Wie kann ein Zahnpasta-Hersteller den stagnierenden Umsatz wieder in Schwung bringen? Ganz einfach: Er vergrössert das Loch vorne an der Tube. «Kassensturz» zeigt im Gründungsjahr 1974: Einige Zahnpasten haben einen doppelt so grossen Lochdurchmesser wie andere - und leeren sich deshalb schneller.
Roger Schawinski, Medienunternehmer und erster «Kassensturz»-Redaktionsleiter, sagt zum Trick: «Wir haben das zum ersten Mal gezeigt. Und ich glaube, das hat schon etwas ausgelöst. Das man einfach nicht auf die billige Art und Weise den Konsumenten übers Ohr hauen kann.»
«Das ist Bschiss»
1978 ruft Kassensturz die Zuschauerinnen und Zuschauer auf, Beispiele von Mogelpackungen zu melden. Ein Produkt, das viele Konsumenten nervt, sind die Cailler Party Pralinees. In einer überdimensionierten Schachtel sind gerade mal zehn Pralinees enthalten.
Legendär ist Strassenumfrage von Redaktionsleiter André Francioli: «Das ist Bschiss», sagen viele Konsumenten, als sie sehen, wie wenig Inhalt in der Pralinee-Schachtel ist.
Bundesrätin Simonetta Sommaruga, früher Geschäftsführerin und Präsidentin der Stiftung für Konsumentenschutz (SKS), sagt: «Der Konsument ist bei der Information immer im Hintertreffen. Darum braucht es Sendungen, die genauer hinschauen und die mehr Mittel haben.»
Unnötiges Verpackungsmaterial
Grosses Thema im Jahr 1992: unnötiges Verpackungsmaterial, sogenannte Umverpackungen. Sie verursachen riesige Müllmengen. «Kassensturz» geht auf Einkaufstour in einer Filiale von Detailhändler Waro.
Gleich vor Ort im Laden entfernt Redaktor Hansjörg Utz die unnötigen Verpackungen. Resultat: Ohne Verpackung ist der Einkaufswagen nur noch zu einem Drittel voll, während er mit Verpackungen überquillt.
Der damalige Geschäftsführende Direktor von Waro, Hansueli Loosli, rechtfertigt sich im Studiogespräch . Der Detailhändler hätte mancherorts die Verpackungsmenge reduziert. «Wir sind 1984 die erste Detailhandelsorganisation der Schweiz gewesen, die den Früchte- und Gemüse-Offenverkauf in Selbstbedienung angepriesen hat. Ohne Verpackung und ohne Mengenzwang.»
Weniger Inhalt zum gleichen Preis
2003 berichtet Kassensturz über versteckte Preiserhöhungen, zum Beispiel bei einer Handcreme von Klorane. Diese kostete vorher 9.90 Franken für 100ml. Nachher 8.90 Franken für 50 Milliliter. Das ist ein Preisaufschlag von saftigen 80 Prozent.
Der ehemalige Preisüberwacher Rudolf Strahm sagt, dass die Preisüberwachung immer wieder Publikumsmeldungen über versteckte Preiserhöhungen erhalten hat. Sie hätte den Produzenten aber keine Vorschriften machen können. «Umso wichtiger ist, dass der «Kassensturz» das immer wieder bekannt macht, damit solche Praktiken nicht einreissen.»