Am 25. Juli 2015 holt Christian Kast seine Kinder im Heim ab, um mit ihnen den Tag zu verbringen. Er fährt mit ihnen nicht wie abgemacht in einen Kletterpark, sondern an den Flughafen. Dort wartet seine Frau und fliegt mit den Mädchen in Richtung Philippinen ab.
Die Behörden wissen zu diesem Zeitpunkt nur: Kast ist mit seinen Kindern verschwunden. Sie befürchten einen zweiten «Fall Flaach», der sich am 1. Januar 2015 ereignete. Auch Kast könnte seinen Kindern etwas antun, so die Angst. Darum bitten die Behörden die Öffentlichkeit um Mithilfe bei der Suche nach der Familie.
Am 27. Juli 2015 ist klar: Den Kindern geht es gut, sie sind auf den Philippinen.
28. Juli 2015: Christian Kast wird von der Anti-Kesb-Bewegung als Held gefeiert. Kesb-Kritikerin Julia Onken ist «nicht überrascht» über die Eskalation im aktuellen Fall: «Das Drama zeigt einmal mehr, dass dieses Konstrukt Kesb nicht in der Lage ist, die grosse Aufgabe zu bewältigen.» Und SVP-Nationalrat Pirmin Schwander sagt, dass der Fall Kast kein Einzelfall sei: «Bei mir stapeln sich die Dossiers mit Kesb-Fällen. Darunter sind einige, die von staatlicher Willkür zeugen.» (Quelle: 20 Minuten Online, 28.7.2015)
29. Juli 2015: Die «Basler Zeitung» publiziert ein Porträt über Christian Kast. Titel: «Der umstrittenste Vater der Schweiz». Kast sei ein «bekennender Rechtsnationaler», dem seine Heimat wichtig sei. Und Kast finde es gut, dass mit den Flüchtlingsbooten auch IS-Anhänger ins Land geschleust werden («dann wird endlich bald wieder gesteinigt hier», Eintrag vom 16. Juli 2015). (Quelle: Basler Zeitung, 29.7.2015)
30. Juli 2015: Der «Blick» veröffentlicht einen Artikel mit dem Titel «Spenden für die Kasts». Die Solidaritätswelle für die Familie Kast auf Facebook sei ungebrochen. Neben moralischem Zuspruch treffen erste Geldspenden ein. (Quelle: Blick, 30.7.2015)
31. Juli 2015: Der «Blick» kommentiert: «Der Fall Kast zeigt exemplarisch, wie schnell die Kesb mit ihrem schematischen Vorgehen an ihre Grenzen stösst.» (Quelle: Blick, 31.7.2015)
2. August 2015: Die «Schweiz am Sonntag» publiziert einen Artikel mit dem Titel «Zweifelhafter Held». «Als Kämpfer gegen die Kesb stösst Christian Kast auf viel Unterstützung – warum eigentlich?», fragt das Blatt. Auf seinem Facebook-Profil weise sich Kast als Pegida-Anhänger aus, auch eindeutig rechtsextreme Seiten habe er abonniert.
Kast habe viele Feindbilder: Den Verbotsstaat, den Bundesrat, die EU.
Kast habe prominente Unterstützer. Einer von ihnen ist der Berner Anwalt und Lobbyist Patrik Kneubühl, der unter dem früheren Bundesrat Christoph Blocher den Rechtsdienst des Justizdepartements leitete. Er kenne Kast seit eineinhalb Jahren über Facebook, sagt er. Gerne werde er Kast in Rechtsfragen unterstützen – unentgeltlich. Für Kneubühl zeigt Kasts Fall, woran die Kesb kranke: Die Behörde erlaube sich Willkür und missachte das rechtliche Gehör der Betroffenen. «Das ist ein Unrechtsregime.» (Quelle: Schweiz am Sonntag, 2.8.2015)
10. August 2015: Das Migros-Magazin berichtet über «Die Kesb am Pranger». Die Diskussionen um die kantonal organisierten Kesb rissen nicht ab. Die Bewegung habe einen neuen Kronzeugen: «In den sozialen Netzwerken wird Kast nun als Held gefeiert.» (Quelle: Migros-Magazin, 10.8.2015)
11. September 2015: Kast hofft im «Blick», dass es kein Fehler gewesen ist, seine Kinder auf die Philippinen zu bringen. Wenn seine Frau nicht zur Vernunft komme, müsse er seine Tochter zurück in die Schweiz holen. Das gehe aber nur, wenn ihm die Kesb das Sorgerecht gebe. Kast: «Zurück ins Heim kommen die beiden auf keinen Fall!» (Quelle: Blick, 11.9.2015)
16. September 2015: Der «Blick» berichtet über «Kast gegen alle!» «Immer wieder verhaut sich Kast, wenn er in die Tasten greift.» Er schreibe etwa über die Möglichkeit eines IS-Attentates am Zürcher HB: «Hoffentlich trifft es viele Linke, wenn es passiert.» Oder in einem anderen Post: «Ich hätte eine Wunschliste, wenn der IS nur Regierungen attackieren will: Molina, Wermuth, Sommaruga oder Widmer-Schlumpf.» (Quelle: Blick, 16.9.2015)
14. Dezember 2015: Die «NZZ» schreibt über ein «Stelldichein mit Outcasts». Die Gruppe «Hengst & Hitzkopf» begebe sich im Fabriktheater auf die Spuren der Western-Helden, die der Schauspieler Charles Bronson einst darstellte. «Der Höhepunkt des Abends ist das Gespräch mit dem im Aargau wohnhaften Christian Kast», schreibt die «NZZ». Kast redet darin unter anderem von seinen Amok-Fantasien. Das 75-minütige dokumentarische Stück «eröffnet Denkräume über Gesetzlose», so die «NZZ». (Quelle: NZZ, 14.12.2017)
31. Dezember 2015: «Blick» berichtet über «Kast im Glück». Umarmen statt Skypen: Nach fünf turbulenten Monaten sei der Aargauer Christian Kast wieder mit seinen Lieben vereint. Er ist auf die Philippinen geflogen und verbringt seinen Urlaub mit der Familie. (Quelle: Blick, 31.12.2015)
07. Januar 2016: «Schluss mit lustig bei Kast e Familie: Jetzt gibts den Thrilla in Manila!», schreibt der «Blick». «Meine Frau hat nicht alle Tassen im Schrank und die Kesb wird sich ins Fäustchen lachen», habe Kast in sozialen Netzwerken geschrieben. Er sei ein «Opfer» seiner Frau, müsse seine Tochter Alina beschützen. (Quelle: Blick, 7.1.2016)
03. Juni 2017: Der «Blick» berichtet, das neue SRF-Format «Arena/Reporter» starte mit einem Knall: nämlich mit dem Auftritt eines Rechtsradikalen, der menschenverachtende Gewaltfantasien im Internet verbreite. «Immer wieder liess Kast seine rechtsradikale Gesinnung durchblicken, BLICK stellte die Berichterstattung über seinen Fall ein.» (Quelle: Blick, 3.6.2017)