1977 verspricht ein Buch: «Ihr Leben wird augenblicklich verändert.» Das Buch bringe eine Tasche voller Geld. Es heisst «Telecult Power» und beinhaltet unter anderem eine angeblich sichere Methode, um im Boden verborgene Schätze oder grosse Geldsummen zu finden. In Inseraten angepriesen und vertrieben wird es durch eine Versandhandelsfirma des Geschäftsmanns Adolf (Adi) Gast.
Die Tricks des Adi Gasts
«Kassensturz» berichtete in den folgenden Jahren mehrfach über die Tricks von Versandhändler Adi Gast. 1988 preist er in grossen Inseraten eine Brillantuhr eines alteingesessenen Schweizer Schmuckunternehmens an, mit Goldprägung. Doch geliefert wird eine Uhr, die sich nach ein paar Tagen in ihre Einzelteile auflöst. Ein Gutachten hält fest: Sie besteht aus billigstem Plastik, kommt aus Hong Kong, Stückpreis 3.50 Dollar.
Die Uhr war nur eine von zahlreichen dubiosen Angeboten, mit denen Adi Gast Konsumentinnen und Konsumenten über den Tisch zog. Adi Gast war wenig erfreut über die Recherchen und versuchte, die Ausstrahlung des Beitrags von «Kassensturz»-Redaktor Ueli Haldimann zu verhindern – erfolglos.
Forum:
Urs P. Gasche, langjähriger Moderator und Redaktionsleiter von «Kassensturz» und heute Redaktor bei «Infosperber», hält Berichte über solche Methoden für wichtig. Es gebe natürlich welche, die sagen, die Leute seien selber blöd, wenn sie auf solche Angebote reinfallen. «Da sage ich nein. Wenn die Werbung sagt: Sie haben gewonnen, dann soll der Kunde auch davon ausgehen können, dass er tatsächlich gewonnen hat.»
Schwindel mit Betteinlagen
1994 berichtet «Kassensturz» über einen Schwindel mit Betteinlagen. Die «Globo-Vital-Platte» verspricht «Freiheit von den Schmerzen». In Inseraten berichten angebliche Kunden von sensationellen Erfolgen bei Rheuma oder Arthritis. Doch «Kassensturz»-Redaktor Hansjörg Utz deckte auf: Diese Zeugnisse waren ein Schwindel. Beispielsweise entpuppte sich eine der angeblich zufriedenen Kundinnen als Angestellte der Vertreiber-Firma.
Der ehemalige Preisüberwacher Rudolf Strahm erklärt, dass immer Grauzonen entstehen würden bei solchen Gaunereien und Schlangenfängereien. Für die Behörden sei es manchmal schwierig, diese Tricks überhaupt zu sehen. «Umso wichtiger ist es, dass der ‹Kassensturz› das publik macht und denen auch das Handwerk legt.»
2004 berichtete «Kassensturz» über einen Güggeli-Grill-Betreiber, der Mitarbeitern Lohn- und Pensionskassenbeiträge schuldete. «Kassensturz»-Reporter spürten den Unternehmer, genannt «Güggeli Joe», in Wohlen auf und wollten ihn um eine Stellungnahme bitten. Doch es kommt anders: Der Geschäftsmann schlägt in die Kamera und verfolgt den Kameramann. Später beruhigte er sich und gewährt «Kassensturz» ein Interview.
«Kassensturz»-Gründer und Medienunternehmer Roger Schawinski sagt: «Es ist toll, wenn der «Kassensturz» Sachen aufdeckt, wenn er herangeht, wenn er sich nicht abspeisen lässt. Das war ja das Rezept von Anfang an.»
«Fast schon kriminell»
In den letzten Jahren berichtete «Kassensturz» mehrfach über die Praktiken des Geschäftsmanns Roland de Vallier. Ein Beitrag von 2009 zeigte das Beispiel einer 88-jährigen Frau, die an Alzheimer litt. Telefonverkäufer hatten ihr ein überteuertes Vitaminpräparat angedreht. Zwei Flaschen kosteten 119 Franken. Die Tochter der betagten Frau kritisierte: «Ich finde das fast schon kriminell. Viele ältere Leute müssen ganz schmal durch. Das war der Grund, warum ich an den ‹Kassensturz› gelangt bin.» Vertrieben wurde der Saft über ein Callcenter der Versandgroup Holding, die Teil eines Firmengeflechts ist. Einer der Chefs: Roland de Vallier.