Nach einer Lebenskrise hatte der dreifache Familienvater und gelernte Maschinenbauschlosser nach einer neuen, beruflichen Herausforderung gesucht. Und er begann eine Lehre als Fachmann Gesundheit in einem Alters- und Pflegeheim.
Weil der damals 50-Jährige so viel Lebens- und Berufserfahrung mitbrachte, konnte er die dreijährige Lehre in der Hälfte der Zeit absolvieren. Die Lehrabschlussprüfung absolvierte er 2016 mit einem Notendurchschnitt von 5,0 und Prüfungsangst, die ihn schon ein Leben lang begleitet.
Es ist wunderschön, Gelerntes auch weiterzugeben.
Er übernahm anschliessend eine Stelle als Fachmann Gesundheit mit Tagesverantwortung in einem Alters- und Pflegeheim. «Es war der richtige Entscheid, mein Beruf ist eine Berufung, und ich lerne jeden Tag dazu.»
Kurz darauf übernahm Renato Ugolini die Betreuung der Lernenden, nachdem er den Berufsbildner-Kurs absolviert hatte: «Es ist wunderschön, das Gelernte auch weiterzugeben. Ich erhalte so viele positive Feedbacks von Lernenden, und das spornt mich auch an.»
Unterdessen hat er auch noch den Expertenkurs gemacht, so dass er demnächst Prüfungen abnehmen darf. Und der 54-Jährige hat noch lange nicht ausgelernt. Er überlege sich, ob er noch den Erwachsenenbildner mache und später in der Berufsschule unterrichte.
Das alte Leben als Metallbauschlosser ist weit weg
Renato Ugolini sagt, wenn er an sich selbst in früheren Jahren denke, dann seien das wie zwei verschiedene Planeten, gar nicht vergleichbar. Er bereue keinen Moment, diesen Schritt mit 50 gewagt zu haben. Grosse Veränderungen könnten aber auch weitere Veränderungen mit sich ziehen, bemerkt Ugolini nachdenklich.
Seine langjährige Beziehung ist auseinandergebrochen: «Vielen ist wohl nicht bewusst, wie viele belastende Faktoren der Job in der Pflege mit sich bringt. Arbeiten am Wochenende, Spätschichten und emotionale Krisensituationen im Berufsalltag.»
Aber der grosse Mann mit den grauen Locken lacht: «Ich bereue nichts.» Und auf die Frage, ob er stolz sei auf den Mut, den er hatte, meint er verlegen: «Darf man stolz sein? Ich bin vor allem froh, dass ich es geschafft habe. Aber stolz? Ja, doch, man darf schon auch stolz sein.»