«Kassensturz» feiert seinen 40. Geburtstag. Jetzt blickt die Redaktion zurück. Mit einer speziellen Sendung am 7. Januar 2014. Zudem präsentiert sie eine Serie, die Highlights, Skandale und grosse Konsumenten-Fallen aus 40 Jahren nochmals aufrollt. Redaktionsleiter Wolfgang Wettstein sagt zum Rückblick: «Unser Fundus ist riesig. Wir servieren einige Perlen.»
Kritik schon nach der ersten Sendung
Über 8000 Beiträge strahlte der «Ka ssensturz» in 40 Jahren aus. Zum ersten Mal flimmerte er am 4. Januar 1974 in die Schweizer Stuben. Er kam frech daher und stellte sich von Anfang an auf die Seite der Konsumenten.
Erster Redaktionsleiter war Medienpionier Roger Schawinski, damals 28 Jahre alt: «Die Idee für die Sendung kam mir in den USA, vom bekannten Konsumentenschützer Ralph Nader». Die Sendung war gemäss Schawinski völlig neu: «Ich wollte Wirtschaftsinformation von unten machen, aus Sicht der Konsumenten.»
Roger Schawinski 1973 im Moderationstest für die neue Sendung «Kassensturz»
Die neue Sendung kam an und erzielte sofort hohe Einschaltquoten. Bereits die erste Ausgabe machte Schlagzeilen: Der Reisebüroverband attackierte den «Kassensturz». Die Sendung hatte die Reisebüros kritisiert, weil sie in ihren Prospekten nicht auf Kerosinzuschläge hingewiesen hatten. Der damalige Preisüberwacher gab «Kassensturz» aber Recht und forderte die Reisebüros auf, die Zuschläge fortan korrekt anzugeben. Roger Schawinski leitete den «Kassensturz» bis 1976.
Regelmässige Enthüllungen
Auf ihn folgte André Francioli, der dem «Kassensturz» seit der Gründung angehörte. In seiner Zeit als Redaktionsleiter strahlte «Kassensturz» 1978 den aufsehenerregenden Ravioli-Test aus. Der Autor Oliver Affolter inszenierte den Beitrag als Agenten-Thriller und zeigte mit prägnanten Bildern, dass Büchsen-Ravioli auch unappetitliche Fleischbestandteile enthielten, sogar Schweineköpfe (siehe Perlen aus dem Archiv). Nach dem Beitrag brach der Umsatz der Büchsenravioli ein. Zwei Hersteller verlangten vom Schweizer Fernsehen Schadenersatz in Millionenhöhe. Ohne Erfolg, der Prozess endete fünf Jahre nach der Austrahlung mit einem Vergleich.
Der «Kassensturz» sorgte regelmässig für Enthüllungen, deckte Lebensmittelskandale auf und kritisierte Kartelle oder tierquälerische Produktionsmethoden. So wies die Sendung 1988 erstmals die Aufzuckerung von Schweizer Weissweinen nach, berichtete 1991 über überteuerte Autos oder zeigte 1999 in eindringlichen Bildern die Ferkelkastration ohne Betäubung. Von 1986 bis 1996 prägten Urs P. Gasche und Hans Räz die Sendung, als Redaktionsleiter und als Moderatoren. Von 1996 bis 2005 zeichnete Hansjörg Utz für den «Kassensturz» verantwortlich (siehe Bildergalerie mit Moderatoren und Redaktionsleitern).
Neuer Fleischskandal und Rekordbusse
Seit 2005 ist Wolfgang Wettstein «Kassensturz»-Redaktionsleiter. Bis heute rüttelt die Redaktion mit brisanten Geschichten die Öffentlichkeit auf. So deckte «Kassensturz» 2011 auf, dass Coop-Filialen regelmässig abgelaufenes Fleisch als Frischfleisch verkauften. 2010 zeigte die Sendung, wie BMW den Kauf von Neuwagen an Schweizer Kunden verweigerte. Aufgrund dieses «Kassensturz»-Berichts verhängte die Wettbewerbskommission (Weko) 2012 eine Rekordbusse von 156 Millionen Franken.
Infolge der zunehmenden Globalisierung der Wirtschaft setzt die Sendung auf Reportagen aus dem Ausland und deckt vor Ort häufig Missstände auf: 2009 filmte ein «Kassensturz»-Team die weitverbreitete Kinderarbeit bei Kakao-Bauern in der Elfenbeinküste. 2008 brachte die Sendung eindrucksvolle Bilder von tierquälerischen Kaninchen-Mastbetrieben im Ausland.
Testidee: Kneifen Bademeister?
Regelmässig sorgte «Kassensturz» auch für Schmunzeln. Ab den 1990er Jahren prägte Komiker Beat Schlatter mit zahllosen Auftritten die Sendung mit. Für die Zuschauer war er aber mehr als nur der Komiker, der in der Sendung den naiven und treuherzigen Konsumenten zum besten gibt:
«Im Tram haben mich die Zuschauer angesprochen und mich um Rat bei ihrem Konsumärger gefragt», erzählt Schlatter. Der Komiker gibt der Sendung noch eine lange Zukunft. Die Geschichten würden nie ausgehen. Es gibt einen Test, den er besonders gerne in der Konsumentensendung sehen würde: Der «Kassensturz» soll Bademeister testen, schlägt er vor: «In welchen Badis reagieren die Bademeister gut, wenn ein Tester am Absaufen ist?». Als Testperson steht Schlatter zur Vefügung.