reduzieren zu können. Sein Wunsch, in einem geringeren Pensum zu arbeiten, wurde von seinem Arbeitgeber aber nicht gehört.
Für Philipp und seine Frau Jessica war der abgelehnte Antrag ein Rückschlag. Eigentlich war fest eingeplant, dass Philipp einen Tag der Kinderbetreuung übernimmt.
Ein Firmen-Wechsel kommt für Philipp aus karrieretechnischen Gründen aber dennoch nicht infrage.
Daniel Wichtermann hat andere Prioritäten: «Mein Wunsch war es schon immer, eine Familie zu gründen und Zeit für sie zu haben.» Er und seine Frau sind beide zu 60 Prozent erwerbstätig, die restliche Zeit widmen sie ihren zwei Kindern.
Mein Wunsch war es schon immer eine Familie zu gründen und Zeit für sie zu haben
Für Daniel war schnell klar, dass er aktiv am Alltag seine Kinder teilnehmen will. Karriereambitionen hatte er nie. Als Medizintechniker verzichtet er für mehr Flexibilität auf den Aussendienst und kann so seinen Büroalltag gut mit den Betreuungstagen kombinieren.
Unterschiedliche Modelle, unterschiedliche Bedürfnisse – eine Challenge für die jeweiligen Familien sind sie allemal.